
Was die Bewirtschaftung ihrer landschaftlichen Nutzflächen betrifft, werden die Vorschriften für Landwirte immer strenger - und das nicht erst seit dem „Volksbegehren Artenvielfalt“. Das hatte der Landtag im Sommer mit einem dazugehörigen Begleitgesetz beschlossen. So wurden bereits Ende vergangenen Jahres im Freistaat so genannte „Rote Gebiete“, also besonders nitratbelastete Flächen, ausgewiesen, für die besonders strenge Auflagen gelten.
Große Resonanz
Für etliche Landwirte im Landkreis Rhön-Grabfeld bedeutet das nicht nur einen erheblichen Mehraufwand, sondern auch finanzielle Einbußen. Denn wie der „Umweltatlas Bayern“ ausweist, fallen viele Ackerflächen im Landkreis in so ein „Rotes Gebiet“. Für die vor allem im Altlandkreis Königshofen betroffenen Landwirte bedeutet das unter anderem: Sie müssen ihre Ackerflächen regelmäßig auf den noch verfügbaren Stickstoff untersuchen, den Stickstoffgehalt der Gülle messen und bei der Ausbringung von Dünger einen Abstand von mindestens fünf Metern zu Gewässern halten.

Das „Rote Gebiet Grabfeld“ sowie die „Gebietskulisse Fließgewässer“ waren deshalb auch die zwei Schwerpunkte einer offenen Ortsobmännerversammlung des BBV-Kreisverbandes vor wenigen Tagen in der Kleineibstädter Mehrzweckhalle. BBV-Kreisvorsitzender Mathias Klöffel freute sich nicht nur über die sehr gute Resonanz, sondern auch darüber, dass Matthias Borst, stellvertretender BBV-Generalsekretär und Leiter der Abteilung Agrarpolitik, den Weg nach Kleineibstadt gefunden hatte.
Wie kommt man raus aus dem Dilemma?
Neben Borst konnte der BBV-Kreisvorsitzende auch Kreisbäuerin Margit Ziegler, den neuen Amtsleiter des Amts für Ernährung, Landwirtshaft und Forsten, Oliver Krömer und Stefan Fella, Bereichsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, begrüßen. Klöffel kam gleich auf das „Rote Gebiet Grabfeld“ zu sprechen. Der BBV-Kreisobmann machte deutlich, dass der Verband alles daran setzen werde, „aus diesem Dilemma herauszukommen“. Denn bei den Messungen, die der Ausweisung zugrunde liegen, gebe es einige Ungereimtheiten. Auf den Vorschlag, weitere Messstellen einzurichten, sei das Wasserwirtschaftsamt bislang nicht eingegangen. Ziel des BBV sei es, das Messstellenennetz zu verdichten und so zumindest Teilgebiete wieder auf „Grün“ umzustellen.
Weitere Kritikpunkte
„Dabei fehlt es aber an der Unterstützung durch das Wasserwirtschaftsamt“, erläuterte Klöffel. Er übte auch Kritik an der im Serviceportal für die bayerische Landwirtschaft ausgewiesenen Fließgewässerkulisse „Gewässerrandstreifen“. „Die Karten sind fehlerhaft und müssen deshalb zurückgenommen werden“, forderte der Großbardorfer. Er rief die Landwirte dazu auf, Einspruch zu erheben. Nach dem Appell des BBV-Kreisvorsitzenden, sich jetzt gemeinsam aufzustellen und an einem Strang zu ziehen, legte auch Matthias Borst, der aus Rheinfeldshof stammt, Wert darauf, dass bei dem geforderten Abstand von fünf Metern auch tatsächlich vom Wasser aus und nicht von der Böschungsoberkante gemessen wird. Zudem dürfe die Randstreifenregelung nur bei natürlichen Gewässern zur Anwendung kommen, also nicht bei künstlich angelegten Gräben oder dergleichen.
Borst: „Mit einer Stimme sprechen“
„Es geht schließlich um das Eigentum der Landwirte“, sagte Borst, der darauf hinwies, dass auch BBV-Präsident Heidl die Zurücknahme der fehlerhaften Karte gefordert habe. Matthias Borst sprach weitere Themenfelder wie zum Beispiel die EU-Agrarpolitik an, bevor er die Forderungen des BBV zusammenfasste. Unter anderem nannte er die Überprüfung und gegebenenfalls Korrektur der „Roten Gebiete“ und eine wirksame Reduzierung des Flächenverbrauchs in Bayern, um Landwirtschaftsflächen zu erhalten. „Die Zeiten sind hart“, so Borst, „deshalb müssen wir zusammen stehen und mit einer Stimme sprechen.“
Oliver Krömer, der vor einem halben Jahr die Nachfolge von Klaus Klingert als neuer Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt antrat, stellte sich am Ende der Versammlung kurz vor und sagte dem BBV-Kreisverband seine Unterstützung beim „Feintuning der Roten Gebiete“ zu, „wenn das fachlich begründet ist“. Die vorliegende Fließgewässerkulisse sollte seiner Meinung nach noch einmal auf den Prüfstand. Oliver Krömer betonte, dass die Landwirte im Landkreis in Sachen Naturschutz bereits einiges unternommen haben. Er nannte in diesem Zusammenhang die angelegten Blühflächen. „Das wird von der Gesellschaft durchaus positiv wahrgenommen“, meinte Krömer.

Mit Protesten Gehör verschaffen
Unter den Besuchern der BBV-Info-Veranstaltung in Kleineibstadt war auch Markus Helmerich, langjähriger BBV-Obmann aus Merkershausen. Der 50-jährige Nebenerwerbslandwirt mit abgeschlossener Ausbildung zum Landwirt bewirtschaftet knapp 50 Hektar und führt seinen Betrieb seit 1999. „Meine Meinung ist deckungsgleich mit allem, was in der Versammlung von den Referenten gesagt wurde“, so Helmerich, der damit wohl den allermeisten Versammlungsteilnehmern aus der Seele spricht. „So geht es einfach nicht mehr weiter“, sagte der Merkershäuser Landwirt. Mit dieser Aussage zielte er auch auf die immer weiter ausufernde Bürokratie ab. „Dabei sind doch auch wir Landwirte an Lösungen interessiert“, betont Helmerich. Die Protestaktionen der Bauern hält er für legitim. „Wir müssen uns schließlich irgendwie Gehör verschaffen“.