Mitarbeiter müssen teilweise an der Straße parken, ein Zelt und Container auf dem Hof erweitern die Lagerfläche, selbst im Pausenraum stehen Computer: Dass der Platz bei der Ganshorn Medizin Electronic GmbH in Niederlauer knapp ist, zeigt sich beim Gang über das Gelände und durch die Räume. Weil dem Medizintechnik-Hersteller Kapazitäten fehlen, baut das Unternehmen einen neuen "Headquarter" (Firmensitz) im Bad Neustädter Industriegebiet "Am Altenberg".
"Als Hersteller von Messgeräten der Lungengesundheit spüren wir, dass die Lunge insbesondere durch Corona und Long Covid wieder mehr in den Fokus gerückt ist. Gerade in den letzten zwei bis drei Jahren sind Umsatz, Auftragsvolumen und Mitarbeiterzahl außerordentlich gewachsen", sagt der kaufmännische Geschäftsführer (CFO) Steffen Schlembach im Gespräch mit dieser Redaktion.
Ganshorn aus Niederlauer ist einer von wenigen Anbietern in der Lungenfunktionsdiagnostik
"Die Schiller AG mit Ganshorn als Tochtergesellschaft vereint Pneumologie und Kardiologie (Anmerkung der Redaktion: Lungenheilkunde und Herzheilkunde). Das ist einzigartig", so Mirko Gadza, Geschäftsführer (CEO) des Global Players Ganshorn. Weltweit gibt es nach Aussagen von Gadza und Schlembach weniger als eine Handvoll Unternehmen mit einem ähnlichen Produktangebot wie Ganshorn. Abnehmer der Geräte sind Ärzte, Kliniken, aber auch Sportwissenschaftler auf der ganzen Welt.
"Wir stellen permanent Mitarbeitende ein und bilden eigenen Nachwuchs aus. Die Bürofläche wird langsam knapp. Lager- und Produktionsfläche sind mittlerweile auch limitiert", so Schlembach, der den derzeitigen Personalstand auf rund 80 Personen beziffert. "Um allen Kollegen einen Arbeitsplatz bieten zu können, praktizieren wir Desk-Sharing. Dabei teilen sich anwesende Mitarbeitende an Home Office- und Präsenztagen Schreibtische. Arbeitsplätze werden so effektiv besetzt und bleiben nie ungenutzt", ergänzt Marketing-Managerin Stefanie Gross.
Es fehlt in Niederlauer an Büros, Lager-, Produktions- und Parkflächen
Das Areal in Niederlauer hatte Gründer Peter Ganshorn Anfang der 1990er-Jahre gekauft, weil der Platz am ursprünglichen Firmensitz in Münnerstadt zu eng wurde. Dort betreibt Ganshorn noch heute ein Außenlager. Die Gebäude in Niederlauer sind laut Steffen Schlembach in die Jahre gekommen und energetisch nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Auf dem Hof stehen zudem Container und ein Zelt, um die Lagerfläche zu vergrößern. Das reduziert die Parkmöglichkeiten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihre Autos mitunter an der Straße abstellen müssen.
Steffen Schlembach zeigt sich froh, dass die Schiller Group den Neubau ermöglicht. Die Investitionssumme liegt laut dem CFO im zweistelligen Millionenbereich. In der Theodor-Jopp-Straße in Bad Neustadt sollen eine zweistöckige Lager- und Produktionshalle und ein Bürogebäude sowie Parkplätze entstehen.
Dadurch will Ganshorn seine Nutzfläche mehr als verdreifachen. "Die großen Glasgebäude werden optisch ansprechender sein als die bisherigen. Es stehen wesentlich mehr Arbeitsplätze zur Verfügung und die Produktionshalle ist so geplant, dass wir in Richtung Straße noch anbauen können", sagt Steffen Schlembach.
Ein "Showroom" für Schulungen und ein Museum zur Firmenhistorie in Bad Neustadt
Die Gebäude sollen mit Wärmepumpen und einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden. Im Inneren sind unter anderem ein Empfangsbereich, ein "Working Coffee" und ein Demoraum geplant. In diesem "Showroom" will die Firma Geräte ausstellen und Trainings für Partner abhalten. Laut Stephanie Gross kommen diese aus der ganzen Welt zu Ganshorn. "Momentan sind wir bei internen Events auf 12 Teilnehmende limitiert und freuen uns, wenn wir das künftig größer aufziehen können", erklärt Gross. In einer Art Museum soll die Firmenhistorie gezeigt werden.
Inzwischen haben auf dem Grundstück in Bad Neustadt die Planierungsarbeiten begonnen. Für den 8. April ist der Spatenstich geplant. Mit der Fertigstellung rechnen die Verantwortlichen im vierten Quartal 2025. Bis zum Umzugstag kann der Betrieb in Niederlauer laut Steffen Schlembach normal weiterlaufen. Wie geht es danach mit den dortigen Gebäuden weiter? "Höchstwahrscheinlich werden wir sie verkaufen. Vielleicht nutzen wir sie aber auch weiterhin als Lager", so Steffen Schlembach.