Seit geraumer Zeit beschäftigt sich die Grabfeld-Allianz immer wieder mit dem Thema Klärschlamm. Weil die bisher gängige Praxis, die Rückstände aus dem Abwasser auf Äcker auszubringen, vom Gesetzgeber wegen Medikamentenrückständen und anderer Inhaltsstoffe in zunehmendem Maße eingeschränkt wird, müssen andere Wege beschritten werden. Etwa die Verbrennung des Schlamms, der dazu aber erst getrocknet werden muss. Kein einfaches Unterfangen, wie die Ergebnisse des Bad Kissinger Diplomingenieurs Hans-Ulrich Hoßfeld zeigen, der zwölf Kläranlagen im Grabfeld untersucht hatte und seine Erkenntnisse in der jüngsten Sitzung der Lenkungsgruppe der Allianz vorstellte.
Die Stadt Bad Königshofen stellt eigene Überlegungen zur Klärschlammentsorgung an
Lediglich die Stadt Bad Königshofen fehlt in der Liste, weil dort eigene Planungen angestrengt wurden und man sich mit dem Gedanken trägt, eine eigene Schlammpresse zu kaufen. Auch will die Stadt versuchen, künftig noch gut die Hälfte des anfallenden Klärschlamms auf landwirtschaftlichen Flächen zu verwenden, wie im Stadtrat bekannt wurde.
Investitionen in Höhe von rund 1,838 Millionen Euro hat Hoßfeld ermittelt, die notwendig wären, um den Schlamm aus allen zwölf Anlagen an einer zentralen Stelle so zu behandeln, dass er zur Trocknung nach Hofheim (Landkreis Haßberge) gebracht werden kann, wo eine Trocknungsanlage im nächsten Jahr gebaut werden soll. Einem entsprechenden Zweckverband sind aus dem Grabfeld bereits Herbstadt, Sulzdorf, Höchheim Trappstadt, Sulzfeld und auch Bad Königshofen beigetreten.
Bad Königshofen hat mit 15.000 Einwohnergleichwerten die größte Kläranlage
Neben der Kläranlage in Bad Königshofen, die mit 15.000 Einwohnergleichwerten (EWG) die mit Abstand größte ist im Grabfeld, hält Hoßfeld eigentlich nur noch die Anlagen in Gollmuthhausen (1900 EWG) und Wülfershausen (7000), an die auch Großeibstadt, Großbardorf und Saal angeschlossen sind, als mögliche Standort für geeignet. Allerdings liegt zum Beispiel Gollmuthhausen wegen der Wegstrecke dorthin und den Platzverhältnissen keinesfalls ideal. An beiden Anlagen müssten außerdem Verbesserungen erfolgen, bevor ein Ausbau möglich sei, machte der Ingenieur deutlich.
Rund 3500 Kubikmeter Klärschlamm im Jahr sollten entsorgt werden
Gut 3500 Kubikmeter Schlamm sollte man im Durchschnitt insgesamt aus den Teichen im Jahr herausholen, meinte Hossfeld, der große Schwankungsbreiten in den einzelnen Anlagen festgestellt hatte. Das würde für manche Kläranlagenbetreiber auch bedeuten, häufiger den Schlamm aus den Becken zu bergen, um eine vereinbarte Abgabemenge einhalten zu können.
Ein Problem ist bei den acht kleineren Anlagen, deren Ausbaugröße von 50 EWG in Schwanhausen bis zu 800 EWG in Sulzdorf reicht, dass keine über eine Rechenanlage verfügt, mit deren Hilfe sogenannte Störstoffe wie Papierreste und anderes aus dem Abwasser entfernt werden können. Um auch diesen Schlamm letztendlich pressen und trocknen zu können, müssten zunächst ein Speicher und eine Siebanlage gebaut werden.
Investitionen in Höhe von über 1,8 Millionen Euro für die Schlammtrocknung
Dazu kommen noch Investitionen in eine Pumpenvorlage für die Schlammentwässerung, die Schlammentwässerung selbst sowie für einen überdachten Lagerplatz für den entwässerten Klärschlamm. Weiterhin muss ein Wasserbehälter für das Filtrat aus dem gepressten Schlamm oder eine Filtratwasserbehandlungsanlage beschafft werden. Die Kosten belaufen sich auf die eingangs erwähnten und von Hoßfeld errechneten 1,838 Millionen Euro.
Großbardorfs Bürgermeister Josef Demar konnte sich nicht vorstellen, dass eine Gemeinde mit fast zwei Millionen Euro in Vorleistung geht. Worauf Allianzsprecher Jürgen Heusinger die Frage aufwarf, ob es auch andere Konstellationen gebe. Michael Hess, der Geschäftsführer der Verwaltungsgemeinschaft Bad Königshofen, brachte den Gedanken eines möglichen Zweckverbandes vor, wobei es dann auch um Fördermöglichkeiten und eine Machbarkeitsstudie gehen könnte.
Stadt und Allianz wollen über einen möglichen gemeinsamen Weg beraten
Es sind noch viele Fragen offen beim Thema Klärschlammentsorgung. Die Zeit drängt in diesem Falle aber mal nicht. Hoßfeld erinnerte daran, dass die Gemeinden bis Ende 2023 eine Vorstellung davon haben sollten, wohin der Weg führt. Genug Zeit jedenfalls, damit sich - wie vereinbart - Vertreter der Allianz und Stadt zusammen mit den Planern an einen Tisch setzen, um auszuloten, ob es ein gemeinsames Vorgehen geben kann, zumal die Stadt ja auch Mitglied der Allianz ist.