Wird die Ritter-von-Halt-Straße in Ostheim bald einen neuen Namen tragen? Wenn es nach den Schülern der Dr.-Alfred-Hauser-Schule geht, ja. Bereits 2004 und 2010 wurde die Namensänderung im Stadtratsgremium diskutiert, jedoch beide Male schließlich abgelehnt. Im Mai dieses Jahres stellten die Schülerinnen und Schüler der Ostheimer Schule einen erneuten Antrag auf Umbenennung.
Zum Hintergrund der Antragsstellung: Die 8. und 9. Klasse behandelte im Unterricht von Geschichtslehrer Ingo Hösl das Thema Nationalsozialismus. Dabei bemerkten die Jugendlichen einen Bezug des Namensgebers der Straße zum Nationalsozialismus. Das Sonderpädagogische Förderzentrum liegt in dieser Straße. Karl Ritter von Halt (siehe Infobox) war Mitglied der NSDAP sowie der SA. Der ehemalige Zehnkämpfer war Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sowie Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK).
Die Schülerinnen und Schüler erstellten eine Präsentation
Die Schüler erarbeiteten zur Person Ritter von Halt eine ausführliche Präsentation. Diese stellten sie den Mitschülern ab der 3. Jahrgangsstufe vor. Des Weiteren wurde dem diesbezüglichen Schreiben an Bürgermeister Steffen Malzer eine Unterschriftenliste mit 100 Unterschriften beigelegt.
Bei der Stadtratssitzung am Dienstag erläuterten Lenja, Dala und Chris von der Dr.-Alfred-Hauser-Schule im Beisein ihres Geschichtslehrers, der Klassenlehrerin Franziska Keller sowie Direktorin Gabriele Arnd ihre Gründe für den Antrag auf Umbenennung der Straße. Auch ihre Präsentation wurde gezeigt. Als Vorschlag für einen neuen Straßennamen wurde die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann von den Schülern genannt. Sie wurde bei den Olympischen Spielen 1936 maßgeblich von Ritter von Halt ausgeladen.
Bürgermeister Steffen Malzer dankte den Schülerinnen und Schülern für ihr Engagement. 1964 habe bei der Benennung der Straße der sportliche Aspekt des Namensgebers im Vordergrund gestanden, sagte er. Er verwies auf einen ausführlichen Text aus dem Jahre 2010, in dem unter anderem auch die sportlichen Verdienste sowie sein Einsatz für das IOC und NOK dargestellt wurden.
Die Anwohner der Straße werden befragt
Das Ratsgremium war sich einig, dass Ritter von Halt eine umstrittene Person der deutschen Geschichte gewesen sei. Eine Straßenumbenennung habe aber auch für die Anwohner Konsequenzen. Malzer gab zu bedenken, dass eine Adressänderung den Behörden und verschiedenen Institutionen mitgeteilt werden müsse. Das Stadtratsgremium beschloss mehrheitlich, dem Antrag auf Umbenennung stattzugeben. Die letzte Entscheidung über die Namensänderung wird in die Hände der Anwohner gelegt. Diese werden in nächster Zeit Post von der Stadt Ostheim erhalten und dazu befragt. Malzer regte an, sollte es zu einer Umbenennung kommen, könne auch ein verdiente Ostheimer Bürger Namensgeber für die Straße werden.
Bürgerbus über ein Carsharing-Model
Ein weiterer Tagesordnungspunkt war die Bereitstellung eines Bürgerbusses über ein Carsharing-Model. Hierzu wurde Tina Krieger von der Firma Mikar per Videokonferenz in den Rathaussaal zugeschaltet. Sie erklärtes das Prinzip des Mikar-Carsharings sowie die Modalitäten. Das neunsitzige Fahrzeug würde an einem zentralen Platz in Ostheim stehen. Die Finanzierung würde über Werbepartner auf dem Fahrzeug erfolgen. Der Fahrzeugnutzer kann nach erfolgreicher Registrierung in der APP oder am PC, das Fahrzeug zum gewünschten Termin buchen. Die Gebühren belaufen sich auf etwa sechs Euro die Stunde sowie rund 50 Euro den Tag. Der Stadtrat beschloss einen Kooperationsvertrag für vier Jahre.
Bezüglich der weiteren Straßenausbauplanung "WA Burgweg" war Dipl-Ingenieur Erb vom tiefbautechnischen Büro Köhl in Fulda geladen. Zur Straßenplanung legte er zwei Entwürfe vor, außerdem informierte er über die Möglichkeit einer sogenannten "Baustraße". Diese werde nach erfolgter Bebauung des Gebietes komplettiert. Das Gremium entschied sich für die Entwurfsfassung mit verkehrsberuhigter Straßenführung, unter anderem Pflasterunterbrechungen im Asphalt sowie einem breiteren Gehweg. Die Erstellung einer Baustraße wurde abgelehnt.
Förderung im Rahmen der Stadterneuerung
Gute Nachricht gibt es für alle Bauherren im Bereich des Altstadtgebiets, die eine Förderung im Rahmen der Stadterneuerung anstreben. Diese wurde angepasst. Nun können bis zu drei Anträge innerhalb von zehn Jahren zur Ausschöpfung des maximalen Förderbetrags von 50.000 Euro eingereicht werden. Beim Förderprogramm zur Wiederbelebung von alten und leerstehenden Anwesen können zwei Förderanträge innerhalb von drei Jahren gestellt werden.
Abschließend gab Bürgermeister Malzer bekannt, dass in der vergangenen Woche ein Workshop zum Thema "Markthalle und Schlösschen" abgehalten wurde. Er teilte mit, dass die Planung der Markthalle ohne Spielscheune weiter vorangetrieben werde. Die Außengestaltung des Platzes werde noch einmal neu geplant.
Ich frage mich, für was es eigentlich einen Stadtrat gibt.