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Die Ruhe trügt nicht
Land unter heißt es wieder einmal in den Saale-Auen. Der Landkreis kommt offenbar glimpflich davon. Nur in Saal ist Altöl in die Saale geflossen.
Idylle mit leichten Nebenwirkungen: Die Saale-Auen bei Niederlauer haben sich in einen schimmernden See verwandelt.
Foto: GErhard FIScher (4), Manfred Mellenthin | Idylle mit leichten Nebenwirkungen: Die Saale-Auen bei Niederlauer haben sich in einen schimmernden See verwandelt.
Von unseren Mitarbeitern G. FIscher, M. Mellenthin u. M. Petzold
 |  aktualisiert: 16.12.2021 10:48 Uhr

Wenn es einer wissen muss, ob die Wasser der Saale noch steigen und zur wirklichen Bedrohung werden, dann Josef Fleckenstein. Als Hauptkommissar bei der Polizeiinspektion Bad Neustadt hat er nicht nur wegen seines Wochenenddienstes die Lage fest im Blick.

Auch als Privatmann hat er großes Interesse, dass die Saale und andere Nebenflüsse zu keinen Garstigkeiten anschwellen. Josef Fleckenstein wohnt in der Herschfelder Mühle ganz nah am Saaleufer. „Wir waren auch schon praktisch eine Insel“, erzählt der Polizeibeamte. Im Vergleich zum Samstagabend, als er an seiner wunderschön restaurierten Mühle die Pegelstände kontrollierte, hat er am Sonntag sogar noch zwei, drei Zentimeter weniger Wasserhöhe gemessen.

„Der alte Spruch scheint sich wieder zu bewahrheiten: Viel Schnee, wenig Wasser“, ist Hauptkommissar Fleckenstein durchaus auch als Privatperson erleichtert, dass die Gegend um Bad Neustadt von einem schlimmen Hochwasser verschont ist. Viel Schnee wirkt einerseits isolierend, weshalb die Böden nicht oder nicht zu stark gefroren sind und somit Wasser aufnehmen können.

Viel Schnee bedeutet aber auch, dass die Schneemassen lange ihre Kälte speichern und der Schnee nicht allzu rasch dahinschmilzt und noch gefährlicher wird.

Altöl in Milz und Saale

„Wir haben keine besonderen Vorkommnisse zu verzeichnen“, kann Fleckenstein beruhigen“. Die Beamten waren das Wochenende über angehalten, die ufernahen Bereiche verstärkt abzufahren und Auffälligkeiten zu vermelden.

Einzig aus Saal wurde ein Fall von Umweltverschmutzung am Sonntag aktenkundig. Dort waren im Hof eines Anwesens offenbar Eimer mit Altöl abgestellt. Durch das Hochwasser landete Altöl erst in der Milz und weiter in der Saale. Die Feuerwehr war im Einsatz. Das galt unter anderem auch für die Floriansjünger in Niederlauer. „Hochwassereinsatz statt Jahreshauptversammlung“ hieß es für die Feuerwehr Niederlauer unter Führung ihres Kommandanten Michael Greiner und seiner Crew ab Samstagmittag. Hochwasser in den Saale- und Lauerwiesen, mehrere Gebäude waren vom Hochwasser bedroht.

Alle Kräfte waren gefordert, um die Bäckerei und die Rückfront der Gebäude am Mühlweg zu sichern. Schwerstarbeit musste geleistet werden, um den Schafstall mit den Tieren des ortsansässigen Schäfers gegen die Wassermassen zu sichern. Viele Hände füllten Sandsäcke und stauten sie am Schafstall und den Gebäuden, um das Wasser möglichst abzusperren. Die Arbeit der Wehr hat sich gelohnt, die Sandsäcke hielten dicht.

„Es läuft alles gut hier“, gibt ein gelassener Bauhofleiter Konrad Wehe am Sonntagnachmittag Auskunft über den Stand der Dinge. „Die Brend führt wenig Hochwasser, das ist unser Glück“, ist Wehe erleichtert, denn die Brend ist einer der Gefahrenherde für Hochwasser im Stadtbereich.

Höher als Meldestufe II ist das Hochwasser der Saale im Bereich der Reder-Straße nicht angestiegen, zeigt sich Wehe auch hier beruhigt. Am Samstag waren Mitarbeiter des städtischen Bautrupps unterwegs, um dort auch die Dämme aus Mineralbeton und Kies dicht zu machen. Auch die verschiedenen Gräben im Stadtbereich wurden bei Patrouille-Fahrten begutachtet.

Beaver-Dämme stehen bereit

Das große Sandsack-Lager auf dem Bauhof wurde zwar schon geöffnet. Aber die Stadtteilwehren benötigten den einen oder anderen Sack für Sicherheitsmaßanhmen oder den einen oder anderen privaten Fall, wo in Keller Wasser drang. Auf dem Bauhof werden das Sandsacklager vorgehalten sowie die Vorrichtungen zum Befüllen. „Die Beaver-Schläuche stehen auf Abruf bereit, gebraucht wurden sie bisher aber nicht“, beruhigt Bauhofleiter Wehe weiter. „Es sieht alles sehr gut aus, es scheint glimpflich zu verlaufen“, schließt der Bauhof-Chef.

Ärger erwischt hat es da zum Beispiel den Nachbarlandkreis Bad Kissingen. Vor allem am Samstag zeigte sich die Lauer zwischen Maßbach und Poppenlauer von ihrer unangenehmen Seite. So richtig brenzlig wurde es in Poppenlauer schon in der Nacht zum Samstag, als die Feuerwehr ausrücken musste, um zum Beispiel am evangelischen Kindergarten Sandsackbarrieren zu errichten. Auf bis zu 3,64 Meter stieg der Pegel der Lauer und erreichte damit die höchste Meldestufe 4. Friedlich dagegen das Bild in Münnerstadt, das dank Hochwasserfreilegung von Fluten verschont blieb.

Ein böses Erwachen erlebte Bad Kissingen am Sonntagmorgen. Noch Samstag gegen Mitternacht lag der Hochwasserpegel unter 3,50 Meter. Gegen 3 Uhr früh ging dann alles rasend schnell. Das Schmelzwasser aus den Zuflüssen der Saale stellte sich geradezu überfallartig in der Badestadt ein. Binnen kurzer Zeit stieg das Hochwasser auf 4,08 Meter und erreichte damit die höchste Meldestufe.

ONLINE-TIPP

Viele Bilder und Infos unter www.mainpost.de www.hnd.bayern.de

Im Einsatz: die Niederläurer Wehr.
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Es wird eng: Unter der Brücke zum Bad Neustädter Schillerhain-Parkplatz
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Endstation: Oberebersbach ist noch weit.
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