"Rhön - Bilder und Begegnungen" war ein Film betitelt, der zur Zeit des "Kalten Krieges" in den Grenzinformationsstellen gezeigt wurde. Heute ist er ein historisches Dokument, das Minengürtel, Zaunbau, Grenzsteine und Begegnungen an der deutsch-deutschen Grenze zum Inhalt hat. "Unfassbar" oder "Ich kann es nicht glauben" lauteten Aussagen von Besuchern des Filmabends im Kulturarsenal Darre in Bad Königshofen. Dorthin hatte der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld im Rahmen seiner Vortragsreihe "Es war einmal - Die DDR" eingeladen. An die 90 Gäste waren gekommen.
Dass man damals noch keine Filme auf Großleinwand zeigen konnte, machte ein historischer Filmapparat deutlich, der dem Verein vor einigen Jahren zur Verfügung gestellt worden war. Der Vereinsvorsitzende, Kreiskulturreferent Hanns Friedrich, hatte dazu die große Filmrolle mitgebracht. Lachend meinte Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert, dass er erst überlegen müsse, wie das mit dem Einfädeln des Filmstreifens vor sich ging. Kurz streifte er die Geschichte der Führungen an der innerdeutschen Grenze, nannte Breitensee als die erste Grenzinformationsstelle in Deutschland, die 1966 eröffnet wurde. Es folgten die Grenzinfostellen in Fladungen, Rappershausen, Bad Königshofen und Dürrenried.
Filmvortrag und Fahrt an die Grenze
Schnell sei die deutsch-deutsche Grenze zum Besuchermagnet geworden und es gab Fahrten, bezuschusst vom Innerdeutschen Ministerium Gesamtdeutsches Institut. In Bayern war es die Arbeitsgemeinschaft für Staat und Gesellschaft. Diese ließ Filme erstellen, die damals in den Grenzinformationsstellen gezeigt wurden.
Für die Gäste gab es immer zunächst einen Kurzvortrag mit einem 30-minütigen Film, dann die Besichtigung des damals in der alten Volksschule beheimateten Grabfeldmuseum und die Fahrt an die Grenze. Diese führte zunächst nach Breitensee, dann entlang der DDR-Grenze nach Trappstadt und Alsleben, dort an die Grenzanlage Gompertshausen. Schließlich gab es einen Aufstieg am Bayernturm in Zimmerau, bevor es zurück zum Volkshochschulheim Sambachshof ging.
Die Grenze war für den heutigen Landkreis Rhön-Grabfeld ein Tourismusmagnet und vor allem Wirtschaftsfaktor geworden. Kreisheimatpfleger Reinhold Albert schätzt, dass in dieser Zeit mehr als 120 000 Besucher die Grenzinformationsstelle Bad Königshofen besuchten. In Dürrenried, wo Reinhold Albert als Grenzpolizist tätig war, seien es seit 1978 rund 35 000 Besucher gewesen. Wie es damals an der deutsch-deutschen Grenze war, zeigte der historische Streifen, der in der hessischen und bayerischen Rhön bis Tann, Bischofsheim und Ostheim entstanden war.
Besonders interessant: Der Auf- und Ausbau der Grenzanlagen. Ein halbes Jahr lang war ein Filmteam an der Grenze und konnte den Aufbau des neuen 3,20 Meter hohen Metallgitterzauns ebenso filmen, wie das Sprengen der alten Minen und das Legen neuer. Der Film gab einen Einblick in die Zeit des "Kalten Krieges" und den Aufbau der sogenannten "Demarkationslinie". Von ihren Erlebnissen an der Grenze berichteten Detlef Deutsch (Gollmuthhausen), damals bei der Bayerischen Grenzpolizei und der ehemalige Bundesgrenzschutzbeamte Erwin Ritter aus Oerlenbach. Der nächste Vortrag findet am 11. November um 19 Uhr im Kulturarsenal Darre statt. Dann wird der Dokumentarfilm "Der Todeszaun" zu sehen sein.