Mit Ende der Spielzeit verlässt Generalmusikdirektor Philippe Bach das Meininger Staatstheater. Künftig will er sich vor allem seinen beiden Schweizer Kammerorchestern widmen. Als Gastdirigent wird er Meiningen erhalten bleiben. Was seine ersten Meininger Erkenntnisse und seine persönlichen musikalischen Höhepunkte waren, verrät er in einem Abschiedsgespräch.
Philippe Bach: Auf keinen Fall. Man sagt immer: zehn Jahre, plus minus, an einem Haus ist gut.
Bach: Nein, nein. Ich habe in Graubünden schon länger ein Orchester, da bin ich festangestellt, ein Kammerorchester, 36 Musiker, und eins führe ich in Bern. Momentan möchte ich mich mehr auf Konzerte konzentrieren.
Bach: Das ging ziemlich schnell. Vorher war ich Erster Kapellmeister in Lübeck. Für einen Schweizer war die norddeutsche Mentalität schon so etwas wie ein Schock. Da war mir Meiningen weit näher.
Bach: Die Sparten hier sind keine Rivalen, sondern wir sind ein ganzes Haus. Eines habe ich gleich gelernt, von Frau Schwabe, der damaligen Verwaltungsdirektorin: "Das Theater muss gut laufen. Dafür sind wir verantwortlich. Wenn das Theater gut läuft, geht’s der Stadt gut." Und Meiningen ist tatsächlich ein Märchen. So eine kleine Stadt und so viele Zuschauer - das gibt’s sonst nirgends auf der Welt!
Bach: Das Publikum, das so etwas mag – man hat immer gesagt: das "Schubidu"-Publikum - das gibt es hier reichlich und das ist gut so. Aber es ist eben schwierig, Menschen, die das mögen, zum Beispiel für zeitgenössische Oper zu erwärmen.
Bach: Ich glaube, das Meininger Publikum weiß, dass die Tradition weiterleben muss, nicht im Sinne von "Anbetung der Asche", sondern als "Bewahrung des Feuers". Meiningen kann nicht nur von Brahms und Reger leben. Wir müssen auch Gegenwarts-Komponisten nach Meiningen bringen, damit diese große Geschichte weiterlebt. Die klassische Musik muss vom hohen Ross runterkommen. Ich glaube, dass Hochkultur hierzulande nicht mehr ewig staatlich hochsubventioniert sein wird wie jetzt. Deshalb muss man eben etwas marktwirtschaftlichere Wege finden als bisher.
Bach: Gerade junge Musiker müssen flexibel und vielseitig sein. Es gibt heutzutage immer mehr gute Musiker für immer weniger Stellen. Und das Niveau wird immer höher. Die Meininger Hofkapelle ist ein unglaublich offenes Orchester. Es gibt eine sehr gute Durchmischung von älteren, erfahreneren Musikern und Musikerinnen und ganz jungen, hungrigen, die ein unglaubliches Niveau haben, aber vielleicht Sachen noch nicht können, die man nur im Beruf lernt. Man inspiriert sich gegenseitig.
Bach: Jeder Dirigent muss sich seinen Respekt verdienen. Dazu gehört auch Demut. Man sollte nicht den Eindruck hinterlassen, man wisse alles besser. Ich versuche, die Menschen immer so mit Respekt zu behandeln, wie ich auch selbst behandelt werden möchte. Aber man kann nicht immer "ja" sagen. Das musste ich lernen. Ich möchte immer allen alles recht machen. Das funktioniert nicht, wenn man Chef ist. Insofern ist ein Orchester keine demokratische Institution. Aber dann denke ich: Das Wichtigste ist das Wohl der Meininger Hofkapelle. Mir geht es letztlich immer um die Musik. Ich mache das ja nicht wegen mir, sondern, zum Beispiel, wegen Wagner oder wegen Richard Strauss. Wir sind nur die "Anwälte der Komponisten".
Bach: Es gab Highlights, wo einfach alles passt. In der Oper war das sicher Richard Strauss' "Capriccio" zum Jubiläum der Hofkapelle, oder jetzt auch Wagners "Lohengrin".
Bach: Das Konzertabo ist immer noch das größte Abonnement. Und wir machen ziemlich viel Neue Musik. Ich glaube schon, dass ich auch bei den Musikern Interesse dafür geweckt habe. Die jungen Musiker – bei denen gehört das einfach dazu. Bei den Älteren gab es manchmal schon Vorbehalte. Ja, die Meininger Hofkapelle ist ein sehr gutes Orchester, gerade auch für Neue Musik.
Bach: Genau. "Powder Her Face", zum Beispiel - das war auch eines der Highlights. Das hat soviel Freude gemacht!
Bach: Es gibt weit über hundert Bewerbungen. Das wird kurz nach den Theaterferien entschieden.
Bach: Der Neue/die Neue beginnt ja erst 2023/24. Ich werde in der nächsten Spielzeit noch sehr viel als Gast dirigieren.
Bach: Nein, sicher nicht. Ich schaue lieber vorwärts.
Bach: Absolut.
Im Meininger Dampflokwerk "Bahn frei!" finden am Samstag und Sonntag, 16. und 17. Juli, jeweils um 19 Uhr die traditionellen Hofkapellenkonzerte statt. Das sind die letzten öffentlichen Auftritte von Philippe Bach als Meininger GMD.