Es gibt Tage, da zieht der exotische Duft von Schaschlik-Sorten wie "Hot Whiskey", "Rhodos" oder "Thai Curry" durch den Garten eines Fleischfans in Berlin, Hamburg oder Wanne-Eickel, während die Stücke langsam knusprig werden. Von ihm oder ihr vermutlich eher weniger beachtet, prangt auf der leeren Fleischpackung neben dem Grill ein Herstellungsort ganz im Norden Bayerns: Metzgerei Krause, Herschfeld. Ihr Online-Versand "my schaschlik" hilft der Familienmetzgerei Krause, sich über Wasser zu halten, trotz Corona und einer Straßensperrung direkt vor der Metzgerei-Tür.
Was haben eine Metzgerei-Theke und die Baustelle in der Herschfelder Ortsmitte gemeinsam? Wer seine Ohren genau spitzt, wird merken: Das Geräusch ist ähnlich und "man gewöhnt sich dran" - findet zumindest die Verkäuferin hinter der Theke der Herschfelder Metzgerei Krause. Wenn die Bagger und anderen Baumaschinen draußen vor der Tür brummen, dann klingt das fast so wie das Brummen der Metzgereitheke, meint die Mitarbeiterin.
Sie strahlt wie Viktor und Dimitri Krause eine große Portion Optimismus und Humor aus. Dennoch verhehlt sie nicht, dass sich die Bauarbeiten und Corona auf den Verkauf auswirken. Die Laufkunden würden fehlen, sagt sie.
Umsatzausfall durch Baustelle und Corona um 50 Prozent
"Das ist wirklich blöd mit der Baustelle. Die ganzen Brotzeitholer, die Spontankäufer fehlen uns, wir verkaufen mindestens 100 Brötchen weniger am Tag als vor den beiden Sperrungen (Anmerkung: die erste Sperrung war im Frühjahr 2021)", bilanziert ihr Chef Viktor Krause und beziffert den Umsatzausfall durch Corona und die Baustelle auf etwa 50 Prozent. Denn der Partyservice der Metzgerei Krause war schon mit Beginn der Pandemie von einem auf den anderen Tag komplett weggebrochen.
Am Hinweisschild für die Baustelle am Herschfelder Ortseingang hat er extra eine Anmerkung "Metzgerei und Bäckerei offen!" anbringen lassen, Stammkunden und Herschfelder halten die Treue. Und doch ist es vielen zu umständlich, ein Stück weiter weg zu parken und zur Metzgerei zu laufen oder sie von der anderen Seite über die Falltorstraße anzufahren, hat er bemerkt.
Viktor und Dimitri Krause steckten nicht die Köpfe in den Sand
Trotz der Schwierigkeiten: Die Köpfe in den Sand stecken, das ist nicht die Sache der leidenschaftlichen Metzger Viktor und Dimitri Krause. Zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 kam den Brüdern - wo auch sonst als beim Grillen- eine Idee wieder in den Sinn, die eigentlich schon länger in den Köpfen herumschwirrte, für die aber nie Zeit war. Warum nicht die Wurst und das Schaschlik, das es im Ladengeschäft schon immer gibt und das viele Fans hat, auch online verkaufen?
"Ich habe dann mit meinem Kumpel Stefan Straub innerhalb von vier Tagen einen Online-Shop gebaut und eine Seite bei Facebook und Instagram eröffnet. Am selben Abend kamen die ersten Bestellungen, auch eine aus Berlin war dabei", beschreibt Viktor Krause. Viel Arbeit und Entwicklung steckte er in eine Verpackung, die die Waren kühl hält. Nach einigen Versuchen mit Papier, Zellulose und schließlich Styropor mit Kühlgel-Akkus war die richtige ausgetüftelt.
Umsatzeinbrüche im Laden taten Viktor Krause weh
"Und dann ging es halt los. Erst kam der Postbote zum Paket abholen, da waren es fünf Pakete am Tag, dann zehn. Nach drei Monaten hatte man an einem Tag so ein Postauto locker voll. Da hat der Postbote gesagt: 'Das mach ich nicht mehr mit, das ist zu viel'", erinnert sich Viktor Krause. Mittlerweile werden die Pakete per Lkw abgeholt, heute können an einem Tag schon mal 300 Stück zusammen kommen, sagt Krause.
Und weil er, wie er findet, sehr kreativ ist, wurden aus der anfänglich einen Schaschlik-Sorte "Original" mittlerweile 23, darunter viele ungewöhnliche Kreationen mit speziellen Geschmacksnoten. "Wir waren mit dem Schaschlik-Onlineshop die ersten in Deutschland. Mittlerweile gibt es Konkurrenz, aber wir sind immer noch der größte Anbieter", sagt Krause.
Schaschlik-Produktion wird ausgelagert
"Wir hatten so viel zu tun mit dem Schaschlik, trotzdem hat es sehr weh getan, dass der Laden vorne weniger wurde. Wir sind, auch durch die Wurst, die mein Bruder selbst herstellt, seit der Eröffnung 2018 gut integriert in Bad Neustadt", denkt Krause zurück und fügt an: "Ohne meinen Bruder wäre es nicht gegangen, er hat so gut mitgezogen. Für den Laden vorne sind Sperrung und Corona wirklich schlimm, hätten wir nicht den Onlineshop, hätten wir schon sehr zu kämpfen".
Und der Shop läuft gut: Inzwischen musste Krause extra eine Garage anmieten, um alle Pakete unterzubringen, oft stand der ganze Hof damit voll. Die Lager-, Produktions- und Kühlflächen in Herschfeld reichen nicht mehr aus. Es ist alles zu eng, zumal ja auch Hygieneregeln und Gesetze eingehalten werden müssen. Viktor Krause wird sich deshalb ab dem 1. April nur noch auf my schaschlik konzentrieren und den Shop als eigenes Gewerbe ausgliedern. Das Schaschlik lässt er dann über Lohnfertigung von einer Großmetzgerei an einem anderen Ort herstellen, verpacken und versenden. Um den Vertrieb kümmert sich weiterhin Viktor Krause.
Dimitri und Christina Krause führen die Metzgerei ab April
"Mein Bruder Dimitri und seine Frau Christina werden ab April die Metzgerei führen, im Sommer steigt noch ihr Sohn Sascha ein, der im August seine Metzger-Ausbildung beendet. Für die Kunden ändert sich gar nichts, das Schaschlik kann weiterhin dort bestellt und abgeholt werden. Auch das weitere Sortiment und der Name der Metzgerei bleiben", erklärt Krause. Er gibt zu bedenken, dass die zwei Monate bis zum Ende der Sperrung Mitte/Ende Mai aus Umsatzsicht nicht einfach werden dürften für seinen Bruder und hofft, dass die Kunden ihm die Treue halten. "Dann sollte aber das Sommergeschäft da sein und der Verkauf nach oben gehen", sagt Krause.
Schaschlik, das ist für Viktor Krause, der mit acht Jahren aus Kasachstan nach Deutschland kam, schon immer eine große Leidenschaft. "In Deutschland legt man Steak und Bratwurst auf den Grill, in den östlichen Ländern eben Schaschlik. Ich habe schon mit 14 mein eigenes Schaschlik eingelegt, das war beim Zelten mit Kumpels immer mein Part". Und so kann es passieren, dass aus einer Leidenschaft heraus ein Geschäft entsteht, das den Fleischduft einer Herschfelder Familienmetzgerei auch zu Grillfans in Berlin, Hamburg oder Wanne-Eickel bringt.
Die vegane Pappe überlassen wir mit Freuden anderen.
Jedem das seine, mir das meine.
Der Verzicht auf Schaschlik ändert nichts am Klimawandel
und Linsen und Bohnen ???
Übel dagegen stößt mir auf, wenn Fleischverächter zu missionieren anfangen. Mit welchem Recht maßen Sie sich Deutungshoheit an, was man zu essen hat und was nicht?
Diese selbsternannten Weltverbesserer gehen mir gehörig auf die Nerven.
Ist da ein Linsen- oder Bohnengericht eine Alternative? Ich glaube, der Effekt ist da ähnlich, oder?