Zu seiner Einstellung wurde eigens ein Intelligenzausschuss im Mellrichstädter Stadtrat ins Leben gerufen – ein Gremium aus vier Lehrern setzte auf Klaus Schemmerling, als damals ein hauptamtlicher Leiter für die Volkshochschule Rhön und Grabfeld gesucht wurde. Zahlreiche Bewerbungen lagen auf dem Tisch, den Ausschlag gab, dass Schemmerling den Grabfeldgau kannte, erinnerte sich Altbürgermeister Helmut Will. Sein Amtsvorgänger Oskar Herbig hatte damals das letzte Wort. "Der kennt die Region, der passt zu uns", machte der Össer Nägel mit Köpfen. Dass die Entscheidung eine gute war, daran zweifelte niemand, als Klaus Schemmerling am Mittwochnachmittag nach 28 Jahren als Vhs-Chef in Mellrichstadt von Bord ging.
Lockere Plauderrunde
Klaus Schemmerling hatte sich zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand keine trockenen Reden gewünscht, verriet Bürgermeister Eberhard Streit, vielmehr gestaltete der Stadtchef eine lockere Plauderrunde, die Einblick gab in die Entwicklung der Volkshochschule in der Ära Schemmerling. Zahlreiche Weggefährten, Partner und Kollegen waren im Garten der Kreisgalerie zusammengekommen, um sich vom scheidenden Vhs-Leiter zu verabschieden. Im Kreis der Familie strahlte er mit der Sonne um die Wette, als all das gewürdigt wurde, was er in Mellrichstadt aufgebaut hat.
Über Schemmerlings Anfänge im Streutal wussten Helmut Will, Christel Heid und Peter Klier einiges zu berichten. Ob auch sonst jemand vom einstigen Intelligenzausschuss erfahren hätte, dessen Instanz die Gäste zum Schmunzeln brachte? Mitglieder waren übrigens Christel Heid, Rudi Glaesner, Walter Graumann und Peter Klier, der deutlich machte: "Wir haben mit unserer Auswahl ins Schwarze getroffen."
Treue Weggefährten
Am 1. Oktober 1991 hatte Schemmerling sein Büro im Bürgerhaus bezogen, zuvor war die Vhs ein Verein, der von Peter Klier ehrenamtlich geführt wurde. "Meine Frau war damals ehrenamtliche Sekretärin, und die Arbeit nahm überhand", verriet er. Der Össer habe damals lange gerechnet, ob sich die Stadt einen hauptamtlichen Vhs-Leiter leisten könne. Mit Bad Königshofen im Boot wurden die Kosten gemeinsam geschultert. Eine Reihe weiterer Mitgliedsgemeinden kam im Laufe der Zeit dazu. Peter Klier ist Klaus Schemmerling ein treuer Weggefährte geblieben: Er engagiert sich heute noch als Vorsitzender des Fördervereins für die Volkshochschule.
Eberhard Streit machte deutlich, dass Klaus Schemmerling die Vhs zukunftsfähig gemacht habe, in die heutige Form, eine gemeinnützige GmbH, wurde die Vhs 2014 überführt. Das Kursangebot wurde unter seiner Regie immens erweitert, das Thema Erwachsenenbildung immer groß geschrieben.
Integration ist ein Herzensanliegen
Auch der Bereich Bad Königshofen entwickelte sich prächtig, die Aufgaben wuchsen und veränderten sich. 2006 kam Renate Knaut ins Team, die das jukunet entwickelte und ihren Chef für seine innovative Arbeit lobte. "Seine schwierigste Aufgabe meisterte Klaus Schemmerling zuletzt", sagte Streit. Beim Thema Integration engagiert er sich stark und hat in den vergangenen Jahren einige Deutschkurse in Kooperation mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Mellrichstadt angeboten – keine Selbstverständlichkeit auf dem flachen Land, wie Norbert Metz vom BAMF bestätigte.
Der Vorsitzende des Bayerischen Volkshochschulverbands, Kornelius Schlehlein, überbrachte seinem langjährigen Kollegen ein Lob des Verbandes aus München. Klaus Schemmerling habe in all den Jahren immer alles hinterfragt und sei für seine Herzensanliegen immer hartnäckig am Ball geblieben. So geht etwa das Strukturförderprogramm für kleine Volkshochschulen auf seine Initiative zurück. Schlehlein steckte Schemmerling als Auszeichnung die Verdienstnadel in Gold des Bayerischen Volkshochschulverbands ans Revers.
Zusammenarbeit angeregt
Landrat Thomas Habermann blickte auf die immensen Veränderungen in der Gesellschaft in den vergangenen 30 Jahren zurück. Früher war Erwachsenenbildung Akademikern vorbehalten, die in der Regel in größeren Städten lebten. "Heute sind die Dörfer akademisiert", so Habermann, das mache auch die Entwicklung der Vhs Rhön und Grabfeld deutlich. Das Angebot wurde sehr erweitert und ist breit gefächert, die Zahlen in der Bilanz haben sich verzehnfacht. Der Kreischef regte an, darüber nachzudenken, ob in der Zukunft eine Zusammenarbeit mit der Vhs Bad Neustadt die Effizienz der beiden Einrichtungen verbessern könnte. Eine Aufgabe für Schemmerlings Nachfolger Florian Schmitt, der nun die Geschäfte der Vhs Rhön und Grabfeld führt.
Sehr persönlich fielen die Abschiedsgrüße der Mitarbeiterinnen im Vhs-Büro aus. Christiane Smart, Annett Golly-Gottwald, Nadine Bötsch, Bettina Diepholtz und Lydia Bangert dankten ihrem scheidenden Chef für die tolle Zusammenarbeit "Es war immer lustig bei uns im Büro, aber wir haben auch viel geschafft", sagte Christiane Smart. Da sie ihren langjährigen Leiter weiterhin als Dozenten erhalten möchten, haben sich die Frauen für den Fränkischen Volkstanzkurs angemeldet, den Klaus Schemmerling leitet. Das verspricht, lustig zu werden.
Zeichen der Freiheit
Das letzte Wort gebührte Klaus Schemmerling, der sich bei seiner Frau Christiane und seinen Kindern Mareike, Wiebke und Moritz für die Unterstützung in all den Jahren bedankte und frohgemut auf seinen neuen Lebensabschnitt blickte. "Ich habe keine Verantwortung mehr, das ist für mich ein Zeichen der Freiheit." Die Aufgabenbürde trägt jetzt sein Nachfolger Florian Schmitt. Bürgermeister Eberhard Streit versicherte Klaus Schemmerling am Ende: "Was du aufgebaut hast, wird fortgeführt."