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Bad Neustadt
Europawahl 2024 in Rhön-Grabfeld: Wo das Bündnis Sahra Wagenknecht die Freien Wähler überholte
Die CSU holt in Rhön-Grabfeld das beste Ergebnis in Bayern. Dafür fällt die einstige SPD-Hochburg Willmars als AfD-Zentrum negativ auf. Wer sonst noch heraussticht.
Nach der Stimmzettel-Auszählung (Symbolbild) kommt die Auswertung der Wahl-Besonderheiten im Landkreis Rhön-Grabfeld. Davon gibt es einige zu vermelden.
Foto: Jan Woitas, dpa | Nach der Stimmzettel-Auszählung (Symbolbild) kommt die Auswertung der Wahl-Besonderheiten im Landkreis Rhön-Grabfeld. Davon gibt es einige zu vermelden.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 15.06.2024 02:48 Uhr

Die Europawahlen sind vorbei, die Nachwehen wegen der weiter erstarkten Rechten werden noch einige Zeit anhalten. Auch in Rhön-Grabfeld wird man sich seine Gedanken machen. Mit 14,4 Prozent ist sie zweitstärkste Kraft im Landkreis. Aber die CSU holt mit 48,9 Prozent das stärkste Ergebnis in Unterfranken und sogar in Bayern. Was sind die anderen Besonderheiten dieser Europawahl im Landkreis Rhön-Grabfeld?

Für eine Europawahl sind die Rhöner und Grabfelder doch fleißig zur Urne gegangen oder haben ihre Briefwahlunterlagen ausgefüllt. Mit 67,5 Prozent ist die Wahlbeteiligung ordentlich. Den Spitzenplatz im Landkreis nimmt die Gemeinde Trappstadt ein. 78,5 Prozent der Wahlberechtigten haben von ihrem wertvollen Grundrecht Gebrauch gemacht.

Diskussionsthema AfD nach der Europawahl 2024

Fast jeder in Deutschland diskutiert über die AfD und ihr in Teilen rechtsextremes Personal. Die veröffentlichte Meinung brandmarkt die Partei, Demos gegen Rechts werden abgehalten. Allein, die AfD wird weiter gewählt, so wie im Rest Europas die Rechten gestärkt ins Europaparlament einziehen.

Mit 14,4 Prozent schneidet die AfD in Rhön-Grabfeld besser ab als im Bayernschnitt von 12,6 Prozent. Das Rhöndorf Willmars macht ein weiteres Mal von sich reden als Hochburg der AfD im Landkreis. Schon bei der Landtagswahl 2023 geriet die Gemeinde im Kreis Rhön-Grabfeld in den Blick der Öffentlichkeit: Mit 28,3 Prozent erreichte die AfD das beste Ergebnis in Unterfranken.

Wahlen sind das Hochamt der Demokratie. Für die Niederläurer Wahlhelferinnen und -helfer gabs zum Dank Deutschland-Kuchen.
Foto: Kristina Kunzmann | Wahlen sind das Hochamt der Demokratie. Für die Niederläurer Wahlhelferinnen und -helfer gabs zum Dank Deutschland-Kuchen.

Bei der Europawahl hält die AfD mit 27,1 Prozent ihr starkes Ergebnis. Die CSU kommt dort auf 34,8 Prozent. Bei den Urnenwählern allein entschied sich der kleine Ort zu 36,4 Prozent für die AfD und machte die CSU mit 31,4 Prozent gar zum Zweitplatzierten.

Ein erschrockener Willmarser Bürgermeister Reimund Voß

Bürgermeister Reimund Voß reagiert auf das Wahlergebnis mit Erschrockenheit. "Ich bin seit Kindesbeinen aufrechter Demokrat der Mitte und habe keine Erklärung für diesen Ausruf von Resignation einer größeren Minderheit", so der Bürgermeister in einem Statement.

"Ich habe in Willmars bei Bürgerversammlungen und Wahlkampfauftritten der Bundestagsabgeordneten Frau Bär (CSU) und Frau Dittmar (SPD) vor den Rattenfänger-Methoden der Rechtspopulisten gewarnt. Ich werde nicht aufgeben, allen Bürgern der Gemeinde sachlich zur Seite zu stehen. Ich sage aber auch: Wehret den Anfängen. Rechtsradikale können nicht Freunde eines Demokraten sein", findet Voß klare Worte. Es wird ihn nicht trösten können, dass der Stimmbezirk Bad Neustadt/Westliche Außenstadt mit 29,6 Prozent für die AfD gestimmt hat und dort fast gleichauf mit der CSU liegt.

Der Unterschied zwischen Urnen- und Briefwählern bei der Europawahl

Interessant bei der AfD ist der Unterschied zwischen Urnen- und Briefwählern. In Rhön-Grabfeld hat die Rechtsaußen-Partei 14,4 Prozent der Stimmen geholt. Bei den Briefwählern waren es dabei 10,5 Prozent, am Wahltag an den Urnen stimmten 19,5 Prozent für die Partei. Man kann nun spekulieren, ob der Polizistenmord von Mannheim noch einmal einen Schub für die AfD bedeutet hat.  

Die Linken-Abspaltung Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) holte landkreisweit aus dem Stand 3,7 Prozent und überflügelte die Linke sozusagen mit links. In Bad Neustadt war das BSW mit 4,9 Prozent sogar stärker als die Freien Wähler, die nur auf 4,7 Prozent kamen.

In Burglauer war das Wahlforschungsinstitut Infratest dimap vor Ort, um anonym Stimmen für die ersten ARD-Hochrechnungen zur Europawahl einzuholen.
Foto: Marco Heinickel | In Burglauer war das Wahlforschungsinstitut Infratest dimap vor Ort, um anonym Stimmen für die ersten ARD-Hochrechnungen zur Europawahl einzuholen.

Im Ort mit dem dienstältesten Bürgermeister Bayerns war am Sonntag die CSU-Welt in Ordnung: Seit 40 Jahren ist Fridolin Link in der Rhön-Gemeinde Hausen in Amt und Würden. Bei der Europawahl machen ihm die Bürgerinnen und Bürger keine Sorgen. Die AfD bleibt mit 13,7 Prozent vergleichsweise klein, Links CSU holt 56,5 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung ist mit 76,1 Prozent (Bayern: 64) ebenfalls beachtlich.

Am stärksten ist die CSU in Sandberg

Am stärksten war die CSU in Sandberg, wo sie 59,5 Prozent der Stimmen holte. Die Grünen errangen ihr bestes Ergebnis in Unsleben mit 16,5 Prozent. Die SPD hatte in Willmars mit 11,3 Prozent das einzige zweistellige Ergebnis. Die Freien Wähler wiederum waren in Herbstadt mit 13,4 Prozent am erfolgreichsten, während die FDP in Höchheim und Ostheim mit 4,3 Prozent ihre besten Landkreis-Ergebnisse einholte. 1,9 Prozent, damit holt Stockheim den Spitzenplatz für die Linke. Das BSW holte die meisten Stimmen hingegen in Sulzdorf mit 6,9 Prozent.

Infratest dimap zählte Wählervotum in Burglauer

Burglauer im Landkreis Rhön-Grabfeld war am Sonntag ein ganz wichtiger Ort. Im Stimmbezirk Rudi-Erhard-Halle waren Mitarbeiter des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap aus Berlin unterwegs. Sie befragten Wählerinnen und Wähler anonym nach ihrer Wahlentscheidung. Die Ergebnisse flossen in die ersten Hochrechnungen zur Europawahl ein.
Auch die ersten Ergebnisse der lokalen Wahlvorstände wurden gemeldet und waren Grundlage weiterer Hochrechnungen. Das Burgläurer war eines von 380 ausgewählten Wahllokalen in Deutschland für die ARD-Hochrechnungen.

 
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