Der Rhönkauz möchte in diesen Wochen ja am liebsten in Deckung gehen: Von überall her schleudern ihm Wahlslogans entgegen, die Parteien in Bayern feuern ihre Parolen ab auf allen möglichen Kanälen, das ganze Brimborium um die Wählergunst ist eine einzige Hasenjagd. Und schon ist der Rhönkauz bei einem Thema gelandet, das vieldeutig genau in diese Zeit passt: die Jagd und ihre höhere Bedeutung.
Von Hemingway bis Habermann
Die Jagd hat schon immer die Großen und Bedeutenden der Welt fasziniert: Ob sie nun Friedrich II. hießen mit seiner Falknerei, Ernest Hemingway mit seiner Leidenschaft für Großwildjagden - oder eben Landrat Thomas Habermann, der im Schweinberg nahe Rödles den Wildsauen nachstellt. Alle wussten und wissen sie von der Jagd zu schwärmen. Denn die Jagd hat den Menschen zu dem gemacht, was er heute ist im Gefüge der Schöpfung.
Vor all dem hat der Rhönkauz durchaus Respekt. Wenn da nicht die Niederungen wären, die im Wahlkampf das reinweiße Bild der Jagdgöttin Diana etwas beschmutzen. Viele Jäger, die der Rhönkauz im Moment kennt, gehen allzu sehr nur auf schnöde Stimmenjagd zur Landtagswahl. Sie haben nur noch den politischen Gegner im Visier.
Wenn der Schuss nach hinten losgeht
Es kann aber passieren, dass ein Schuss nach hinten losgeht. Das Landratsamt hat dieser Tage eine Pressemitteilung versendet. Darin freut sich Landrat Thomas Habermann über Jagdscheine, die einige Bürgermeister-Kollegen in jüngster Zeit erworben haben. Dem Ostheimer CSU-Bürgermeister Steffen Malzer wird darin zum Jagdschein gratuliert und dem Wollbacher CSU-Ortsoberhaupt Thomas Bruckmüller neben der CSU-Bürgermeisterin Sonja Reubelt aus Sandberg.
"Zielt die ganze Meldung wohl auf potenzielle CSU-Wähler?", dachte der Rhönkauz kurz. Beim genauen Lesen bemerkte er schnell, dass hier durchaus Schrot-Munition im Einsatz war, die politisch breiter streut. Tobias Seufert und Sonja Rahm kommen in dem Presse-Text ebenfalls vor. Mit den beiden Freien Wählern ist die politische Vielfalt also eigentlich gewahrt. Andere politische Farben kommen nun einmal nicht infrage, nachdem die SPD im Freistaat schon längst die Flinte ins Korn geworfen hat und die vegetarischen Grünen in Sachen Jagd eher das Kriegsbeil ausgegraben haben.
Wirkliche Waidmanns-Tugenden sind gefragt
Kurz und gut: Der Rhönkauz findet trotzdem nicht, dass die Verquickung von Politik und Jagd so kurz vor der Wahl ein strategischer Volltreffer ist. Auch am 9. Oktober, einen Tag nach der Landtagswahl, hätten die jagenden Bürgermeister noch ein Vorbild für waidmännische Tugenden sein können. Darum bleibt für den Rhönkauz nur eine Erkenntnis: Das Schlimmste, was eine Jagd vermasseln kann, ist ein Rohrkrepierer.