
Bei einigen in Willmars ist die Enttäuschung groß. Denn wieder macht das Örtchen von sich reden – im negativen Sinn. Mit einem alarmierenden Wahlergebnis hat die Gemeinde im Landkreis Rhön-Grabfeld die Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Über 34 Prozent der Menschen dort haben die Alternative für Deutschland (AfD), eine teils rechtsextreme Partei, gewählt. Damit färbt sich Willmars als einzige Gemeinde in Unterfranken blau.

Bürgermeister Reimund Voß kennt den Sachverhalt. Trotzdem war er am Wahlabend niedergeschlagen: "Ich hatte gehofft, dass das Pendel diesmal bei uns anders schwingt." Für ihn spiegelt das Wahlergebnis die Unzufriedenheit vieler Bürger wider. Er glaubt: "Die Menschen, die die AfD gewählt haben, sind keine Rechtsextremisten, sondern enttäuschte Wähler."
Banner-Aktion als Zeichen für Demokratie und Vielfalt
Dem entgegen steht eine Initiative zweier junger Bürgerinnen, die ein sichtbares Zeichen für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt setzen wollen. Kurz vor der Bundestagswahl stellten sie ein von ihnen gestaltetes großes, buntes Banner auf dem Dorfplatz auf. Darauf zu lesen ist die Botschaft: "Wir setzen auf Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt - Für unsere Kinder, für unsere Zukunft".
Die beiden Initiatorinnen, die anonym bleiben möchten, verwirklichten ihre Idee vollständig in Eigenregie – vom Entwurf bis zum Druck. Dabei war es den Frauen wichtig, das Banner neutral zu gestalten, ohne Assoziation mit irgendeiner Partei. Sie wollten ein Zeichen der Einheit setzen. Deshalb entschieden sie sich für eine bunte Gestaltung, die viele Farbtöne umfasst.
Trotz ihrer positiven Absicht hatten die beiden Initiatorinnen zunächst Bedenken, ob ihr Banner unversehrt bleiben würde. Die Angst vor Vandalismus war groß, denn der Aufwand für Gestaltung und Druck war erheblich, sowohl in puncto Zeit als auch die Kosten betreffend. Dennoch entschieden sich die Frauen, das Banner aufzustellen, in der Hoffnung, dass es die Dorfgemeinschaft inspiriert. Es blieb bisher unversehrt.
Banner soll in Willmars nicht provozieren
"Wir stehen für positive Veränderung", meint eine der Initiatorinnen. "Wir wollten nicht provozieren, sondern neutral zur Vielfalt aufrufen." Tatsächlich sorgte das Banner für Gesprächsstoff in Willmars. Auch im Gemeinderat.

Bürgermeister Reimund Voß bestätigte, dass über das Banner während einer öffentlichen Gemeinderatssitzung diskutiert wurde, um sicherzugehen, dass es rechtlich einwandfrei aufgestellt ist. Letztlich stellte das Ordnungsamt klar, dass es keine Gesetze verletze und keine Rechte anderer störe. Dennoch fand eine Stimme aus dem Gemeinderat die Aktion verfehlt.
Warum ist die AfD in Willmars so stark?
Michael Emmert, ein langjähriger Einwohner von Willmars und regelmäßiger Zuhörer im Gemeinderat, hält diese Kritik für unangebracht. Er plädiert für die Werte Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt und betont die Wichtigkeit dieser Grundsätze: "Demokratie ist in der Verfassung verankert. Vielfalt wird durch das Antidiskriminierungsgesetz geschützt und Zusammenhalt gilt als Stärke unseres Landkreises."
Das starke Wahlergebnis der AfD – ein Trend, der sich schon seit Jahren in Willmars abzeichnet –zeige für ihn die hohe Frustration der Bürgerinnen und Bürger. Die Perspektivlosigkeit erdrücke viele hier, glaubt er. Er fordert von der Kommunalpolitik, sich stärker um die Interessen der Bevölkerung zu kümmern.
Emmerts Appell an alle Protestwähler lautet: "Keiner käme auf die Idee, aus Protest gegen die Borkenkäfer Kakteen in den Wald zu pflanzen. Wir brauchen Lösungen, die das Potenzial haben, einen Mehrwert für die Generationen nach uns zu erzeugen. Nur gegen etwas zu sein, reicht dafür nicht."
Für die Initiatorinnen der Plakat-Aktion ist auf jeden Fall klar: Aufgeben ist keine Option. Das Banner soll auch als Motivation dienen, weiterhin für ein demokratisches Miteinander einzutreten.
Wer heute AFD wählt, weiß genau was er da wählt und unterstützt.
(Quelle Mainpost online vom 24.02.25, Gerhard Fischer)
Erschreckende Ergebnisse auch in Bad Neustadt - alles nur Protestwähler? mitnichten. Man sollte endlich aufhören dieses Wählerverhalten zu verharmlosen, klein zu reden. Ich finde die Plakataktion der beiden Frauen toll und mutig👏👏
Susi Kortmann