Die FDP strebt mit großer Zuversicht zurück in den Bundestag. Ein Landesparteitag in Bad Neustadt wählte Daniel Föst, Karsten Klein und Katja Hessel auf die ersten drei Plätze der bayerischen Landesliste.
Die neue Stadthalle in Bad Neustadt war offensichtlich ein guter Tagungsort, um eine Liste mit stark fränkischer Note aufzustellen. Spitzenkandidat ist der bayerische FDP-Generalsekretär Daniel Föst. Der 40-Jährige, der in München als Direktbewerber antritt, ist in Schweinfurt geboren und in der Rhön groß geworden. Föst stammt aus einer Unternehmerfamilie und war früher im elterlichen Möbelhaus ("Opti Wohnwelt") tätig – unter anderem auch als Möbelpacker.
Die Liberalen wollen bewegen
„Die zupackende Art habe ich mir bewahrt“, sagte der Familienvater und versprach einen engagierten Wahlkampf. Der „Rauswurf“ der FDP aus dem Parlament, für den er die fehlende Bodenhaftung der damals Handelnden verantwortlich machte, habe Deutschland geschadet. Statt die Menschen an den „Tropf staatlicher Wohlfahrt“ zu legen, wollten die Liberalen Deutschland bewegen. Gefragt seien „German Mut und German Dream“. Föst bekam 84,5 Prozent der 420 Delegiertenstimmen. Er hatte keinen Gegenkandidaten.
Um Platz zwei stritten gleich drei Kandidaten. In einer Stichwahl setzte sich der unterfränkische FDP-Bezirksvorsitzende Karsten Klein mit 54 Prozent gegen Britta Dassler (Herzogenaurach) durch. Der 39-jährige Aschaffenburger hat sich in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter (2008 bis 2013) einen Namen als Haushalts- und Finanzpolitiker gemacht, nicht zuletzt bei der Aufklärung der Landesbank-Affäre. Vor den Delegierten plädierte Klein für eine Steuerreform, die mehr Geld bei den Bürgern lässt.
Für die Region forderte Klein im Gespräch mit der Redaktion unter anderem mehr Vernetzung zwischen der Wirtschaft und dem Wissenschaftsstandort Mainfranken. Beim Nationalpark Spessart zeigte sich Klein skeptisch. Der Staatsregierung warf er vor, bis heute keine belastbaren Fakten zur Planung vorgelegt zu haben.
Auch den dritten Platz auf der Liste belegt mit Katja Hessel (Nürnberg), der früheren Staatssekretärin im bayrischen Wirtschaftsministerium, eine Fränkin. Auf den Positionen vier bis sechs folgen der Netzpolitiker Jimmy Schulz (München-Land), der frühere Telekom-Manager Thomas Sattelberger (München) und der Vorsitzende der bayerischen Julis Lukas Köhler (München). Die ersten sechs Plätze gelten als aussichtsreich für den Einzug in den Bundestag, sollten sich die sechs Prozent aus den Umfragen bestätigen.
Landesvorsitzender Albert Duin spekuliert derweil gar auf ein „zweistelliges Ergebnis“. Entsprechend groß war das Gerangel auch um die Plätze sieben bis zwölf, wo sich teilweise mehr als ein halbes Dutzend Bewerber Kampfabstimmungen stellte. Mediziner Andrew Ullmann, Direktkandidat in Würzburg, scheiterte knapp bei der Entscheidung um Position acht und steht nun auf Platz zwölf.
Bunter als früher
Die FDP präsentierte sich in der Stadthalle bunter als früher. Die Delegiertentische schmückten Fähnchen in gelb, blau und Magenta. Viele Kandidaten hatten neben bunten Flugblättern Popcorn, Schokowaffeln und Lutscher verteilt, um auf sich aufmerksam zu machen. Mit unterschiedlichem Erfolg.
Begrüßt hatte die 420 Delegierten am Morgen Bruno Altrichter, der Bürgermeister von Bad Neustadt. Der Freie-Wähler-Politiker erinnerte an die gute Zusammenarbeit mit liberalen Ministern wie Wolfgang Heubisch und Martin Zeil. Der frühere bayerische Wirtschaftsminister habe die Gründung der Modellstadt für Elektromobilität initiiert.
Altrichter dankte Daniel Föst, dass er den Parteitag nach Bad Neustadt zu einem Zeitpunkt vergeben habe, als die Halle noch in Bau war. Das Vertrauen in die Stadt und in die Handwerker seiner Rhöner Heimat hätten sich gelohnt, so der Bürgermeister.
Als neues Parteimitglied präsentierte FDP-Generalsekretär Föst de Delegierten Karl Schenk Graf von Staufenberg, der in Irmelshausen (Lkr. Rhön-Grabfeld) lebt. Der Enkel des Hitler-Attentäters stellte in der Stadthalle seinen Verein gegen Extremismus „Mittendrin statt extrem daneben“ vor.