
Letzthin ist der Rhönkauz gedankenverloren die B 279 zwischen Bad Neustadt und Bischofsheim entlang gefahren. Da kam ihm die Erkenntnis, warum diese Bundesstraße die Nummer 279 trägt. Gewiss, weil dort 200 Lkw hintereinanderfahren, ohne dabei die Geschwindigkeit von 79 Stundenkilometern zu erreichen.
Links von der B 279 blickte er in das undurchdringliche Grün des Salzforstes, wo sich die Wölfe verstecken. Rechts sah er die Matten des Himmeldunk-Berges und den Himmel über der Hochrhön, unter dem die Wölfe dösen vor dem nächsten nächtlichen Ausflug.
Am Ende blickte der Rhönkauz hoch auf den Kreuzberg, wo die Menschen Trost zu suchen gedenken. Dort waren am vergangenen Samstag bei eisig kalten Windböen auch die Ritterinnen und Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem vertreten. Was der Rhönkauz noch gar nicht wusste: Landrat Thomas Habermann ist Mitglieder dieses Ordens und somit Mit-Ritter des Bayerischen Innenministers.
Landrat Thomas ist also ein Grabesritter, das hat den vollen Respekt des Rhönkauzes. Denn während normalsterbliche Politiker meistens Geldgräber bewachen, die sie selbst verursacht haben, bewacht Landrat Habermann als Ordensritter die Heiligen Stätten des Heiligen Landes, und dies im Dienste des zweiten Päpstlichen Laien-Ordens nach dem Malteserorden.
Das alles klingt sehr groß und fast schon ehrfurchtgebietend für den kleingläubigen Rhönkauz. Aber ganz ehrlich: Ihm wäre es lieber, der Ritterorden könnte auch zum Schutz der Rhöner Herden herangezogen werden, die ein gefahrvolles Leben führen, seit Isegrim wieder Rudel in der Rhön bildet.
Der eine oder andere wird in die Vertreter des päpstlichen Ordens mehr Vertrauen haben, als in den armen Schützen oder die arme Schützin, der oder die kürzlich den falschen Wolf erwischt hat. Am Ende könnte Landrat Thomas Habermann, der sich als Ordensritter in illustrer Gesellschaft mit Franz Liszt, Benito Mussolini oder Franz Josef I. weiß, ganz andere Beziehungen spielen lassen.
Die Vorstellung könnte dem Rhönkauz schon gefallen, dass die Schweizergarde mit Schwert und Hellebarde durch Salzforst und Hochrhön streift, um dem Wolf das Fürchten zu lehren. Und sollten die Tierrechtler von Peta gegen den Garde-Einsatz klagen: Im Vatikan gelten bekanntlich ganz andere als nur weltliche Gesetze.