Eine Lunge hat jeder Mensch. Das Organ sorgt bestenfalls ein Leben lang eigenständig dafür, dass der lebenswichtige Sauerstoff von der Atemluft ins Blut gelangt. Und doch: solange sie funktioniert, denkt kaum jemand an die eigene Lunge. Gerade jetzt in Coronazeiten rückt das Organ aber wieder mehr in den Fokus. Denn eine Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 kann Covid-19 auslösen - eine Lungenkrankheit. Unter anderem verschiedene im Atem messbare Veränderungen sind Anzeichen für diese Erkrankung. Hier kommt die Firma Ganshorn ins Spiel. Denn das Unternehmen mit Hauptsitz im Niederläurer Industriegebiet entwickelt und produziert hochkomplexe technische Geräte für das gesamte Spektrum der Lungen- und Herzkreislaufdiagnostik.
"Wir würden uns zwar nicht als Gewinner der Corona-Krise bezeichnen, denn wir stellen keine Beatmungsgeräte her. Dennoch kommt es uns zugute, dass die Lunge, die lange Zeit eher zweitrangig war, nun durch die Pandemie wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen rückt", sagt Dr. Stefan Ponto, Executive Vice President des Mittelständlers Ganshorn. Er führt an, dass laut einer Studie der WHO weltweit im Jahr 2014 15 Prozent aller Menschen an Atemwegserkrankungen litten. Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) werde aber bis 2030 die Todesursache Nummer drei der Welt sein.
Sauerstofftransport ist ein Problem bei Covid-Patienten
Mit den Geräten von Ganshorn können über die Atemluft des Patienten verschiedene die Lunge betreffende Parameter gemessen werden, die dabei helfen, Lungenkrankheiten zu erkennen. Sie werden von Ärzten und Kliniken eingesetzt. Und auch in der Corona-Krise spielen sie eine Rolle. "Bei Covid-Patienten ist oft der Transport des Sauerstoffs von den Lungenbläschen in das Blut gestört. Um herauszufinden, wie stark dies der Fall ist, gibt es den sogenannten Diffusions-Wert, der unter anderem mit dem 'PowerCube Body+', einem unserer Geräte, gemessen werden kann", erläutert Ponto.
"Außerdem interessiert uns, wie sich die Lunge in der Zeit nach einer Covid-Erkrankung verhält. Deshalb sind wir an zwei Long-Covid-Studien an den Unikliniken Zürich und Guangzhou beteiligt." Das eingangs erwähnte gestiegene Interesse und Verständnis für die Lungengesundheit möchten die Verantwortlichen bei Ganshorn nutzen, um weiter an einer besseren Versorgung mit Messgeräten zur Diagnose von Atemwegserkrankungen weltweit mitzuarbeiten.
Räumlichkeiten reichen nicht mehr aus
Der "Body", sozusagen ein modernes Lungenlabor, dessen erste Version 1988 vom Band lief, ist Pontos Angaben zufolge das erste Gerät mit einer Flussmessung, die auf Ultraschalltechnologie basiert. Diese Technik gelte mittlerweile als der Goldstandard in der Lungenmedizin. Ponto zeigt sich stolz darauf, dass kürzlich der 1000te "Body" in der mittlerweile vierten Generation bei Ganshorn vom Band lief. Die Hardware-Komponenten mit der passenden komplexen Software, die das Unternehmen selbst entwickelt, zusammenzubringen, sieht er als größte Herausforderung für die Mitarbeiter. Deshalb sei die Firma stets auf der Suche nach qualifiziertem Personal aus der IT-Branche, so Steffen Schlembach, Ganshorn-Geschäftsführer für Personal und Finanzen.
"Mit Produktion, Vetrieb und Wartung unserer Geräte und auch als Zulieferer unter anderem für Firmen wie GE Healthcare oder AstraZeneca - hier besteht eine langjährige Partnerschaft bei Inhalationsgeräten - haben wir gut zu tun, der Markt wächst", sagt Ponto. Das Firmengelände in Niederlauer platzt aus allen Nähten, was sich auch bei einem Gang durch die Räumlichkeiten zeigt. Die Kartons stapeln sich bereits teilweise in den Gängen und in Containern auf dem Hof, weil im Lager zu wenig Platz ist. In naher Zukunft wird wohl laut Ponto eine Erweiterung nötig werden. Eines ist Dr. Stefan Ponto und Steffen Schlembach dabei wichtig zu betonen: "Wir wollen auf jeden Fall in der Region bleiben."