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Bischofsheim
Deutschlandweit ziemlich exklusiv: Was am Eis in der Rhöner Eisdiele Adriana in Bischofsheim so besonders ist
Drehende Eismaschinen statt Eisvitrine: In der Eisdiele von Giuseppe Scifo in Bischofsheim ist vieles anders. Beinahe hätte es sie gar nicht gegeben.
Giuseppe Scifo und seine Ehefrau Adriana von der gleichnamigen Eisdiele Adriana in Bischofsheim. Ihre fünfte Saison in der Rhön neigt sich dem Ende entgegen.
Foto: Christian Hüther | Giuseppe Scifo und seine Ehefrau Adriana von der gleichnamigen Eisdiele Adriana in Bischofsheim. Ihre fünfte Saison in der Rhön neigt sich dem Ende entgegen.
Christian Hüther
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:51 Uhr

Normalerweise flitzt Giuseppe Scifo den ganzen Tag umher, bringt Espresso oder große Eisbecher an den Tisch und grüßt gefühlt alle vorbeifahrenden Autofahrer und Passanten. An diesem Tag im September ist es auf dem Marktplatz von Bischofsheim in der Rhön ziemlich ruhig.

Nach dem langen und heißen Sommer regnet es immer mal wieder, der Inhaber der Eisdiele Adriana kommt ein wenig zur Ruhe, hat Zeit zum Spielen mit seiner im Januar geborenen Tochter und begrüßt die Gäste im Gastraum wie gewohnt mit einem lockeren Spruch. Ehefrau Adriana steht hinter dem Tresen, Schwiegervater und -mutter sind auch da. Ein Familienbetrieb, das merkt man schnell. 

"Wahnsinn": Eine Sommersaison in Bischofsheim mit bombastischem Wetter

Giuseppe Scifo genießt die ruhigere Zeit, gab es schließlich im vergangenen halben Jahr kaum einmal groß Zeit zum Durchschnaufen. Die Sommersaison 2022 sei "Wahnsinn" gewesen. "Wir hatten immer gute Tage und bombastisches Wetter", zieht Scifo ein positives Fazit.

Das gilt auch für seine ersten fünf Jahre in Bischofsheim. 2018 brach der gebürtige Sizilianer seine Zelte in der Heimat ab, nahm seine Frau und deren Eltern mit nach Deutschland und eröffnete die Eisdiele direkt am Marktplatz neben dem Café Voll. Eigentlich war sein Plan aber ein anderer.

Warum es beinahe Pizza und Pasta statt Gelato und Caffè in Bischofsheim gegeben hätte

Durch Giuseppe Scifos Vater kam 2017 der Kontakt nach Bischofsheim zustande. Dieser kannte den Inhaber des griechischen Restaurants in unmittelbarer Nähe zur heutigen Eisdiele. Das Restaurant sollte verkauft werden, Scifo – auch ein gelernter Koch – wollte dort Pizza, Pasta und Co. anbieten. Die mögliche Übernahme zog sich aber in die Länge. Zu lange für den Gastronomen, der sofort in Deutschland durchstarten wollte und dies schließlich mit Eis und Kaffee tat. 

Von Sizilien ging es damals direkt nach Deutschland. Eine Umstellung, die Giuseppe Scifo nicht schwerfiel, obwohl er zuvor erst rund 10 Monate lang Deutsch gelernt hatte. Die gängigen Vorurteile über Deutsche, die er erzählt bekommen hatte, seien "total falsch" gewesen. Egal ob Nachbarn, Menschen im Rathaus oder der Bank, alle hätten ihm den Einstieg in die neue Heimat leicht gemacht. "Sie haben mir ihre Türen geöffnet. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren noch keinen einzigen Tag gearbeitet, weil ich die Arbeit als Spaß empfinde", so Scifo. 

Giuseppe Scifo aus Bischofsheim: "Ich bin ein komischer Geschäftsmann."

Der Sizilianer ist kein gewöhnlicher Geschäftsmann, eher ein "komischer" sagt er selbst von sich. "Ich suche nicht den Reichtum. Wenn alle Kosten gedeckt sind und meine Familie mit Essen am Tisch sitzen kann, bin ich zufrieden. Und wenn es ein bisschen mehr ist, ist es schön."

Giuseppe Scifo in seinem "Reich" in der Eisdiele Adriana in Bischofsheim.
Foto: Christian Hüther | Giuseppe Scifo in seinem "Reich" in der Eisdiele Adriana in Bischofsheim.

Diese für manche unkonventionell anmutende Denkweise zeigt sich auch im Konzept seiner Eisdiele, die so gar nicht gewöhnlich daher kommt. Das merkt man bereits in den ersten Sekunden, wenn man den kleinen Gastraum betritt. Eine große Eisvitrine mit verschiedenen Eissorten in Schalen sucht man vergebens. Stattdessen befinden sich auf der Theke acht kleine, runde Eismaschinen.

Ein System eines italienischen Herstellers, dass weder dort noch in Deutschland groß bekannt ist und nur ganz wenige Eisdieleninhaber nutzen. Giuseppe Scifo hat sich dennoch für diesen aufwändigeren Weg der Eisherstellung entschieden.

Jeden Morgen, ab 7 Uhr, steht er in seiner Küche und bereitet die verschiedenen Eissorten in flüssiger Form in einer Eismaschine vor. Für den Italiener kommen nur frische und regionale Produkte infrage. Die Bauernmilch bezieht er beispielsweise unweit der Wasserkuppe von einem Anbieter aus dem hessischen Remerz/Poppenhausen.

Woher die frische Milch für das Eis der Eisdiele Adriana kommt

Ist die flüssige Konsistenz für das spätere Vanille-, Schoko- oder Erdbeereis fertig, unterscheiden sich die Wege. Scifo füllt die jeweilige Konsistenz in acht verschiedene runde Eismaschinen. Die ständige Rotation sorgt dafür, dass das Eis schließlich in rund sieben Minuten genussbereit ist und dort bei ungefähr -15 Grad auf die Gäste wartet.

In der Eisdiele Adriana kann man seinem Eis "live" bei der Zubereitung zusehen. Dafür nutzt Giuseppe Scifo acht kleine Eismaschinen.
Foto: Christian Hüther | In der Eisdiele Adriana kann man seinem Eis "live" bei der Zubereitung zusehen. Dafür nutzt Giuseppe Scifo acht kleine Eismaschinen.

Das "Live-Eissystem", welches vor allem bei Kindern für große Augen sorgt, hat für den Eisdieleninhaber Vor- und Nachteile. So kann er die Eismenge ans Wetter und die zu erwartende Zahl an Kunden anpassen. Andererseits drohen Eisliebhabern an einem perfekten Sommertag längere Wartezeiten, wenn eine Sorte noch nicht fertig oder gar frühzeitig ausverkauft ist. "Manche verlassen dann den Laden wieder, die meisten nehmen aber eine andere Sorte oder warten noch ein paar Minuten", freut er sich, dass viele sein System kennen- und schätzen gelernt haben. 

Das höchste Ziel von Giuseppe Scifo bleibt auch nach Jahren gleich

Auch nach fünf Jahren sei es für Giuseppe Scifo das höchste Ziel, die Gäste Tag für Tag mit seinem Eis und Co. zufriedenzustellen. "Die Menschen haben für das Geld, was sie bei mir ausgeben, gearbeitet und dafür geschwitzt. Davor habe ich zu 100 Prozent Respekt. Und diesen Respekt will ich ihnen mit einem guten Angebot zurückzahlen."

Deshalb sei ihm noch heute ein ehrliches Feedback wichtig. Das hat beispielsweise zu Beginn seiner Zeit dazu geführt, dass er am Geschmack der Eissorten getüftelt hat. Denn die Deutschen mögen ihr Eis nicht so süß, wie die Italiener, hat Scifo festgestellt.

Sogar bei der Auswahl, welche acht Sorten es tagesaktuell gibt, zeigt der Italiener hier und da besonderen Kundenservice. "Ich habe zwei Gäste, die aus Berlin kommen. Die melden sich vorher per E-Mail an und bitten mich, dass es dann Pistazie gibt", lacht Scifo. Andere (Allergiker-)Gäste rufen an und fragen, ob er anstelle der "normalen" Schokoladen-Sorte die dunkle, laktosefreie Variante anbieten könne.

"Ich habe hier in Bischofsheim so etwas wie eine zweite große Familie gefunden."

Auch wenn das Wetter an diesem Tag im September so gar nicht dazu einlädt, vor die Tür zu gehen, lassen sich immer wieder Gäste in der Eisdiele Adriana, benannt nach Giuseppe Scifos Ehefrau, nieder. Er redet mit ihnen so, als würden sie zur Familie dazu gehören. Und so sagt er auch treffend: "Ich habe hier in Bischofsheim so etwas wie eine zweite große Familie gefunden." 

 
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  • G. E.
    Ich war schon oft Gast bei Giuseppe. Er und seine Familie sind sehr freundliche Menschen. Auch wenn ich dort nicht gerade ein eisesse ist er fröhlich Und winkt den Kindern zu. Es ist einfach angenehm bei ihm zu sitzen. Er ist mit seiner Familie sehr fleißig. Ich wünsche ihm noch viele schöne Jahre in Bischofsheim.
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