In großer Besetzung trafen sich die Verantwortlichen der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) "Sicherstellung der Wasserversorgung im Grabfeld" im Rathaus Bad Königshofen, mit dabei auch Landrat Thomas Habermann und Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA). Nach kurzer Begrüßung durch Bürgermeister Thomas Helbling fasste der Landrat den aktuellen Stand kurz zusammen und verwies auf ein Gespräch im Landratsamt, an dem auch der Leiter des WWA Bad Kissingen, Leonhard Rosentritt, teilgenommen hatte.
Zuschussmöglichkeiten sollen bei Gespräch im Ministerium ausgelotet werden
Ziel sei ein Gespräch mit dem Umweltministerium in München zu führen, um Zuschussmöglichkeiten auszuloten und eventuell die zeitliche Begrenzung des derzeit geltenden Förderprogramms RZWas zu verlängern. Die Forderung, alle Bauarbeiten müssten Ende 2021 fertig sein, sei realistisch betrachtet nicht zu erfüllen. Habermanns Zusammenfassung des "sehr zielführenden Gesprächs" zeigte noch einmal, dass die mögliche Lieferung von der Mellrichstädter Gruppe von jährlich rund 300 000 Kubikmeter nicht ausreicht, um alle Interessenten aus den Bereichen des Wasserzweckverbands Gruppe Mitte (WZV) und Nord sowie Wargolshausen, Wülfershausen und Rappershausen, nach 2043 auch den WZV Süd, zu versorgen.
Neben dem möglichen Wasserbezug aus Südthüringen, FWS, (wir berichteten) von der Talsperre Schönbrunn, wo es mengen- und qualitätsmäßig keine Bedenken gibt, brachte das WWA auch den Wasserbezug von der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) ins Gespräch. Auch von dort wäre eine Teil- oder Vollversorgung möglich. Das Wasser käme von der Ködeltalsperre im Frankenwald. Der dortige Ausbau der Fernwasserversorgung war ursprünglich ein Projekt des Freistaats Bayern, der eine Versorgung für die Region Franken geplant hatte. Der Anschluss des WZV Mitte war durch ein Bürgerbegehren damals verhindert worden.
Investitionssumme liegt zwischen 20 und 35 Millionen Euro
Die Dringlichkeit der Lage, verursacht durch den Klimawandel und die zunehmende Trockenheit in Nordbayern, soll den Verantwortlichen im Ministerium klargemacht werden, so der Landrat. Wenn es "grünes Licht" aus München gebe, könnte das Planungsverfahren eingeleitet werden. Von der Unterstützung des Freistaats hängt alles ab, denn man könne die Finanzierung nicht allein stemmen, sagte Thomas Helbling, Vorsitzender des WZV Mitte. Die Investitionssumme liegt zwischen 20 und 35 Millionen Euro, das bestätigte auch Dipl. Ing Andreas Baur vom beauftragten Planungsbüro Baurconsult.
Baur rechnete die benötigten Mengen für Zusatzwasser vor, wenn eigene Brunnen geschont oder qualitätsmäßig verbessert werden müssen, sowie eine eventuelle Vollversorgung, wenn Brunnen stillgelegt werden müssten. Dabei zeigte sich, dass der Bedarf von Wülfershausen höher ist als das Büro angenommen hat, was Bürgermeister Wolfgang Seifert hauptsächlich mit den jetzigen und zukünftigen Gewerbebetrieben begründete. Baur kam auf einen Jahresbedarf von rund 411 000 Kubikmeter bei Teilbezug und 833 000 Kubikmeter bei Vollbezug für alle.
Die oberfränkische Variante ist die mit Abstand teuerste
Der Bezug von der FWO könnte über Maroldsweisach, Ermershausen und Serrfeld erfolgen, eventuell könnte der Wasserversorger einen Teil des Leitungsbaus selbst finanzieren, weil die FWO auch an der Versorgung des Haßfurter Gebiets interessiert ist. Weil der Leitungsbau durch zwei Höhenzüge behindert werden würde, müssten Pumpwerke beim Altensteiner Wald und bei Serrfeld zwischengeschaltet werden. Wülfershausen und Wargolshausen müssten durch Extraleitungen versorgt werden.
Mit geschätzten 35 Millionen Euro wäre der Anschluss an Oberfranken die teuerste Variante, der Anschluss an Südthüringen wird auf 26 Mio. Euro geschätzt. Deshalb schlug das Büro Einsparmaßnahmen vor, stieß aber mit dem Vorschlag, Wargolshausen sollte nicht angeschlossen werden, sondern die Wasserqualität durch eine Umkehrosmose-Anlage für rund 200 000 Euro verbessern oder sich für rund 500 000 Euro Investition über Bahra an die Mellrichstädter Gruppe anzuschließen, auf Gegenwehr von Hollstadts Bürgermeister Georg Menninger. Wülfershausen könnte sich an Saal anschließen, so ein weiterer Spar-Vorschlag.
Die Versorgungssicherheit genießt absoluten Vorrang
Alles hängt nun von den Verhandlungen im Ministerium ab, erst dann folgen die nächsten Schritte. Die Versorgungssicherheit steht im Mittelpunkt, denn schon jetzt lässt sich erahnen, was geschieht, wenn die Pegel in den Brunnen aufgrund von mehreren Trockenjahren hintereinander noch mehr absinken. Georg Rath, Vorsitzender des WZV Nord, regte an, beim Gespräch im Ministerium auch an einen möglichen Verbund von FWS und FWO zu denken. Thomas Helbling bedankte sich abschließend für die konstruktive Zusammenarbeit. Das nächste ARGE-Treffen wurde auf den 27. Januar, 14 Uhr in Bad Königshofen, Rathaus, festgelegt.