Es waren zwei große Tage für das Martin-Pollich-Gymnasium, der vergangene Samstag und der Sonntag. Denn da hatten sich die Vertreter der Landeselternvereinigung (LEV) der bayerischen Gymnasien zu ihrer 67. Mitgliederversammlung getroffen und die für eine Jahreshauptversammlung üblichen Prozeduren durchgeführt. Doch dieses Treffen war weit mehr als nur Tätigkeitsbericht und Vorstandswahlen eines wenn auch bedeutenden Vereins, denn es gab für Mitglieder und zahlreiche Gäste ein umfangreiches Beiprogramm mit einem Fachvortrag über den Zusammenhang zwischen Bewegung und erfolgreichem Lernen, es gab zwei sogenannte „Informationsrunden“ und einen historischen Vortrag über die Geschichte der innerdeutschen Grenze.
Minister zu Gast
Das spektakuläre Highlight aber war zweifellos der Besuch von Kultusminister Ludwig Spaenle am Samstag. Dessen Vortrag zur Entwicklung des bayerischen Gymnasiums war mit großer Spannung von Delegierten und Gästen erwartet worden.
Aus allen Teilen Bayerns waren die Gäste in das nördlichste Gymnasium des Freistaats gekommen. Vermutlich hätten weder LEV-Versammlung noch Ministerbesuch hier stattgefunden, wenn das Martin-Pollich-Gymnasium nicht in diesem Jahr das Jubiläum seines fünfzigjährigen Bestehens feiern würde. Dank der Initiative von Klemens Damm, dem Vorsitzenden des Elternbeirats vom Martin-Pollich-Gymnasium, war es gelungen, die Mitgliederversammlung der LEV und damit auch den Minister nach Mellrichstadt zu holen.
Beifall für die Schüler
Der öffentliche Festakt wurde in der Aula der Schule mit einem fulminanten Auftritt der Bigband des Martin-Pollich-Gymnasiums unter der Leitung von Marcel Steinrichter eingeleitet. Der große Chor des Gymnasiums bewies wenig später mit einem zweiten musikalischen Beitrag (Leitung Heinz Pallor), welch großartige Arbeit an dieser Schule im Bereich der Musen geleistet wird. Beide Auftritte fanden langen, bewundernden Beifall bei den Besuchern.
Schulleiter Robert Jäger stand das Privileg zu, als erster die Besucher willkommen zu heißen. Die Tagung der LEV am Martin-Pollich-Gymnasium bezeichnete er als „einen großartigen Beitrag zu unserem Jubiläumsjahr“. Auch der Elternbeiratsvorsitzende Klemens Damm dankte dafür, ebenso dem Landkreis als dem Sachaufwandsträger der Schule, dass dieser das Gymnasium für diesen Anlass zur Verfügung gestellt hatte.
Illustre Gästeschar
Dann ergriff die Vorsitzende der LEV Susanne Arndt das Wort und hieß die zahlreichen und renommierten Besucher namentlich willkommen. Ihr besonderer Gruß galt natürlich dem Kultusminister Ludwig Spaenle, aber auch dem Vorsitzenden des Bildungsausschusses und bildungspolitischen Sprecher der SPD, Martin Güll (MdL). Vom Kultusministerium hieß sie Herbert Püls und Walter Gremm willkommen, von den Ministerialbeauftragten Monika Zeyer-Müller für die unterfränkischen Gymnasien, Walter Baier von der Direktorenvereinigung, Peter Stegmann vom Bayerischen Philologenverband sowie die Vertreter der hiesigen Schulen Wolfgang Klose (Bad Königshofen), Edith Degenhardt (Bad Neustadt), Ute Bach-Schleicher von der Malbach-Grundschule Mellrichstadt und Ulrich Kluge von der Ignaz-Reder-Realschule Mellrichstadt, zusammen mit vielen weiteren Vertretern und Fachreferenten aus dem Bereich der Schulen.
Ein substanzielles Grußwort sprach danach der Hausherr des Gymnasiums, Landrat Thomas Habermann. Er erinnerte an die kostenintensive, große Renovierung des Martin-Pollich-Gymnasiums vor wenigen Jahren wie auch an das Bekenntnis des Landkreises zu allen seinen Bildungseinrichtungen. Dass es heute ein Problem mit dem Gymnasium gebe, liege nicht am jetzigen Kultusministerium, sondern sei durch einen übereilten Entschluss vor Jahren verursacht worden, dessen Nachwirkungen jetzt aufgearbeitet werden müssten.
Phase der Entwicklung
„Wir leben heute in einer extrem verdichteten Welt“, konstatierte Habermann, und unsere Kinder müssten eine enorme Fülle an Informationen verkraften. Dazu müsse man ihnen aber auch die nötige Zeit lassen und allen, Lehrern, Eltern und den Schülern „etwas mehr Ruhe geben in einer wichtigen Phase der Entwicklung junger Menschen“. „Überfliegern“ aber sollte auch die Möglichkeit eines schnelleren Bildungsgangs durch das Gymnasium offenstehen.
Mellrichstadts Bürgermeister Eberhard Streit war stolz darauf, dass seine Stadt vom Kindergarten bis zum Gymnasium alle Bildungseinrichtungen beherbergt, so dass hier die jungen Menschen ganz nach ihren Begabungen und Veranlagungen gefördert werden können, auch in der Vorbereitung auf praktisch-handwerkliche Berufe.
Bildung braucht Bewegung
Zum Rahmenprogramm der zwei Sitzungstage gehörten auch der humorvolle Vortrag von Prof. Dr. Stefan Voll von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Klaus Drauschke zum Thema „Bildung braucht Bewegung“ und die beiden „Informationsrunden“ am Samstagnachmittag. Bei diesen ging es um Themen wie Extremismusprävention, Elternrechte und Elternpflichten, Neuerungen zur bayerischen Schulgesetzgebung, Notenschutz und Nachteilsausgleich, um den „Lehrplan Plus“ und um „Augmented Reality“ und deren Einsatzmöglichkeiten im Schulunterricht.
Hier konnten die Besucher bei ausgewiesenen Fachleuten entsprechende Fragen stellen und Auskünfte erhalten. Organisiert hatte diese ungewöhnliche Beratungsmöglichkeit die LEV. Den Samstagabend beschloss ein mit großem Beifall aufgenommener Vortrag von Kreis-Heimatpfleger Reinhold Albert zur „Geschichte der innerdeutschen Grenze von 1945 bis 1990“.
Für die leibliche Versorgung der Gäste stand an den beiden Tagen das Team der Schulmensa bereit, wie auch die dortigen Räumlichkeiten für das gesellige Beisammensein zur Verfügung standen.