Zum dritten Mal öffnete der FDP-Kreisvorsitzende Karl Graf Stauffenberg für ein Sommerfest den Ostteil des Parks von Schloss Irmelshausen. Das Motto lautete diesmal "Liberale Landliebe". Mit den Gästen aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Haßberge, Bad Kissingen und Schweinfurt wurden die neuesten politischen Ereignisse diskutiert. Gefragter Gesprächspartner dabei war Alexander Graf Lambsdorff.
Kids for Future: Freitags nicht blaumachen
Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion nahm sich Zeit Fragen zu beantworten. Beispielsweise die, wie die FDP auf die Forderungen der Jugendlichen nach mehr Umwelt- und Klimaschutz reagiert? "Ich finde es gut, wenn sich Jugendliche für Politik interessieren und sich für etwas einsetzen, aber sie sollten deshalb nicht jeden Freitag blaumachen", sagte Graf Lambsdorff und überlegte, wie viele dieser Jugendlichen, die gerade noch demonstriert haben, in die Sommerferien fliegen.
Über den Ausstieg aus der Kohle herrsche parteiübergreifender Konsens in Berlin, man könne aber nicht gleichzeitig aus Atomkraft und Kohle aussteigen. Man müsse nicht nur die Elektromobilität, sondern auch den Wasserstoffantrieb voranbringen, Mobilität sollte zunehmend klimaneutral werden, ist seine Meinung. Von dem Vorschlag der Umweltministerin Svenja Schulze, Benzin, Diesel, Heizöl und Erdgas mit einem CO2-Preis zu belegen und Geringverbraucher einmal im Jahr mit einer Rückzahlung zu belohnen, hält er gar nichts. Ein "Bürokratiemonster" würde entstehen, vermutet er. Schon die Ökosteuer habe keine Auswirkungen auf den Verbrauch gehabt, jetzt eine neue Steuer draufzusetzen, hält er für unsinnig. Das Konzept der FDP, den Erwerb von C02-Zertifikaten auch auf Mobilität und Wärme auszudehnen und die Zertifikate jährlich zu verknappen und zu verteuern, bis es 2050 keine mehr gibt, hält er für wirkungsvoller.
Europa stärkste Handelspartner
Graf Lambsdorf ging auch auf die Probleme ein, die es immer noch zu lösen gilt, wie die geordnete Zuwanderung, Abschiebungen, gänzliche Abschaffung des "Soli", Wohnungsbau und die Digitalisierung im ländlichen Raum. "Wir brauchen ein starkes Europa", meinte er, unter Hinweis auf die Europagegner und der Kritik am Verfahren der Nominierung von Ursula von der Leyen zur Kommissionspräsidentin. Der Europäische Raum sei nicht nur stärkster Handelspartner, sondern auch ein Raum des Wohlstands, des Rechts, der Freiheit und der Lebensfreude, trotz aller Probleme.
Bundestagssabgeordneter Daniel Föst bedankte sich bei den Gastgebern für die Ausrichtung des Sommerfestes. Zu den Wohnkosten in München sagte er, dass man sie nur in den Griff bekomme, indem mehr gebaut wird und man den ländlichen Raum nicht ausbluten lässt, was die Menschen in die Städte zwingt. Ähnlich argumentierte auch MdB Britta Dassler. Der Ausbau der Infrastruktur und das Schaffen von Arbeitsplätzen habe Priorität im ländlichen Raum, so Dassler. Die Hauptthemen der FDP seien Wirtschaft, Digitalisierung und Bildung, die Partei habe schon viel erreicht und sie persönlich habe in ihrer Zeit in Berlin viel gelernt, sagte die Abgeordnete aus Herzogenaurach. Sie wies auch auf die Bedeutung der Arbeit der FDP-Basis hin, sie müsse die Themen liefern, die die Menschen bewegen.
Ein Quoten-Bürgerlicher unter zwei Grafen
MdL Martin Hagen lobte das schöne Fest inmitten der wunderbaren Landschaft und fühlte sich fast als "Quoten-Bürgerlicher" unter zwei Grafen. Er kritisierte die "Gefälligkeitspolitik" der Regierungskoalition im Wirtschaftsbereich und den Plan ein 365-Euro-Ticket für Azubis in Bayern einzuführen. Ausbau des ÖPNV statt Subvention mit Steuergeldern forderte er und nannte den Klimaschutz eine der drängendsten Herausforderungen der Menschheit. Deutschland verursache zwar nur zwei Prozent des globalen CO2-Ausstoßes, sei aber wichtiger Vorreiter und sollte Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen.
Hausherr Graf Stauffenberg kritisierte, dass die Politik sich insgesamt zu wenig für den ländlichen Raum einsetzt. Zu teure Mieten seien hier nicht das Problem, eher die ärztliche Versorgung, Altersarmut und der Mangel an Arbeitsplätzen. "Es muss gelingen Produktivkapital aufs Land zu bringen", so Graf Stauffenberg. Er stellte auch seinen neugegründeten Verein "Ländliche Liberale Bayern" vor. Führungen durch seine Schlosshälfte hatte Graf Stauffenberg als Benefizaktion angeboten, so kamen 500 Euro zusammen, die der Palliativstation in Bad Neustadt übergeben werden.