Nach 28 Jahren als Leiter der Volkshochschule Rhön und Grabfeld geht Klaus Schemmerling in den wohlverdienten Ruhestand. Der Erwachsenenbildung hat er sein Berufsleben gewidmet, sie hält er für unbedingt notwendig, weil sich vieles ständig verändert und Wissen den Weg durchs Leben erleichtert und mitbestimmt.
Wie sich Schemmerling erinnert, hatte er sich 1991 bei der Vhs Mellrichstadt und Bad Königshofen, wie sie damals noch hieß, beworben. Zuvor war er in der Evangelischen Landeskirche der Pfalz als Bildungsreferent und danach beim Evangelischen Bildungswerk Frankenforum in Würzburg tätig. Den Diplompädagogen mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung und Politologie reizte die Aufgabe die beiden Volkshochschulen zusammenzuführen.
Kursgebühren in bar kassiert
Die Anfänge waren schwierig, obwohl Schemmerling auf bereits bestehende, ehrenamtliche Strukturen zurückgreifen konnte. "Es war so gedacht, dass ich drei Tage in Mellrichstadt und zwei Tage in Bad Königshofen arbeiten sollte. In Mellrichstadt gab es ein kleines Büro, das wie in den 50er Jahren ausgestattet war, ohne Schreibmaschine oder PC. Man arbeitete mit Karteikarten, die Kursgebühren wurden in bar kassiert. Den ersten PC und einen Drucker habe ich dann vom eigenen Geld gekauft, der erste Dienst-PC kam nach zwei Jahren", erinnert sich Schemmerling.
In Bad Königshofen war er zunächst im Rathaus untergebracht, später wurde im Salzhaus ein kleines Büro eingerichtet. "Wenn man damals die Leute gefragt hat, wo die Vhs ist, konnte es keiner sagen", erinnert sich der Vhs-Leiter. Heute könne man in Mellrichstadt das Vhs-Bürgerhaus und seit 2017 in Bad Königshofen den ehemaligen Kindergarten nutzen. Die Räumlichkeiten seien auf dem neuesten technischen Stand, aber auch in den Gemeinden mit VG-Sitz werden Kurse angeboten.
Werbetour durch die Gemeinden
Die Grundidee der Finanzierung war, dass sie zu jeweils einem Drittel von den Teilnehmern, durch die Kommunen und den Freistaat Bayern getragen werden sollte. "Heute tragen die Teilnehmerbeiträge und andere Einnahmen die Vhs zu 70 Prozent, der Rest wird durch die Kommunen und den Freistaat finanziert", rechnet Schemmerling vor. Als Beitrag der Kommunen hatte man sich damals auf eine Mark pro Einwohner geeinigt. Das war einigen Gemeinden zu viel. "Ich bin durch die Gemeinden getingelt und habe für die kommunale Volkshochschule geworben", berichtet er. Der erste Gesamthaushalt der beiden Volkshochschulen lag damals bei 175 000 Mark (90 000 Euro), für 2018 wurden 839 339 Euro abgerechnet, so sehr haben sich Angebot und Nachfrage gesteigert.
Viel bewegt
Mit 65 Jahren geht Klaus Schemmerling am 30. Juni in den Ruhestand, die offizielle Verabschiedung findet am Mittwoch, 26. Juni, 15 Uhr, in der Kreisgalerie in Mellrichstadt statt. Fällt ihm der Abschied schwer? "Ich konnte fast 40 Jahre lang, davon 28 Jahre in Rhön und Grabfeld, sagen: "Mein Beruf ist meine Leidenschaft", dafür bin ich dankbar. Ich sehe die Vhs als Regionalentwickler für die einzelnen Bürger und die Gemeinden, mein Team und ich konnten viel bewegen. Ich hinterlasse meinem Nachfolger ein geordnetes Haus, deshalb fällt mir der Abschied nicht so schwer", antwortet er.
Sein Nachfolger wird bereits eingearbeitet, es ist Florian Schmitt, ein Franke, der die vergangenen 13 Jahre in Mexiko verbracht und dort in der Erwachsenenbildung gearbeitet hat.