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Bad Neustadt
Hakenkreuz auf Stein am Denkmal für die Juden in Bad Neustadt: Was das mit Stadtführerin Monika Iffert aus Salz macht
Zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust legen Gäste Steine auf das Denkmal in Bad Neustadt. Vor kurzem hatte Stadtführerin Monika Iffert dort ein schockierendes Erlebnis.
Das Denkmal in der Bauerngasse von Bad Neustadt erinnert an die Deportation der Juden aus Bad Neustadt. Stadtführerin Monika Iffert fand dort einen Stein, der mit einem Hakenkreuz beschmiert war.
Foto: Sonja Demmler | Das Denkmal in der Bauerngasse von Bad Neustadt erinnert an die Deportation der Juden aus Bad Neustadt. Stadtführerin Monika Iffert fand dort einen Stein, der mit einem Hakenkreuz beschmiert war.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:57 Uhr

Die Christen legen ihren Verstorbenen Blumen und Kerzen zum Gedenken auf die Gräber, bei den Juden sind es Steine. Deshalb befinden sich auch auf dem Denkmal in der Bauerngasse von Bad Neustadt zahlreiche Steine.

Wenn sie mit Gästen unterwegs ist, zeigt Stadtführerin Monika Iffert diese Erinnerungszeichen gerne den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und erzählt die Geschichte dazu. Doch bei einer ihrer letzten Führungen machte sie eine schockierende Entdeckung: Einer der Steine war auf der Unterseite mit einem Hakenkreuz beschmiert.

Ein Stein mit dem Davidstern, der auf der Unterseite mit einem Hakenkreuz beschmiert war. Stadtführerin Monika Iffert fand ihn auf dem Denkmal für die Juden in der Bauerngasse in Bad Neustadt.
Foto: Monika Iffert | Ein Stein mit dem Davidstern, der auf der Unterseite mit einem Hakenkreuz beschmiert war. Stadtführerin Monika Iffert fand ihn auf dem Denkmal für die Juden in der Bauerngasse in Bad Neustadt.

"Ich war entsetzt und habe gedacht, das gibt es doch nicht. Es war mir so peinlich und es hat mich traurig gemacht", erinnert sich Monika Iffert, die in Salz lebt, im Gespräch mit dieser Redaktion. Den Stein, der auf beiden Seiten den Davidstern und eben auf der einen Seite das nationalsozialistische Symbol zeigte, hat sie von dem Denkmal entfernt. Das Erlebnis wirkt auch einige Tage nach dem Vorfall, bei dem sie sich fremdgeschämt habe, noch in ihr nach.

Monika Iffert erlebt, dass öfter Steine vom Denkmal in Bad Neustadt geworfen werden

"Es stehen über 50 Namen auf diesem Denkmal, auch die vieler Kinder.  Das jüngste war gerade einmal 10 Monate alt", sagt sie. "Aber sollte man in der heutigen Zeit anderen Menschen nicht so viel Akzeptanz entgegenbringen, wie man auch gerne für sich beanspruchen möchte? Man muss seinen Mitmenschen nicht lieben. Aber kann man ihn nicht sein Leben leben lassen, wie er es für richtig hält?", fragt sich Monika Iffert.

Sie erlebe immer mal wieder Antisemitismus, bei ihren Führungen oder im Alltag. Einmal habe ein Schüler mit Blick auf das Denkmal gerufen: "Die sind schuld, dass wir den Krieg verloren haben." Oft würden Steine von dem Mahnmal heruntergeworfen und nicht als Erinnerungszeichen gewürdigt. "Wir Gästeführer können zwar nichts dafür. Man muss immer mit der Dummheit einiger Idioten rechnen. Aber es macht mich trotzdem immer wieder traurig", sagt Iffert. Ihr ist es wichtig, über das Judentum und den Holocaust aufzuklären.

"DenkOrt" als Zeichen, den Holocaust nicht zu vergessen

Den "DenkOrt Deportationen", ein Kunstwerk am Brückenschlag zwischen Altstadt und Bahnhof von Bad Neustadt, und andere Initiativen sieht sie als erste sehr gute Zeichen. Gerne würde sie eine Themen-Stadtführung zur Geschichte der Juden in Bad Neustadt anbieten. Dafür sei allerdings sehr viel Hintergrundwissen nötig, das nicht von heute auf morgen zusammengetragen werden könne.

Ihre Gäste führt Monika Iffert, die seit 30 Jahren Stadtführerin ist, bewusst zum Denkmal in der Bauerngasse und erklärt ihnen dessen Bedeutung. Viele würden gar nicht wissen, wem mit dem Mal gedacht werden soll und weshalb das Mahnmal an diesem "letzten Zipfel der Stadt" steht: Weil sich in der Nähe die ehemalige Synagoge befindet (heute Arztpraxis Dr. Henzi).

"Man muss vorsichtig mit diesem Thema umgehen, gerade den Kindern erkläre ich es immer ganz behutsam. Aber es werden auch heute noch überall auf der Welt Menschen verfolgt, deswegen darf es nicht in Vergessenheit geraten. Man sollte mit offenen Augen durch die Welt gehen und nicht wegschauen", sagt Monika Iffert.

 
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  • E. B.
    Ich kann nur hoffen, dass Frau Iffert weiß, dass man diese Tat bei der Polizei anzeigt.
    Nun, das Denkmal befindet sich nicht nur in der Nähe der "ehemaligen" Synagoge, sondern genau zwischen dieser und der jüdischen Schule.
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  • H. M.
    Vollidioten, die so etwas machen, lesen keine Tageszeitung, da bin ich mir ziemlich sicher.
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