Mit immer wiederkehrendem Hochwasser der Brend mussten die Bürgerinnen und Bürger in Bad Neustadt jahrhundertelang klarkommen. Erst in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurden genau berechnete Planungen erstellt, wie das Hochwasser so einzudämmen ist, dass es nicht die Keller der Häuser in der Otto-Hahn-Straße und nicht das Rhön-Gymnasium und viele weitere Gebäude im Stadtbereich überflutet.
Am Freitag, 17. Mai, nun wird der letzte Bauabschnitt zum Hochwasserschutz entlang der Brend offiziell beendet. Vor allem im Mündungsbereich der Brend in die Fränkische Saale wurden in diesem letzten Bauabschnitt zahlreiche weitere Schutzmaßnahmen ergänzt.
Die Brend kann idyllisch, aber auch wild sein
Geradezu idyllisch präsentiert sich die Brend in diesen Frühlingstagen in Bad Neustadt. Sie plätschert inmitten ihres Bachlaufs flankiert von viel Grün und nur wenige hundert Meter vor der Mündung in die Fränkische Saale, mit Rad- und Fußweg in unmittelbarer Nachbarschaft. Ruhebänke laden zum Verweilen ein, sogar ein Atrium auf Höhe des Rhön-Gymnasiums wurde geschaffen, das ein beliebter Treffpunkt an der Brend geworden ist. Eine Idylle, die obendrein nachts illuminiert wird.
Doch die Brend kann auch ganz anders. Vor allem nach der Schneeschmelze in der Rhön verbunden mit Regenfällen kann sich die Idylle umkehren zu einem reißenden Wildbach. Die Menschen zwischen den Quellen nahe Oberweißenbrunn und Bad Neustadt können ein Lied davon singen. Kein Wunder also, dass gegen mögliches Hochwasser immer wieder gekämpft wurde. Vor allem in Bad Neustadt. Dort wurden in den vergangenen mehr als 40 Jahren eine Fülle von Maßnahmen realisiert, um das Hochwasser im Zaum zu halten. Die teilweise spektakulären Baumaßnahmen finden in diesen Tagen ihren Abschluss.
Der große, umfassende Hochwasserschutz entlang der Brend in Bad Neustadt wurde vom damaligen Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt ab dem Jahre 1982 planerisch vorangetrieben. Erste Bauarbeiten zum Schutz vor Hochwasser wurden seinerzeit in Brendlorenzen getroffen. Der neuralgische Punkt in Sachen Hochwasserschutz waren jedoch stets die Otto-Hahn-Straße und das Rhön-Gymnasium, wo es immer wieder große Schäden durch Hochwasser gegeben hatte. Im Jahre 2006 wurde deshalb ein Teilschutz am Rhön-Gymnasium gebaut, um etwaige Höchststände der Brend fernzuhalten.
Neue Fuß- und Radwege entstanden entlang der Brend in Bad Neustadt
Spektakulär dann der dritte Bauabschnitt zwischen der alten, hohen Brücke, die nicht dem Hochwasserschutz geopfert wurde, und der Meininger Straße. Der Baumaßnahme gingen langjährige Planungen des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen und der Stadt voraus. Zwischen 2013 und 2015 wurde dieser Bereich der Brend entlang der Otto-Hahn-Straße auf etwa 490 Meter Länge mit einer Hochwasserschutzwand und einem Aufsatz aus Glas versehen. Auf der gegenüberliegenden Seite am Rhön-Gymnasium wurde ebenfalls eine 350 Meter lange Schutzwand gebaut.
Der Bachlauf wurde so weit wie möglich gefasst, um Hochwasser Platz zu schaffen. Neue Fuß- und Radwege entstanden damals an der Brend und führen seitdem unter einem seinerzeit neu geschaffenen Fußgängersteg im Bereich der Schulen hindurch. In diesem Zusammenhang wurde auch entlang der Fränkischen Saale durch Vergrößerung des Retentionsraumes mehr Platz für zu viel Wasser geschaffen.
Allein die Kosten für diesen dritten Bauabschnitt beliefen sich auf 5,6 Millionen Euro. Bisherige Hochwassersituationen, zum Beispiel im Februar 2021, stellten unter Beweis, dass die Maßnahmen erfolgreich umgesetzt wurden. Berechnet wurden die Planungen für ein Hochwasser, das statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren vorkommt.
Zuletzt stand der Mündungsbereich im Fokus
Die nunmehr letzten Maßnahmen zur Vollendung des Hochwasserschutzes entlang der Brend konzentrierten sich im vergangenen wie in diesem Jahr auf den Mündungsbereich in die Fränkische Saale. Hochwasserschutzwände mit einem Fluttor wurden unweit des Jugendzentrums neu gebaut. Auch wurden die dortigen Fuß- und Radwege ab der Eisenbahnbrücke neu geführt. Der Mündungsbereich soll künftig wie schon der Bereich entlang der Otto-Hahn-Straße der Naherholung dienen und wurde mit Rastplätzen und Ruhebänken ausgestattet.
Eine Idylle ist den Bürgerinnen und Bürgern von Bad Neustadt jedenfalls viel lieber, als eine tobende und Hochwasser führende Brend. Wenn auch letztere weitestgehend mit den umfangreichen Schutzmaßnahmen ihren Schrecken verloren hat.