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Mellrichstadt
Der Zirkus Karl Buch kommt vom 29. Februar bis 3. März nach Mellrichstadt: Wie lebt es sich als Zirkus-Familie?
Fehlende Freizeit, Vorurteile, Rassismus: Warum Chefin Patricia Lauenburger sich trotzdem immer wieder für ein Zirkusleben entscheiden würde.
Der Circus Karl Buch mit seiner Chefin Patricia Lauenburger (Bildmitte) gastiert bis Sonntag auf der Mellrichstädter Streuwiese.
Foto: Heiko Rebhan | Der Circus Karl Buch mit seiner Chefin Patricia Lauenburger (Bildmitte) gastiert bis Sonntag auf der Mellrichstädter Streuwiese.
Heiko Rebhan
 |  aktualisiert: 06.03.2024 02:55 Uhr

Von Donnerstag, 29. Februar, bis Sonntag, 3. März, kann in Mellrichstadt Zirkusluft geschnuppert werden. Der Circus Karl Buch gastiert auf der Streuwiese und hält von Donnerstag bis Samstag jeweils um 16 Uhr sowie sonntags um 11 Uhr eine Vorstellung ab. Sie umfasst nach Auskunft der Zirkusfamilie unter anderem klassische Tiernummern mit Hunden, Pferden, Lamas und Kamelen sowie Akrobatik.

Durch das bunte Programm sollen die Clowns Zippo und Charline führen und dabei Groß und Klein begeistern. Ein Pferd und ein Pony treten als unzertrennliche Freunde auf. Border-Collie-Hunde sind Meister des Weitsprungs, Olga aus der Ukraine ist die Königin der Lüfte, Seniorita Conchita Talea lässt karibische Ringe um sich kreisen und ein Fakir spuckt Feuerkaskaden unter das Zirkuszelt.

Zeit zur Erkundung der Orte bleibt der Zirkusfamilie nicht

Der Circus Karl Buch besteht seit 30 Jahren und ist ein Familienunternehmen, das von Patricia Lauenburger geleitet wird. In Gotha gastierte Karl Buch zum Weihnachtszirkus, Mellrichstadt ist die erste Station der diesjährigen Tournee. Dort war dieser Zirkus noch nie. Am vergangenen Montag wurde aufgebaut. So auch das weiße Spielzelt mit einem Durchmesser von 22 Metern und einer Sitztribüne für rund 400 Besucher. In der Spielzeit von Anfang März bis Ende Oktober gastiert der Circus Karl Buch pro Monat an vier verschiedenen Orten.

Lamas gehören zu den tierischen Attraktionen des Circus Karl Buch.
Foto: Heiko Rebhan | Lamas gehören zu den tierischen Attraktionen des Circus Karl Buch.

"Das Zirkusleben kann ganz schön stressig sein", betont Patricia Lauenburger. "Auch wenn viele Leute meinen, dies sei doch ein schönes Leben, jede Woche woanders auftreten zu können." Doch man habe zu wenig Zeit, um die Gegend in den jeweiligen Orten zu erkunden, meint die Zirkus-Chefin. Dennoch sagt sie: "Wer einmal den Zirkusvirus im Blut hat, kommt vom Zirkus nicht mehr los." Oder, um es mit den Worten ihres Großvaters auszudrücken: "Wenn man einmal Späne im Zirkusschuh hat, kriegt man diese nicht mehr raus."

Keine freien Tage für die Mitglieder der Zirkusfamilie

Patricia Lauenburger führte nach ihrer Aussage früher ein "normales, bürgerliches Leben". Zum Zirkus kam sie durch ihren Mann Manolito. Letzterer kennt das Zirkusdasein von klein auf, wurde quasi schon im Wohnwagen geboren.

Für die Zirkusdarsteller gebe es eigentlich keinen freien Tag, so Lauenburger. Denn auch sonntags wird gespielt. Doch der Applaus ist der Lohn für die harte Arbeit. "Der Applaus ist das Schönste am Zirkusleben", bestätigt Patricia Lauenburger. Es sei einfach schön, die Freude in den Augen der Kinder zu stehen.

Auch der körperlich gehandicapte Sohn Richie hat im Zirkus seine Aufgabe. Er kümmert sich beispielsweise um die Ton- und Lichtanlage, ist quasi das "Mädchen" für alles. "Bei uns muss jeder an einem Strang ziehen, ansonsten funktioniert das ganze System nicht", stellt Richie klar. Schließlich sei man ein Familienzirkus. Die vier Familienmitglieder stecken ihr Herzblut in den Zirkus. Ihr Tag beginnt um 6 Uhr und endet gegen 18 Uhr. An harten Tagen kann der Arbeitstag aber auch schon mal bis 2 Uhr in der Nacht dauern.

Platzmiete und Kaution gehen an die Stadt Mellrichstadt

Ein Problem sei der manchmal auftretende Rassismus gegenüber der Familie, die schon mal als "Zigeunerpack" beschimpft werde. Gerade in jüngster Zeit hätten sich die rassistischen Äußerungen gehäuft, stellte Patricia Lauenburger fest. "Das ist ganz schön verletzend. Aber es gibt auch viele herzliche Menschen". Das sähe man etwa am Applaus.

Vor der Corona-Pandemie befand sich der Circus Karl Buch laut Lauenburger in einer Flaute, sodass die Familie den Zirkus am liebsten an den Nagel hängen wollte. Doch nach Corona seien die Zuschauerzahlen wieder extrem gestiegen. Um in Mellrichstadt auftreten zu dürfen, muss der Zirkus Laut Patricia Lauenburger eine Platzmiete und eine Kaution an die Stadt sowie eine Kaution für den Stromanschluss zahlen.

 
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