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Bad Neustadt
Bad Neustadt hat jetzt auch einen DenkOrt
Hanna Kraft von der Holzbildhauerschule in Bischofsheim hat das Denkmal für Bad Neustadt geschaffen, dessen Ebenbild in Würzburg zu finden ist.
Foto: Stefan Kritzer | Hanna Kraft von der Holzbildhauerschule in Bischofsheim hat das Denkmal für Bad Neustadt geschaffen, dessen Ebenbild in Würzburg zu finden ist.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 18.07.2022 02:32 Uhr

Am 22. April 1942 wurden 45 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Bad Neustadt nach Würzburg transportiert und später von den Nazis ermordet. An diese schrecklichen Ereignisse erinnert nun ein Denkmal, dass die Stadt entlang des Brückenschlags zwischen Altstadt und Bahnhof aufgestellt hat.

Der sogenannte "DenkOrt Deportationen" mit einem Kunstwerk von Hanna Kraft fand unweit der Brücke über die Brend unter der großen Linde seinen Platz. Genau dort, wo die letzten Juden der Stadt im April 1942 vom Marktplatz zum Bahnhof ziehen mussten.

Es sind mittlerweile mehrere Dutzend Städte und Gemeinden in Unterfranken, die sich an der Denkmalaktion "DenkOrt Deportationen 1941-1944" beteiligt haben. Hierfür werden eigens angefertigte Kunstwerke zweimal aufgestellt.

In der jeweiligen Gemeinde an einem geeigneten Ort sowie am Hauptbahnhof in Würzburg, wo die Menschen jüdischen Glaubens 1942 für den Transport in die Vernichtungslager Izbica und Lublin in Züge befehligt wurden.

"Hier mussten die Juden an diesem schrecklichen Tag vorbeilaufen auf ihrem Weg zum Bahnhof."
Michael Werner, Bürgermeister

Bürgermeister Michael Werner nannte den Ort unter der Linde genau passend für das Denkmal. "Hier mussten die Juden an diesem schrecklichen Tag vorbeilaufen auf ihrem Weg zum Bahnhof", sagte Werner im Rahmen einer kurzen Vorstellung.

Für Stadtbaumeister Michael Wehner erschließt sich der Ort an dieser Stelle ebenfalls, da hier die historische und nicht erhaltene Brendbrücke stand, über die der Weg zum Bahnhof führte. Kulturreferentin Anne Zeisner könnte sich aber einen noch besseren Platz vorstellen: Am Bahnhof, wenn dieser saniert wurde.

Die Erinnerung wach halten. Das Denkmal DenkOrt stellten (von links) Bürgermeister Michael Werner, Stadtarchivar Thomas Künzl, Kulturreferentin Anne Zeisner, Stadtbaumeister Michael Wehner und Geschäftsleiter Rainer Warzecha vor.
Foto: Stefan Kritzer | Die Erinnerung wach halten. Das Denkmal DenkOrt stellten (von links) Bürgermeister Michael Werner, Stadtarchivar Thomas Künzl, Kulturreferentin Anne Zeisner, Stadtbaumeister Michael Wehner und Geschäftsleiter Rainer ...

Das Denkmal für Bad Neustadt hat Hanna Kraft in der Holzbildhauerschule in Bischofsheim gestaltet. Es zeigt, wie vom DenkOrt gefordert, einen symbolischen Koffer in Form eines großen Eicheholzstücks, das mit Pech übergossen und mit Stahl umrahmt ist.

Der Koffer erinnert so an die Gepäckstücke, die den Juden im Rahmen ihres Abtransportes abgenommen wurden und am Bahnhof Aumühle stehen geblieben waren. Der Bad Neustädter DenkOrt wird von einer Tafel mit Erläuterungen zu dem besonderen Denkmal ergänzt.

Stadtarchivar Thomas Künzl hatte zur Vorstellung exemplarisch das Schicksal der jungen Karola Kaufmann aufgearbeitet. Das Mädchen musste im Alter von 14 Jahren dem Transport nach Würzburg folgen. Danach verliert sich ihre Spur. Wo Karola Kaufmann gestorben ist, konnte bislang nicht geklärt werden.

Sie ist eine von 45 Jüdinnen und Juden, die am 22. April deportiert wurden. Die letzten neun Juden aus Bad Neustadt wurden am 6. Juli und am 12. August 1942 nach Theresienstadt gebracht und sind dort ums Leben gekommen. Auch an sie erinnert nun der DenkOrt unweit der Brendbrücke.

 
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  • E. B.
    Die Tafel hat Fehler: Izbica war kein Vernichtungslager, sondern ein Durchgangslager. Nach heutiger jahrelang bekannter Forschung kamen die Bad Neustädter jüdischen Glaubens auch nicht hier hin.
    In Lublin gab es keines von beiden. Ich verweise auf die Homepage DenkOrt Deportationen.
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