
Für den Rhönkauz ist angesichts einer wundervollen Nachricht aus der Kreisstadt Bad Neustadt wieder einmal der Zeitpunkt gekommen, sein Lieblingszitat an die Leserinnen und Leser zu bringen: "Alles Unglück der Menschen rührt daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können", hat der weise Philosoph Blaise Pascal von sich gegeben.
Tja, und weil er nicht einfach still in seiner Stube sitzen kann, um über die Gestirne und ihren Sinn zu rätseln, geht der Mensch hinaus in die Welt und setzt sich auf Parkbänke, um wildfremde Menschen anzusprechen.
Der Plausch auf der Parkbank nervt
Der Rhönkauz meidet solche Orte. Es sei denn, er hat sich ein Eis gekauft und schleckt das zufrieden auf dem Bad Neustädter Marktplatz. Üblicherweise aber geht er an Parkbänken vorbei. Die Menschen, mit denen er dort ins Gespräch kommt, entpuppen sich früher oder später als Coronaleugner, AfD-Sympathisanten oder Schwerhörige mit übermäßigem Gesprächsbedarf.
Alles zu anstrengend für den Rhönkauz. Aber wahrscheinlich nur für ihn. Denn die Stadt Bad Neustadt hat weder Kosten noch Mühen gescheut und schafft acht sogenannte Plauderbänke an. "Plauderbank" ist in großen Buchstaben auf der Holzlehne eingebrannt. Wer sich darauf niederlässt, muss also damit rechnen, von der Seite angequatscht zu werden.
Wer denkt an die Misanthropen?
Natürlich hat das Ganze einen sozialen, gar integrativen Hintergrund, aber das ist dem misanthropen Rhönkauz erst einmal völlig egal. Er fühlt bei diesem Projekt die Gruppe der Menschenscheuen sträflich vernachlässigt. Muss man jetzt, wenn man diese Bänke benutzt, unbedingt einen Smalltalk beginnen? Und das nur, weil sie zufällig in einem Moment der momentanen Erschöpfung zum Verweilen einladen?
Der Rhönkauz fordert zumindest, dass auch acht "Nicht-Plauder-Bänke" angeschafft werden. Sie sollen denjenigen Benutzerinnen und Benutzern vorbehalten sein, die einfach nur ihre Ruhe haben wollen, ohne möglicherweise in die Fänge einer Weltuntergangssekte zu geraten oder aber über der Krankheitsgeschichte des Unbekannten zur Linken plötzlich einzuschlafen. Der Rhönkauz sieht schon das traurige Bild vor seinem inneren Auge: Ein Einsamer auf der Plauderbank und ein noch Einsamerer auf dem Mitfahrer-Bänkchen nebenan, die nicht ins Gespräch kommen.
Plauderbank statt Fronhof
Im Grunde gibt es ja neben der Gelben Tonne und dem Tennis-Internat nur ein Thema, über das man sich auf der Neuschter Plauderbank derzeit unterhalten kann: Der Fronhof als Kulturzentrum Ja oder Nein? Der Rhönkauz denkt das weiter: Auf einer Plauderbank könnte man aus Büchern vorlesen, auf einer Plauderbank könnte man auch als Duo musizieren, und sogar ein Ein-Personen-Stück ließe sich auf einer Plauderbank realisieren, wenn man die Ansprüche an das Bühnenbild etwas herunterschraubt.
Das heißt: Alles, was der Fronhof einmal können soll, kann jetzt schon die Plauderbank. Für die Sparfüchse unter den Neuschtern könnte ein Nein zum Fronhof unvermeidlich sein. Die Verantwortlichen sollten auf jeden Fall ihre Entscheidung nicht mehr auf die lange Plauderbank schieben.