Getuschelt und gemunkelt über eine Schließung des Hauses "papierschmitt am rathaus" wurde schon seit geraumer Zeit, jetzt legt der Inhaber des Buch- und Schreibwarengeschäfts Jürgen Schmitt die Karten auf den Tisch. "Ja, wir werden das Geschäft in der Spörleinstraße dicht machen, das Haus steht zum Verkauf", sagt der gelernte Jurist gegenüber dieser Redaktion.
Gründe für die Schließung von "papierschmitt" sind vielfältig
"Die Gründe dafür sind vielfältig, liegen aber auf der Hand: die Corona-Lockdowns, die Kosten-, Personal- und Energieproblematik, die seit Kriegsbeginn in der Ukraine anhaltende Kaufzurückhaltung, der immer weiter wachsende Online-Handel und die daraus folgende ständig sinkende Kundenfrequenz – da verliert man neben reichlich Geld auch einfach die Motivation", erklärt Schmitt. Dazu geselle sich das Problem der Nachfolge, denn weder innerhalb der Familie noch im Mitarbeiterkreis habe sich eine Lösung gefunden, das Unternehmen fortzuführen.
Ein Unternehmen im Übrigen in der fünften Generation: Bereits im Jahre 1861 eröffnete Michael Schmitt in Mellrichstadt das erste Ladengeschäft für Buch- und Schreibwaren, sein Sohn Josef zog zum Jahrhundertwechsel nach Bad Neustadt um und übergab das Geschäft im Jahre 1930 wiederum seinem Sohn Alois, dem im 2. Weltkrieg gefallenen Großvater des heutigen Inhabers Jürgen Schmitt.
Die Witwe Betti Schmitt gründete 1949 mit ihren beiden Söhnen Klemens und Günter Schmitt die "papierschmitt" OHG, erste Firmenfahrzeuge wurde angeschafft und die ersten Außendienstmitarbeiter kümmerten sich um den nun stets wachsenden Kundenstamm. 1964 erfolgte der Geschäftshaus-Neubau in der Spörleinstraße, 1985 ein grundlegender Umbau und 1994 die letzte Renovierung zum "Buchhaus am Rathaus", das Jürgen Schmitt 2006 zusammen mit seiner Frau Bärbel von seinen Eltern Maria und Günter übernahm und bis heute leitet.
"papierschmitt"-Geschäfte in Salz und Schweinfurt sind nicht betroffen
Parallel entstand 1976 der Großhandel "papierschmitt" in Salz, dem 1995 ein kompletter Neubau unter der Regie von Günter und Marias anderem Sohn Thomas Schmitt folgte. Doch auch in Schweinfurt war man erfolgreich unterwegs. Dort eröffnete Günters Bruder Klemens 1972 seinen eigenen "papierschmitt", den er im Jahre 2003 seinem Sohn Michael übereignete.
"Die beiden selbständigen Unternehmen, die papierschmitt GmbH in Salz und papierschmitt e. K. in Schweinfurt, sind von der Schließung nicht betroffen und werden weiterhin erfolgreich im Wettbewerb stehen", betont Jürgen Schmitt, "aber das große Haus in der Spörleinstraße mit all seinen Wohn- und Geschäftsflächen und vielen Treppen über mehrere Stockwerke hinweg – das macht einfach keinen Sinn mehr. Ich möchte mich deshalb zukünftig wieder voll und ganz auf meine Tätigkeit als Rechtsanwalt konzentrieren."
In den letzten Wochen des Jahres will das Unternehmerehepaar Bärbel und Jürgen Schmitt nun die letzten Bestände an ihre Kundinnen und Kunden bringen. "Wir schauen mal, wie das Weihnachtsgeschäft läuft und was bis dahin noch an Ware übrig ist. Dann entscheiden wir, wann wir den Schlüssel wirklich zum letzten Mal umdrehen", so Jürgen Schmitt. Seinem großen Kundenkreis, der ihm jahrzehntelange die Treue hielt, ist er auf jeden Fall dankbar.