Die Lebenshilfe Rhön-Grabfeld feiert 50. Geburtstag – und die Tagesförderstätte in Mellrichstadt feiert mit. "Jede Einrichtung im Landkreis trägt etwas zum Jubiläum bei. Wir zeigen unsere Kunstwerke", sagt Juliane Werner, Leiterin der Förderstätte. Ihre Schützlinge haben in den vergangenen Wochen und Monaten rund 200 Bilder voller Leuchtkraft gemalt. Die Werke der Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung werden vom 10. Oktober bis 5. November im Bürgerhaus am Marktplatz der Öffentlichkeit präsentiert.
In den Malstunden in der Tagesförderstätte sind diesmal viele Gemeinschaftsbilder entstanden. Dies sollte nach den langen und intensiven Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder zum Zusammenwachsen der Gruppen beitragen. Seit Ausbruch der Pandemie war die Tagesförderstätte lange Zeit ganz geschlossen, wenn möglich, wurden Notgruppen zur Betreuung eingerichtet. Das bedeutete für die Betreuten und ihre Familien erhebliche Einschnitte in ihren Alltag, sagt Juliane Werner. Die Malstunden, die nun wieder einmal in der Woche stattfinden und auf die sich ihre Schützlinge so sehr freuen, geben hier Stabilität. Und fördern das Gemeinschaftsgefühl.
Künstler dürfen mit Farben und Techniken experimentieren
15 Frauen und Männer zwischen 20 und 59 Jahren haben verschiedene Malformen ausprobiert, Vlies- und Schütttechniken angewandt und vor allem mit Farben experimentiert. "Alle haben sich so gut sie können mit ihren Fähigkeiten beteiligt", macht Juliane Werner deutlich. Der große Vorraum im Gebäude der Tagesförderstätte wurde einmal in der Woche zum Kunstatelier umfunktioniert, verrät sie. Dann wurden Leinwände auf dem Boden ausgelegt und mit Schütttechnik gestaltet. Die Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung suchten sich ihre Lieblingsfarben aus, füllten sie in Becher und zauberten damit kreative Formen auf die Leinwand. Auch ein Luftballon kann als Malutensil dienen, wenn er in einen Bottich mit Farben getaucht wird. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.
Auch Frauen und Männer mit schwerer geistiger Behinderung und großen körperlichen Einschränkungen haben Spaß am Malen, versichert Juliane Werner. Die Augen der Betreuten leuchten, wenn sie den Malkittel anziehen dürfen. Das Betreuerinnen-Team unterstützt seine Schützlinge beim Gestalten der Werke nach Kräften. Jeder soll sich so gut einbringen, wie er eben kann. Und mit Musik macht die Malstunde gleich noch mehr Spaß – je nach Stimmung werden Popklassiker, Schlager oder auch klassische Musik aufgelegt.
Die Ergebnisse der Malstunden können sich wahrlich sehen lassen. Dieses Angebot zur individuellen Förderung weiß auch die Aktion Mensch zu schätzen. Mit über 3000 Euro hat die Sozialorganisation die Tagesförderstätte unterstützt, freut sich Juliane Werner. Mit dem Geld wurden Leinwände, Farben, Lack und weitere Arbeitsmaterialien angeschafft.
Mellrichstädter haben den internen Wettbewerb der Lebenshilfe gewonnen
Stolz ist Juliane Werner auch darauf, dass ihre Schützlinge das Logo für das Lebenshilfe-Jubiläum gestaltet haben. "Es gab einen Wettbewerb, für den die Tagesförderstätte und das Wohnheim am Hainberg zusammen einen Entwurf vorgelegt haben. Und wir haben gewonnen", sagt die Einrichtungsleiterin stolz. Die bunten Handabdrücke der Bewohner zieren die Chronik, Flyer und das Jubiläumsbanner zum Fest "50 Jahre Lebenshilfe Rhön-Grabfeld". Das Motiv gibt es übrigens auch als Briefmarke.
Die Eröffnung der Ausstellung findet coronabedingt am 10. Oktober im Kreise geladener Gäste statt. Ab 11. Oktober sind die Werke der Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung zu den den Öffnungszeiten des Bürgerhauses zu sehen. Wer die Ausstellung nicht selbst besuchen kann, findet auf der Homepage der Lebenshilfe Bilder und ein Video, weitere Bilder sind auf der Internetseite der Vhs Rhön und Grabfeld zu sehen.