
Im Stadtteil Frickenhausen stehen keine Bauflächen der Stadt mehr zur Verfügung. Dementsprechend rücken Flächen in den Fokus, die zwar nicht als Bauland ausgewiesen, aber bislang unbebaut sind.
Im vergangenen Jahr lag dem Stadtrat bereits der Antrag eines Bauwilligen vor, eine Fläche im Außenbereich zu bebauen. Der Antragsteller wollte in einem Bereich der Seestraße mehrere sogenannte Tiny-Häuser errichten. Der Stadtrat hatte damals das gemeindliche Einvernehmen nicht erteilt, insbesondere, weil ein Wassergraben am Grundstück entlangführt.
Behörden wurden um eine Stellungnahme gebeten
Nach Rücksprache mit dem Landratsamt erhielt die Stadt die Auskunft, dass eine Einbeziehung der unbeplanten Fläche in den Innenbereich erfolgen könnte, wenn Fachstellen und Behörden, darunter das Wasserwirtschaftsamt, keine Einwände haben. Darüber hatte Bürgermeister Michael Kraus im Februar dieses Jahres den Bauausschuss informiert.
In der Folge wurden die Behörden angeschrieben. In der jüngsten Sitzung diskutierte nun der Stadtrat über den Erlass einer Einbeziehungssatzung für den unbeplanten Bereich der Seestraße und in der Folge erneut über eine mögliche Bebauung.
Wasserwirtschaftsamt sieht Planung kritisch
Wie der Bürgermeister informierte, wurden die wichtigsten Fachbehörden und Fachstellen am Landratsamt sowie das Wasserwirtschaftsamt um eine Stellungnahme gebeten, um abzuwägen, ob überhaupt Erfolgsaussichten bestehen, die Fläche bebauen zu dürfen. Grundsätzlich wurde von den beteiligten Stellen am Landratsamt Einverständnis signalisiert, wenn bestimmte Vorgaben eingehalten werden. Zu einem anderen Urteil kommt das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Dabei macht dem potenziellen Bauherrn ein kleines Rinnsal, wie es Ortssprecher Achim Reß bezeichnete, einen Strich durch die Rechnung: der sogenannte Frickenbach.

Wie die Behörde mitteilt, fehlt ein Überschwemmungsgebiet in diesem Bereich, der vom Amt als wassersensibel eingestuft wird. Daher wird "eine Bebauung aus wasserwirtschaftlicher Sicht nach aktuellem Kenntnisstand sehr kritisch gesehen", zitierte Bürgermeister Michael Kraus aus einem Schreiben des Wasserwirtschaftsamts. Sollte die Stadt an der Planung festhalten, müsste zunächst das Überschwemmungsgebiet des Frickenbachs ermittelt werden, heißt es weiter. Erst dann könnten alle Risiken festgestellt und abgewogen werden. Gefolgt von der Frage, wie ihnen entgegengewirkt werden könne.
Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägen
Laut Stadtchef sind die Erfolgsaussichten für die Einbeziehung der Grundflächen in den Innenbereich nach dieser Stellungnahme des Amts gering. Dennoch könne die Stadt ein Bauleitplanverfahren durchführen und ein Gutachten in Auftrag geben. "Im Ergebnis müssen wir aber abwägen, ob der Aufwand und die möglichen Erfolgsaussichten zur Überplanung des Bereichs im Verhältnis zum Nutzen stehen", so Kraus.
Markus Groenen sieht eine Bebauung an dieser Stelle kritisch. Der Bereich sei seines Erachtens nach Schwemmland. Mit Verweis auf die Flutkatastrophe im Ahrtal sagte Groenen, dass es sicher einen Grund gebe, warum diese Flächen in Frickenhausen in der Vergangenheit nicht bebaut wurden. Auch der Stadtchef machte deutlich, dass das Wasserwirtschaftsamt nach der Ahrtal-Katastrophe sehr sensibel agiere und daher bei allen Vorhaben absolute Vorsicht walten lasse.
Achim Reß sieht keine Bedrohung im Frickenbach
Achim Reß konnte dieser Begründung nicht folgen. "Wir sind nicht das Ahrtal", führte er an, und der Frickenbach stelle "mit zehn Zentimetern Breite und Tiefe" seiner Meinung nach keine Gefahr dar. Er regte an, dass eine Vor-Ort-Begehung mit den Vertretern des Wasserwirtschaftsamts erfolgen soll, um mit Blick auf das Gelände alle Begebenheiten abwägen zu können.
Christian Herbig sagte mit Verweis auf die Kosten eines Gutachtens, dass der Aufwand, um die Überschwemmungsfrage zu klären, sehr hoch sei. Michael Mühlfeld erinnerte an das Hochwasser 2013 in Mellrichstadt, als sich das Rinnsal im Roßbachgraben in einen reißenden Strom verwandelt hatte. "Damit hätte damals auch niemand gerechnet."
Christian Seyfarth und Hans Georg Link plädierten hingegen auch für eine Ortsbegehung. "Die Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts soll fundiert sein, dann können wir erneut beraten", war sich das Gremium schließlich einig.