
Es kommt selten vor, dass sich Bürgermeister Michael Kraus und die Stadtratsmitglieder über gut gefüllte Besucherplätze im Sitzungssaal freuen dürfen. Diesmal vermeldete der Stadtchef gar ein "volles Haus". Ein Tagesordnungspunkt, den er in der Bürgerversammlung am vergangenen Montag angekündigt hatte, erwies sich als Zugpferd: die Entwicklung des Hainberg-Areals.
Wie berichtet, will die international tätige Geis-Gruppe aus Bad Neustadt einen sogenannten Warehouse-Campus auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände vor den Toren der Stadt errichten. Dazu muss allerdings der Bebauungsplan für das als Gewerbegebiet ausgewiesene Areal geändert werden.
Architekt stellt Planungen im Stadtrat vor
Insbesondere die Anlieger nutzen die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die Planungen zu informieren, die Architekt Martin Vonderau dem Gremium vorstellte. Der Prokurist ist Leiter der Abteilung Bau und Immobilien der Geis-Gruppe und für alle baulichen Projekte der Firma verantwortlich.
Geis hat eine zentrale Fläche mit 52.000 Quadratmetern im Hainberg-Areal von der Mellrichstädter Firma Multicon erworben und möchte dort ein Logistik- und Technologie-Terminal errichten. Mit insgesamt 29.000 Quadratmetern Fläche soll eine große Logistik-Anlage entstehen, in der Waren eingelagert und weiterverteilt werden.
Warehouse-Campus soll neu nach Mellrichstadt kommen
Mit Geis zieht ein Global Player ins Areal ein, der nach Meinung des Stadtrats für eine gute Entwicklung des jahrelang brachliegenden Geländes im Hainberg-Areal steht. Martin Vonderau stellte das Bad Neustädter Familienunternehmen, das in dritter Generation geführt wird, mit allen Geschäftsbereichen vor. Die Geis-Gruppe beschäftigt über 10.000 Mitarbeiter an 200 Standorten in 13 Ländern und hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro erzielt.
Mellrichstadt soll sich nun also ins Geschäftsportfolio des Unternehmens einreihen und neuer Standort für einen Warehouse-Campus werden. Um die großflächigen Pläne umsetzen zu können, lag dem Stadtrat der Antrag vor, den für das Gewerbegebiet "Hainberg-Areal" geltenden Bebauungsplan zu ändern. Dieser ist nämlich bislang in einzelne Teilflächen gegliedert.
Alte Kompaniegebäude werden abgerissen
Für die geplanten Warenlager müssen drei leerstehende Kompaniegebäude und die Turnhalle am Exerzierplatz weichen, ebenso das zum Teil bereits abgerissene ehemalige Kasino. Ein viertes, bereits zum Teil eingefallenes Kompaniegebäude, wird ebenfalls abgebrochen, dort sollen Parkflächen für die Mitarbeiter entstehen. Eine Grünfläche in dem Bereich wird in die Planung einbezogen, entsprechende Ausgleichsflächen sind vorgesehen. "Insgesamt wollen wir die Fläche neu anordnen. Der westliche Bereich ist für Logistikflächen vorgesehen, die Zufahrt soll von Süden her auf das Areal führen", informierte Martin Vonderau.

Damit ist es ein kurzer Weg vom Logistik-Terminal zur Ein- und Ausfahrt in das Hainberg-Areal, so der Architekt, um auch in kurzer Zeit viele Waren anzuliefern und abzutransportieren. Nach einer ersten Schätzung könnten etwa 40 Lastwagen am Tag ein- und ausfahren, das wären zwei bis drei Lkw pro Stunde, führte er auch in Richtung Anlieger aus.
Geis setzt bei der Planung auf Nachhaltigkeit
Der Bewuchs auf dem jahrelang brach liegenden künftigen Baugelände wurde bereits gerodet. Da das Gelände nicht eben ist, sondern am Hang liegt, werde die Fläche zunächst eingeebnet. Die Gebäude des neuen Logistik-Zentrums könnten bis zu 15 Meter hoch werden und entweder im Ganzen oder in drei Teilabschnitten errichtet werden, wie Martin Vonderau auf Nachfrage dieser Redaktion erläuterte. Das hänge von der Nachfrage der Kunden ab. Vorgesehen sei, dass die künftige Gebäudehöhe vergleichbar mit der jetzigen Bebauung sein wird.
Der Leiter der Abteilung Bau und Immobilien bei Geis versicherte in der Stadtratssitzung, dass die Firma große Erfahrung mitbringt, Industriebrachen, wie im Hainberg-Areal gegeben, zurückzubauen und die Flächen zu entwickeln. Dabei setze man auf Nachhaltigkeit, da für die Neubauten keine Flächen auf der grünen Wiese versiegelt werden. Dazu plant Geis eine eigene Stromversorgung durch den Betrieb von Photovoltaik-Anlagen auf den Hallendächern.
Anlieger im Hainberg-Areal haben Fragen
Die Eigentümer und Gewerbetreibenden im Areal verfolgten die Ausführungen aufmerksam. Und wollten von Martin Vonderau einige Fragen beantwortet wissen. Nachdem der Stadtrat den Anliegern Rederecht erteilt hatte, wurden Bedenken hinsichtlich Verkehr, Anlieferzeiten, Lautstärke, Parkflächen für die Angestellten sowie Größe der Bebauung laut. Auch wenn sich die Anlieger durchaus darüber freuen, dass die Fläche entwickelt wird, wie sie versicherten, herrschte doch Verunsicherung darüber, wie sich die Situation entwickelt. Und was die Änderung des Bebauungsplans für sie selbst und ihre Betriebe bedeuten könnte.

Bürgermeister Michael Kraus machte deutlich, dass er in den Plänen der Firma Geis eine Aufwertung aller Grundstücke im ganzen Areal sieht. Martin Vonderau führte an, dass man mit den Planungen noch ganz am Anfang stehe und noch keine konkreten Aussagen zum Bauvorhaben geben könne. Erst wenn der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet geändert wird, könne die Firma in die Detailplanung für das Baugenehmigungsverfahren einsteigen.
Baustart ist frühestens 2025 vorgesehen
Als groben Zeitplan definierte Martin Vonderau, dass das Bauleitverfahren nach Möglichkeit bis zum Herbst abgeschlossen werden soll. Dann könnten heuer noch die Rückbauarbeiten erfolgen, der Baustart wäre dann frühestens 2025 vorgesehen.
Die alten Kompaniegebäude, erläuterte der Architekt auf Nachfrage, können nicht in das neue Technologiezentrum integriert werden. Wie viele Arbeitsplätze am Standort Mellrichstadt entstehen werden, sei derzeit auch noch nicht voraussagbar. Das hänge letztlich von der Nachfrage der Kunden ab.
Markus Groenen plädierte nach ausgiebiger Diskussion dafür, für das geplante Vorhaben den Bebauungsplan Gewerbegebiet "Hainberg-Areal" zu ändern. "Wir hatten dort einen jahrelangen Verfall, mit dem neuen Logistikzentrum wird die Fläche aufgewertet", sagte Groenen. Dem stimmten die Stadtratskollegen einstimmig zu.