Ende der 1970er Jahre wurde zwischen Großeibstadt und Aubstadt ein größeres Gräberfeld aus der Hallstattzeit (500 bis 800 v. Chr.) entdeckt. Die Funde davon sind heute im Archäologischen Museum Schranne in Bad Königshofen zu sehen.
"Es gibt niemanden unter den Archäologen, der beim Namen Großeibstadt nicht sofort hellhörig wird und mehr über die Grabfunde weiß", sagt Andreas Büttner, Referatsleiter am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Schloss Seehof Memmelsdorf.
Auch ein Grab für Pferde wurde ausgehoben
"Wenn ein Bestattungsfeld gefunden wird, ist es eigentlich fast klar, dass hier ein Siedlungsgebiet in der Nähe ist", fügt Grabungsleiterin Marlene Ruppert-Dallmann an. Und so war es auch bei den Untersuchungen im Vorfeld der Arbeiten am neuen Gewerbegebiet. Das sei allerdings nur ein Teilbereich einer großen Siedlung, sagt die Grabungsleiterin. Gefunden wurden vor allem Gruben mit bis zu zwei Metern Tiefe.
Möglich sei es, dass es sich dabei um Vorratsgruben oder Brunnen handelte. Entdeckt wurden weiterhin eine Bronzenadel, ebenso ein Pferdegrab mit einer Gürtelschnalle aus Eisen. "Das könnte auch aus dem Mittelalter oder der Neuzeit stammen", so Ruppert-Dallmann. Bei den Untersuchungen fanden sich durch die Verfärbung der Bodenschichten auch Hinweise, die auf Häuser schließen lassen.
Dazu gehören sogenannte Speicherbauten, etwa drei auf vier Meter. Eventuell auch ein größeres Wohnhaus mit einer Länge von rund 30 Metern. Als Highlight nennt Marlene Ruppert-Dallmann den Fund einer Gerbergrube, in der das Leder geschmeidig gemacht wurde. Zu erkennen ist dies an der Rundung des gefundenen Beckens. Die Grube wurde aus dem Fels herausgehauen, was einen enormen Arbeitsaufwand bedeutete, sagt der stellvertretende Grabungsleiter Florian Melzer.
Bei der Gerbergrube erkennt man im oberen Bereich ockerfarbene Erde und im Kreis selbst leicht grünliche Verfärbungen. Das wiederum deutet auf Phosphat hin, was wiederum zum Gerben von Leder genutzt wurde. "So etwas ist ganz selten und durchaus für diese Grabung hier eine kleine Sensation."
Gefunden wurde während der rund fünfmonatigen Arbeiten vor allem viel Keramik, aber auch ein Hirschgeweih, das als Werkzeug zum Graben als Hacke genutzt werden konnte. "Einmal hatten wir auch einen menschlichen Backenzahn", lacht die Grabungsleiterin. In die Liste der Funde aufgenommen wurden auch Putzreste von den Lehmwänden der Häuser.
Mit schönem Blick auf die Gleichberge
Eine weitere Besonderheit: "Webgewichte" aus Ton. Damit wurden die Fäden auf einem Gestell auf Spannung gehalten. Die Webgewichte sind trapezförmige Steine mit einem Loch in der Mitte, fügt Florian Melzer an. "Ein schöner Siedlungsplatz, den sie sich mit Blick auf die Gleichberge ausgewählt hatten", fasst Archäologin Ruppert-Dallmann zusammen.
Interessant für Archäologen ist der Einblick in das Leben und die Arbeitsweise der Kelten, die hier lebten. Gefunden wurde auch eine Abfallgrube, an deren oberen Ende ein größerer Stein lag. Hier, so vermutet man, könnte der Abfall abgelagert und dann in die Grube geschoben worden sein.
Solche Steine wurden zum Zerreiben von Getreidekörnern verwendet. Die Ausgrabung brachte weitere Besonderheiten zutage, so unter anderem einen Guss-Tiegel, eine Keramikschüssel, in der das Metall im Feuer geschmolzen wurde. "Hier gab es also durchaus Metallverarbeitung," sagt Marlene Ruppert-Dallmann.
Keine Verzögerung für Erschließungsstraßenbau
Vermutlich im Laufe des Monats September werden die Ausgrabungen beendet sein, fügt sie an. Der Grund für die Verzögerung war der starke Regen, der in den vergangenen Wochen die Ausgrabungen für gut 14 Tage stilllegte. Was dann ansteht, ist die Auswertung der Grabung und darauf darf man bereits jetzt gespannt sein.
Für den Bau der Erschließungsstraße wird es vonseiten der Ausgrabungen zu keinen Verzögerungen kommen.