
Es gibt einen Zeitpunkt, zu dem in die unschuldige, sorglose Welt des Kindseins jäh der Ernst des Lebens, der Kummer des Erwachsenwerdens hereinbricht. Es ist der Moment, wenn man als Dreikäsehoch plötzlich beim Metzger keine Scheibe Gelbwurst mehr gereicht bekommt von der freundlichen Metzgereifachverkäuferin.
Man muss dann ordentlich traurig schauen, um die Bedienung noch zu erweichen, so wie es der Sprössling der Rhönkauz-Kollegin jüngst getan hat. Ein Aufschub auf Zeit nur, bevor die Mühsal des Groß-Seins beginnt.
Es muss dieses tief empfundene Verlustgefühl gewesen sein, das jedem Menschen eingebrannt ist, der in einer Welt mit Metzgereien aufgewachsen ist, dieses Verlustgefühl also muss es gewesen sein, das zur Erfindung des Ostheimer Wurstmarktes führte. Beim Ostheimer Wurstmarkt, der letzthin wieder Zigtausende in die Streutal-Perle lockte, ist dieses Gefühl wie verloren.
Ein Stückchen Wurst wie für kleine Kinder
Wie kleine Kinder können gestandene Erwachsene an jedem Stand ein Stückchen Wurst ergattern, so wie damals als Dreikäsehoch. Und natürlich hat es auch der Rhönkauz getan. Die Folge: Ein neuer, größerer Kühlschrank musste gekauft werden. Das Fach mit der Aufschrift Biofresh wurde mit dem "Wurstmarkt"-Papperl überklebt.
Enttäuscht ist der Rhönkauz etwas, dass Landrat Thomas Habermann bei der Eröffnung nicht mit von der Partie war. Er musste wohl eine schwäbische Weißwurst essen, beim CSU-Parteitag in Augsburg. So ist es aber, wenn man sich der Parteiräson beugt. Der Rhönkauz geht davon aus, dass Ostheims Bürgermeister Steffen Malzer für diesen Termin-Fauxpas des Landrats die passende Genugtuung verlangt hat.
Der Landrat und seine Herden
Eine Woche später, beim Weideabtrieb in Ginolfs, war das Oberhaupt des Landkreises freilich wieder mit von der Partie. Linke Kritiker werden formulieren, ihm seien wieder ahnungslose Ochsen und Kälber hinterhergelaufen. Aber tatsächlich haben sich nicht mal die Ziegen in irgendeiner Weise bockig verhalten. Es scheint, als hätte Habermann alle Herden im Griff, ob die auf vier Pfoten, oder die mit CSU-Parteibuch.
Auf jeden Fall haben dem Rhönkauz die beiden Veranstaltungen wieder gut gefallen. Wenn es tierisch zugeht, ist Rhön-Grabfeld wirklich der beste Platz auf Erden. Bleibt dem Rhönkauz nur der große, ganz und gar nicht vegane Traum von einem Zusammenschluss beider Großveranstaltungen, der Ginolfser wie der Ostheimer.
Wie schön wäre es, wenn die Tiere unter dem Jubel der Menschen von den Sommerweiden ins Ginolfser Tal hinabziehen - und hinten aus dem Festzelt kommt die geräucherte Ware frisch auf die Wurstmarkt-Theke.