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Bad Königshofen
Der Landkreis Rhön-Grabfeld hat einen Energiemanager: Den Strom- und Wärmefressern auf der Spur
Joachim Bühner ist der Energiemanager des Landkreises Rhön-Grabfeld. Er soll die Liegenschaften des Landkreises klimaneutral machen. Was seine Schritte dorthin sind.
Auf dem richtigen Weg:  Das Gymnasium Bad Königshofen und die Berufsfachschule für Musik haben von energetischen Sanierungen bereits profitiert. Seit 2019 ging hier der Energieverbrauch um stattliche 30 Prozent zurück.
Foto: Gerhard Fischer | Auf dem richtigen Weg:  Das Gymnasium Bad Königshofen und die Berufsfachschule für Musik haben von energetischen Sanierungen bereits profitiert.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:32 Uhr

Das Gymnasium Bad Königshofen ist ein gutes Beispiel. Das Haus in Trägerschaft des Landkreises wurde in den vergangenen Jahren umfangreich saniert, auch energetisch. Positives Ergebnis: Der Energieverbrauch in dieser Einrichtung, die auch den Altbau der Berufsfachschule für Musik, das Hallenbad und den Orgelübungsaal mitversorgt, ging zwischen 2019 und 2022 um rund 30 Prozent zurück. Die Dämmung aller Flachdächer, der großflächige Austausch alter Fenster und der moderne Anbau haben ihre Wirkung gezeigt. Dies ist der richtige Weg, der in den Zeiten des Klimawandels und der explodierenden Energiepreise zu gehen ist.

Das Gymnasium Bad Königshofen ist eines der Beispiele, die der neue Energiemanager des Landkreises, Joachim Bühner, in seiner Vorstellung vor dem Kreistag angeführt hat. Bühner, ein gebürtiger Waldberger, ist seit April im Amt. Seine Aufgabe: den Energieverbrauch der landkreiseigenen Einrichtungen von den Schulen bis zum Bauhof zu messen und vor allem zu optimieren. 

Energiemanager ans Bauamt angedockt

Sein Posten ist nicht zu verwechseln mit dem des Klima- und Artenschutzmanagers. Letztere Stelle mit einem breiteren Themenfeld ist zurzeit unbesetzt, darüber wurde im Kreistag schon mehrfach diskutiert. Der Energiemanager ist an das Kreisbauamt angedockt. Seine gezielte Aufgabe: alle Landkreis-Liegenschaften wie zum Beispiel die Schulen genau unter die Lupe zu nehmen und nach Einsparpotenzial zu suchen. Ziel bis 2040 ist die Klimaneutralität im Gebäudebestand. 

Bühner brachte dem Kreistag interessantes Zahlenmaterial mit. In den vergangenen Jahren sei bereits eine Energieeinsparung von rund 30 Prozent gelungen. Der aktuelle Energieverbrauch könnte durch Investitionen noch einmal um rund 35 Prozent gesenkt werden. Durch ein kommunales Energiemanagement (KEM), das durch Controlling und Anlagenoptimierung Potenzial ausschöpft, könnten weitere 20 Prozent eingespart werden, so die Kalkulation des Energiemanagers. 

Mit 483 Tonnen CO₂ durch den Wärmeverbrauch und 235 Tonnen durch den Stromverbrauch stehe der Landkreis sehr gut da, auch dank der Anbindungen an Biomasse-Wärmenetze. Würde noch vielerorts mit Öl geheizt werden, wäre der CO₂-Ausstoß dreimal so hoch, so Bühner. 

Erfolge mit Fernwärme

Er hat sich seit Amtsantritt schon einen guten Überblick verschafft über die Landkreis-Liegenschaften. Demnach seien über 50 Prozent der Gebäude bereits über Fernwärme versorgt, das sorge für eine gute CO₂-Bilanz. Öl und Erdgas machten nurmehr ein Drittel der verwendeten Energieträger aus. Außerdem wurden schon über 50 Prozent der Immobilien in den vergangenen Jahren energetisch auf Vordermann gebracht.

Nächster konkreter Schritt ist die Anschaffung einer Software für ein detailliertes Monitoring der Gebäude. Hier sind Schulen und Turnhallen mit knapp zwei Dritteln der größte Energiefresser. Mit der neuen Software sollen unter anderem Heizkurven beobachtet werden, um eine dauerhafte Einsparung zu erreichen.

Immerhin hat der Landkreis 2022 rund eine Million Euro für Wärme, Strom und Wasser ausgegeben. Diese neue Kontrollfunktion entlaste auch die Kämmerei. "Außerdem versuche ich, Förderprogramme zu nutzen", so Bühner gegenüber dem Gremium. Er sei mittlerweile auch schon in Kontakt mit der Energie-Agentur Unterfranken   

Synergieeffekte nutzen

In seiner Arbeit werde es darum gehen, Energieverträge zu prüfen und Synergien zu nutzen. In einem weiteren Schritt könnten auch die Allianzen im Landkreis durch Beratungen profitieren. Auch bei zukünftigen Investitionsentscheidungen des Landkreises könne der Energiemanager zukünftig beratend zur Seite stehen. Damit könne man Synergieeffekte nutzen, so Bühner. Ein entsprechender Förderantrag für ein systematisches kommunales Energiemanagement soll zur nächsten Sitzung vorbereitet werden. Es winken bis zu 90 Prozent Zuschüsse.

Für Landrat Thomas Habermann sind es "gute Erfolge", die in der Vergangenheit erreicht worden seien. Albrecht Finger von der SPD freute sich, dass mit den Plänen von Joachim Bühner weitere Maßnahmen in Angriff genommen würden. Angesichts der unbesetzten Stelle eines Arten- und Klimaschutzmanagers fragte er aber: "Reicht das? Sind die Schwerpunkte richtig gesetzt?" Es dürften nicht nur die Landkreisgebäude in den Blick genommen werden, auch bei Kitas, beim Wasser und beim Artenschutz bestehe Handlungsbedarf. "Wir stolpern von einem Projekt zum nächsten", vermisste er ein stringentes Konzept.   

Auch die Sanierung des Rhön-Gymnasiums in Bad Neustadt hat seinen Teil beigetragen zur verbesserten Klimabilanz des Landkreises, was dessen Liegenschaften betrifft.
Foto: Christian Hüther | Auch die Sanierung des Rhön-Gymnasiums in Bad Neustadt hat seinen Teil beigetragen zur verbesserten Klimabilanz des Landkreises, was dessen Liegenschaften betrifft.

Yatin Shah von den Grünen meinte, der Landkreis könne noch viel mehr tun für die Klimaneutralität. Auch was die Anpassungsstrategien an den Klimawandel betrifft, seien andere Landkreise viel weiter. Shah machte das Angebot, interfraktionell Anträge zu Klimathemen zu erarbeiten. Der Bürgermeister-Besuch im Hunsrück habe viel in dieser Hinsicht angestoßen.

Yatin Shah fragte weiter, inwieweit der Energiemanager Einfluss auf die klimafreundliche Planung zum Beispiel des neuen Schülerwohnheims habe. Kreisbaumeisterin Rebecca Lingerfeldt sagte dazu, dass Energiemanager Bühner keine Aufgaben übernehmen dürfe, die förderschädlich sind. 

 
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