Mediziner schlagen Alarm: Immer mehr Menschen in Deutschland sind zuckerkrank. Der Diabetes mellitus gehört mit rund sechs Millionen Patienten und vermutlich ebenso vielen Menschen mit unerkanntem Diabetes oder hohem Risiko für diese Stoffwechselerkrankung zu den größten Volkskrankheiten in Deutschland, teilt das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung mit. Entscheidende Faktoren für die Erkrankung sind Übergewicht und Bewegungsmangel.
Eine fehlerhafte Ernährung spielt dem in die Hände: Statt frisch und zuckerarm zu kochen, greifen viele auf zuckerreiche Fertiggerichte zurück. Und dann nichts wie ab auf die Couch. Genau falsch, sagen Mediziner. Körperliche Aktivität senkt nämlich nicht nur den Blutzuckerspiegel, sie verbessert auch die Insulinempfindlichkeit der Zellen. Wer sich bewegt, kann folglich der Zuckerkrankheit entgegenwirken.
Kann man dem Diabetes davonlaufen?
Kann man also dem Diabetes tatsächlich davonlaufen? Im Landkreis Rhön-Grabfeld sieht es fast danach aus. Dazu beitragen könnte unter anderem die gleichnamige Aktion „Dem Diabetes davonlaufen“, die auf eine Initiative des Ostheimer Allgemeinarztes Eberhard Helm zurückgeht. Über die Sportvereine sollen die Bürger animiert werden, mehr Bewegung in ihr Leben zu bringen – auch die, die nicht Mitglied sind. Aber schließlich gehe in der Gemeinschaft alles besser, so Helm.
In Kooperation mit der Gesundheitsregion plus Bäderland Bayerische Rhön und dem Landkreis wurden entsprechende Konzepte entwickelt, unterstützt vom Bayrischen Landessportverband Rhön-Grabfeld und der AOK Bayern, die das Projekt auch mitfinanziert. 2017 wurde die Gesundheitsbewegung ins Leben gerufen und zwei Jahre mit rund 60 000 Euro gefördert. Im Herbst läuft die Aktion nun aus.
Fruchten die Bewegungsangebote in Rhön-Grabfeld?
Geht es nach Ideengeber Eberhard Helm, soll das aber noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn legt man eine Statistik der Barmer Ersatzkasse zugrunde, könnten die zahlreichen Bewegungsangebote in Rhön-Grabfeld seiner Meinung nach fruchten. Während es in anderen Regionen in Deutschland immer mehr Diabetiker gibt, ragt der Landkreis Rhön-Grabfeld als Beispiel heraus, dass es auch anders geht. Hier ist die Zahl der Diabetiker von 7,2 Prozent im Jahr 2013 auf 6,0 Prozent in 2017 gesunken.
In der Statistik (Quelle: Diabetes-Atlas der Barmer) sind zwar nur die Versicherten der Barmer-GEK berücksichtigt – und damit laut Helm etwa 12,8 Prozent der Landkreisbevölkerung –, dennoch ließen sich vorsichtig Rückschlüsse ziehen, dass die zahlreichen Angebote im Kreis, darunter auch die Aktion "Dorfrunde" oder der "Rhön-Grabfeld-Cup", die Menschen hier auf Trab bringen und somit ihr Scherflein zum guten Ergebnis beitragen.
Es geht immer noch ein bisschen besser
Daher ist es Eberhard Helm wichtig, dass auch die Aktion „Dem Diabetes davonlaufen“ weitergeht. Denn es geht immer noch ein bisschen besser, so der Ostheimer Arzt, der seine Patienten zu mehr Bewegung und gesünderem Lebensstil motiviert. Und die Erfolge auch in seiner Praxis sieht, wie er sagt.
„Wenn diabeteskranke Frauen und Männer, die ihre Diagnose in den letzten fünf Jahren erhalten haben, ihren Lebensstil ändern, abnehmen und sich mehr bewegen, können sie die Krankheit wieder loswerden“, so der Ostheimer Arzt. Das sollte viele motivieren, ihre Gewohnheiten zu überdenken und aktiv zu werden. Helms Plan daher für die nächsten Jahre: In seinem unermüdlichen Streben nicht nachzulassen, Angebote zu schaffen, um die Menschen zu mehr Bewegung zu animieren. Auf dass die Gesundheitsregion ihrem Namen weiterhin alle Ehre macht.
Dorfrunden verbinden Heimat und Bewegung
Eberhard Helm weiß, dass umliegende Landkreise an den Aktionen zur Gesundheit in Rhön-Grabfeld sehr interessiert sind. Und das liegt nicht nur daran, dass es gilt, dem Diabetes davonzulaufen. In Rhön und Grabfeld machen auch die vielen Dorfrunden mobil. Knapp 100 Dorfrunden (siehe dorfrunde.de) wurden bislang ausgewiesen, die eine Länge zwischen einem und vier Kilometern haben und auf denen die Aktiven auch ein Stück Heimat näher kennenlernen können. Und dabei etwas für ihre Gesundheit tun. Eine wichtige Säule im Bestreben, die Menschen zu bewegen.
Für Eberhard Helm ist es wichtig, Frauen und Männern Freude am Laufen zu vermitteln, egal, ob sie gehen, walken oder joggen. Das ist gut für die Gesundheit und das Allgemeinbefinden. „Jeder Schritt, den man geht, verbessert die Lebensqualität.“