Behutsam hat sich Bad Neustadt am Montagmorgen, 13. Mai, an seine Großbaustelle BayWa-Kreuzung herangetastet. Der morgendliche Berufsverkehr konnte noch ungehindert passieren, kurz nach 9 Uhr stellten Mitarbeiter der Firma Ortner GmbH Verkehrs- und Werbetechnik dann die Sperr- und Umleitungsschilder scharf. Die komplette BayWa-Kreuzung, ausgenommen die Rechtsabbiegespur von der Innenstadt Richtung Herschfeld und Mellrichstadt, ist somit für den Verkehr gesperrt.
Etwa zehn Wochen lang, so lange ist für die ersten beiden Bauabschnitte veranschlagt, wird die frequentierteste Kreuzung Rhön-Grabfelds nur sehr eingeschränkt passierbar sein. Die Gesamtbaumaßnahme – Sanierung von Bad Neustadts Ortsdurchfahrt einschließlich BayWa- und Affenberg-Kreuzung – wird sechs Monate lang dauern und in sechs Bauabschnitten vonstattengehen.
Rückstaus von der Finanzamtskreuzung bis zum Herschfelder Kreisel
Erste Rückstaus ließen am Montag nicht lange auf sich warten: Bereits im Laufe des Vormittags reihte sich in der Bahnhofs- und Siemensstraße Stoßstange an Stoßstange, die Autos standen bis zurück zum Herschfelder Kreisel. Offiziell wird der aus Mellrichstadt kommende Verkehr zwar großräumig ab der Geis-Kreuzung über eine Westumfahrung zum Kreisel im Süden der Stadt umgeleitet. Wie erwartet, nutzen allerdings viele die zwar zulässige, aber von den Planern nicht favorisierte Alternativroute über Bad Neustadts Bahnhof.
Um dort einen Kollaps zu vermeiden, habe man eine Einbahnstraßenregelung eingerichtet, so Gerd Jahrsdörfer, Sachbearbeiter Verkehr bei der Polizei Bad Neustadt. Gefahren werden dürfe aktuell nur in Fahrtrichtung Herschfelder Kreisel zum Bahnhof. Ausschließlich die Linienbusse dürfen auch in der Gegenrichtung unterwegs sein.
Am ersten Tag war die Polizei Bad Neustadt kulant, ab diesen Dienstag nun wird verwarnt
Die "gewaltigen Stauungsprobleme", ausgehend von der Ampel an der Finanzamtskreuzung bis zum Herschfelder Kreisel, seien erwartbar gewesen, so Jahrsdörfer. Ursächlich seien in seinen Augen "die Neumalschlauen, die abkürzen wollten". Wirklich leistungsfähig und auf die zu erwartenden Verkehrsströme ausgelegt ist laut Jahrsdörfer eben nur die offizielle Umleitung. Für die künftigen Wochen empfiehlt er: "Man muss mehr Zeit einplanen."
Ob aus Unkenntnis, Überforderung oder Zeitdruck –mitunter manövrierten Verkehrsteilnehmer im Laufe des Montags noch wild an allen Verkehrsschildern vorbei durch Bad Neustadt. Was zunächst ohne Konsequenzen blieb. "Wir wollten nicht päpstlicher sein als der Papst." Am ersten Umleitungstag habe die Polizei fairerweise ein Auge zugedrückt. Ab Dienstag würde aber konsequent verwarnt, kündigt er an.
Was Anwohner sagen: Von Verständnis bis zu Verbesserungsvorschlägen
Die Reaktion der Bad Neustädter reichte am Montag von Verständnis bis hin zu Verbesserungswünschen. "Es muss ja sein. Wir nehmen's wie's kommt", blickte beispielsweise Kerstin Seidel, Mitarbeiterin des Geschäfts Jysk in der Meininger Straße, unaufgeregt den Bauarbeiten entgegen.
Doris Gass-Murphy, Anwohnerin aus Brendlorenzen, hingegen forderte, dass jede Möglichkeit genutzt werde, "die dazu beitragen kann, zu entlasten". Ginge es nach ihr, würden die beiden Schranken in Brendlorenzen und Herschfeld für die Zeit der Baumaßnahme geöffnet. Der Mohrweg in Brendlorenzen, der mit Beginn der Baumaßnahme de facto zur Sackgasse wurde, sollte zur Besengaustraße hin freigegeben werden, findet sie.
Warum Schranken nicht geöffnet werden und der Mohrweg zur Sackgasse wird
Optionen, gegen die sich Polizei und Stadt Bad Neustadt klar ausgesprochen haben. "Ich darf überörtlichen Verkehr gar nicht über Ortsstraßen umleiten, wenn ich Alternativen habe", erläutert Jahrsdörfer. "Wir haben keinen Bedarf gesehen, die Schranken zu öffnen", so Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner. Seiner Einschätzung nach würde das zu mehr Anwohner-Ärger führen als umgekehrt: Die Wohngebiete wären stark belastet. Bis zu 8000 Fahrzeuge passierten täglich die Besengaustraße: "Wenn wir aufmachen, zählt das für alle, nicht nur für die Brender", erklärt Werner.
Der Mohrweg, der bislang sowieso nur für Anlieger frei war, scheide aufgrund fehlender "Tragfähigkeit" als Durchfahrtsstraße aus, außerdem sei er "zu schmal für Gegenverkehr", so Polizist Jahrsdörfer. Weil eine Einbahnstraßenregelung dort erfahrungsgemäß nur bedingt angenommen würde, habe man sich für die Variante Sackgasse entschieden.
Prinzipiell optimistisch blickt Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner auf die kommenden Wochen. "Seit 15 Jahren ist die Sanierung der BayWa-Kreuzung in Bürgerversammlungen Thema." Jetzt, endlich, gehe es los. Für ihn Grund zur Freude: "Wir schaffen das!", macht er seinen Bad Neustädtern Mut.