
Um 6 Uhr, um 12 Uhr und um 18 Uhr ist das laute Knattern der Ratschen in vielen Gemeinden in Rhön-Grabfeld schon von Weitem zu hören. Es ist ein uralter Osterbrauch, der in einigen katholischen Gemeinden bis heute praktiziert wird, und Gläubige an die Messe erinnern soll. Denn ab Karfreitag bis Ostersonntag bleiben die Kirchenglocken still, deshalb ziehen Gruppen von Kindern mit ihren Ratschen durch die Straßen und ersetzen das Glockenläuten. Je nach Tradition singen sie dabei auch Sprechchöre.
"In den Dörfern in Rhön-Grabfeld geht der Brauch über Generationen", sagt Thomas Keßler. Der Domkapitular ist als Pfarrer auch für die Gemeinde Herschfeld zuständig. Er weiß, dass der Brauch dort bereits uralt ist, "schon die Erwachsenen erzählen, dass sie geratscht haben". Jedoch sei der Brauch keine "Herschfelder Spezialität", auch in Bamberg werde "geklappert, was das Zeug hält."
Beleidigung ratschender Kinder findet Pfarrer Keßler "unmöglich"
Eine 50-jährige Anwohnerin der Königshofener Straße in Herschfeld fühlte sich am Karfreitag durch den Osterbrauch gestört und brachte dies verbal zum Ausdruck. Sie forderte eine Gruppe, bestehend aus zwei 9-jährigen Jungen und einem 14-jährigen Mädchen, lautstark auf, das Klappern zu unterlassen, sonst bekämen sie "eine aufs Maul". Dies geht es aus einer Pressemeldung der Polizei Bad Neustadt hervor. Laut Polizist Michael Jäger ereignete sich der Vorfall um 18.20 Uhr auf der abendlichen Tour der Kinder.
Für Pfarrer Thomas Keßler ist ein solches Verhalten "unmöglich". Er ergänzt: "Wenn Kinder und Jugendliche sich noch engagieren, ist das etwas Gutes. Wer meint, er muss Stress machen, kann einem leidtun." Der Vorfall mache ihn traurig, denn in seinen Augen gehörten Bräuche zu einer Dorfgemeinschaft dazu. "In der Pandemie gab es eine Gemeinde in Rannungen (Lkr. Bad Kissingen), da hat ein ganzer Straßenzug geratscht. Jeder hat seine Ratsche rausgeholt, egal ob Jung oder Alt. Damit haben sie ein Zeichen gesetzt, dass auch die Pandemie sie nicht klein macht. Ratschen ist auch ein Zeichen der Zusammengehörigkeit."
Dass sich junge Menschen, wie das Trio in Herschfeld, auf eigene Initiative kirchlich engagieren, sei laut Keßler keine Selbstverständlichkeit. Während der Coronapandemie habe die Anzahl der Ministranten abgenommen, "weil sie nicht mehr zum Einsatz kamen. Diejenigen, die jetzt noch mitmachen, von der Seite anzureden ist schräg und einfach schade", so der Domkapitular.
In der Rhön sind viele Menschen mit dem Brauch aufgewachsen
Doch viele Menschen aus Rhön-Grabfeld kennen den Brauch, sind damit aufgewachsen und tolerieren ihn. "Ein derartiger Fall ist mir weder in Bad Neustadt noch in Mellrichstadt begegnet, es ist eher eine seltene Geschichte", sagt Polizist Michael Jäger. Seit knapp zweieinhalb Jahren ist er in der Region tätig und hätte in dieser Zeit nichts von einer Strafanzeige mitbekommen.
"Die 50-jährige Frau hat sich in ihrer Ruhe gestört gefühlt. Sie hält nichts von diesem Brauch und hat ihren Unmut gegenüber den Kindern preisgegeben", fasst er zusammen. Die verschreckten Kinder hätten daheim ihren Eltern davon berichtet, welche Anzeige erstatteten. Die Frau wurde in einem aufklärenden Gespräch über ihr unangemessenes Verhalten informiert. "Ihr wurde gesagt, das gehört sich nicht", sagt Michael Jäger, "dass es sich um eine Brauchtumsgeschichte handelt und dass sie das tolerieren muss."
Demnächst muss sie sich wegen versuchter Nötigung und Bedrohung verantworten. In beiden Fällen könnten der 50-Jährigen eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe drohen.
Wenn so eine Person Kinder erschreckt und mit Schlägen bedroht , sogar aufs "Maul" hauen,
dann sollte man dagegen vorgehen . Von einer ca. 50jährigen Person sollte man mehr Anstand und Zurückhaltung erwarten. Das ist wieder einmal eine dumme Verrohung unserer Gesellschaft. Wo sollen dann die Kinder sich Vorbilder hernehmen. Die Kinder werden dann genauso.
Diese Person muss bestraft werden wegen Bedrohung und sittlicher Unreife, auch als 50 jährige!!
Oder habe ich Sie da jetzt falsch verstanden?
Manche Dinge sind aber Brauchtum und man kann ja auch mal fünfe gerade sein lassen.
Ich habe als Junge auch geklappert und das war ein großer Spass. Und es gab auch immer welche, die sich gestört fühlten. Aber die Klapperei geht vorüber. Und Schläge androhen geht gar nicht!
Ob man nun gleich mit dem Strafrecht reagieren muss, darf man getrost bezweifeln. Ich bin sicher, wenn man vernünftig mit der Dame redet, sieht sie ein, dass das so nicht geht und entschuldigt sich vielleicht mit einer Tafel Schokolade bei den Kindern für ihre Prügeldrohung.
3x am Tag läuten sonst die Glocken - und zwar nicht, weil's ihnen so Spaß macht, sondern weil sie zum Gebet rufen (ähnlich dem Gebetsruf des Muezzin - nur mit dem Unterschied, dass niemand mehr zum Gebet schreitet, wenn die Glocken erklingen!)
Und weil während der Kartage die Glocken schweigen, übernehmen die Kinder mit ihren Rappeln bzw. Ratschen die Aufgabe und rufen zum Gebet!
Aber es ist natürlich auch eine Tradition - und eine für mich sehr schöne noch dazu!
Mal ganz ehrlich, wenn früher jemand die Kinder grob gescholten hat war das ganz normal und die lieben Kleinen haben das auch mir nix dier nix weggesteckt und vermutlich erstmal oberfrech darüber gelacht - auch Brauchtum, oder? Ich finde, man kann alles übertreiben und dazu zähle ich auch die drohende Klage wegen Beleidigung und Nötigung.
ich finde die Klappern klasse, aber man müsste vielleicht nicht mehr unbedingt um 6:00 in der Früh damit im Dorf gscheit Lärm machen - auch wenns den Kindern tierisch Spass macht.
Natürlich macht es den Kindern Spass und genauso natürlich bekommen sie ihre Belohnung. Trotzdem ist und bleibt es unnötige Lärmbelästigung.
Das ist Brauchtum und wer dieses nicht mag darf einfach nicht auf einem katholischen Dorf wohnen.
Unnötiger Lärm ist z.B. wenn Motorradfahrer mit verändertem Auspuff am Wochenende ununterbrochen ihre Lieblingskurven durch rasen.
Findet man so im Internet.
Wenn es Lärmbelästigung wäre, könnte die Frau eine Anzeige machen. Ist es aber nicht.
Auch der Lärm an sich ist nicht so laut, dass Eltern Bedenken haben müssten ihre Kinder haben Ostern einen Hörschaden.
Entweder wird bei Ihnen extrem laut geklappert oder sie haben einen außergwöhnlich leichten Schlaf. Stehen Sie dann auch im Bett, wenn mal ein Auto oder ein Motorrad vorbeifährt oder ein Hund bellt?