Christian Beetz aus Bad Neustadt ist Quereinsteiger und Busfahrer mit Herzblut. Nachdem er aufgrund von Stellenabbau in einer Bad Neustädter Firma ausgeschieden ist, erfüllte er sich einen Jugendtraum und absolvierte den Busführerschein.
"Ich wollte schon immer so ein großes Fahrzeug steuern und das mache ich jetzt seit zwei Jahren im Busunternehmen Kurt Geis in Bad Neustadt." Schnell merkt man, dass es Beetz gerne mit Menschen zu tun hat. So fällt es ihm auch nicht schwer, mit seinen Fahrgästen beim Ein- oder Aussteigen ins Gespräch zu kommen.
Steigen Schüler zu, hat er sogar kleine Überraschungen neben seinem Sitz: Gummibärchen. "Deshalb ist das unser Gummibärchen-Bus", wirft eine Schülerin spontan ein. Großes Lob für Christian Beetz kommt auch von seinen anderen Fahrgästen. "Er ist ein freundlicher Mann und vor allem hilfsbereit", sagt eine junge Frau aus der Ukraine. Was andere Fahrgäste sofort mit Kopfnicken bestätigen.
Pünktlichkeit ist das oberste Gebot des Bad Neustädter Busfahrers
Wer sich mit Christian Beetz unterhält, merkt schnell, dass er immer mit einem Auge die Uhr im Blick hat. "Pünktlichkeit ist oberstes Gebot", sagt er, während er den Motor startet und an der Tuchbleiche in Bad Königshofen losfährt. In Richtung Dürrnhof kommt von ihm die Warnung: "Jetzt wird's etwas holprig."
Auf den Hinweis, dass einmal die Verantwortlichen mit ihm so eine Tour machen sollten, lacht Christian Beetz. "Verkehrt wäre es keinesfalls, denn es gibt schon Ecken, da müsste dringend etwas an der Straße gemacht werden." So unter anderem zwischen Dürrnhof und dem Rhön-Klinikum, wo es auch keinen befestigten Seitenstreifen gibt.
Gelassenheit ist Pflicht: Nicht selten sieht der Busfahrer einen Stinkefinger
Das nächste Problem ist in Herschfeld die neue Ampelanlage. Auf der rechten Seite steht ein Auto teils in die Fahrbahn hineingeparkt. Immerhin hat der Bus eine Länge von mehr als 13 Metern und damit muss Christian Beetz immer im Rückspiegel auch den hinteren Bereich im Auge haben.
"Ich muss weit ausholen, damit ich hier um die Kurve komme und da darf eben nichts auf der gegenüberliegenden Fahrbahn stehen oder mir entgegen kommen." So manche Autofahrer würden das nicht verstehen. "Da zeigen sie mir immer wieder einmal den Stinkefinger."
Wenn die Rücksichtnahme schwindet: Ein Busfahrer muss auch mal "knurren"
Jugendliche im Bus? Da müsse er schon ab und zu einmal "knurren" wenn sie sich nicht benehmen. Aber im Großen und Ganzen sei das kein Problem. "Allerdings merke ich, dass die Rücksichtnahme mehr und mehr verschwindet."
Während seiner Tour trifft er unterwegs immer wieder auf andere Busse. Die Fahrer grüßen. Christian Beetz weiß genau, wer da am Steuer sitzt. "Was die hier wohl bohren und wie lange das noch dauert?" Eine Frage, die in der Siemensstraße in Bad Neustadt unbeantwortet bleibt. Der Gegenverkehr jedenfalls lässt es nicht zu, dass der Linienbus weiter fahren und seine Ankunftszeit am Zentralen Omnibusbahnhof Bad Neustadt einhalten kann.
70 bis 80 Prozent der Fahrgäste sind fortgeschrittenen Alters
Endlich hält ein Taxifahrer und lässt den Bus vorbei fahren. "Wir sind trotz allem nur einige Minuten zu spät", sagt Christian Beetz und stellt am Bus den Hinweis "Pause" ein.
Damit bleiben zehn Minuten Zeit für einen kurzen Plausch. 70 bis 80 Prozent seiner Fahrgäste sind "älteren Datums". Es sind Menschen, die zum Einkaufen fahren, einen Arzttermin haben, oder Bekannte besuchen.
Englisch ist heutzutage ein Muss für Rhön-Grabfelds Busfahrer
"Englisch muss man heute als Busfahrer beherrschen", sagt Christian Beetz und erwähnt die Geflüchteten, die meist, aber nicht immer, die englische Sprache sprechen. "Wenn das nicht klappt, hat er eine App mit der jeweiligen Landessprache."
Ausländischen Gästen muss er manches Mal erklären, wo der Arzt, das Landratsamt oder eine Gastwirtschaft zu finden ist. Angesprochen auf die doch große Verantwortung, die auf einem Busfahrer lastet, nennt er als aktuelles Beispiel den plötzlichen starken Schneefall im Grabfeld am Mittwoch oder das kürzliche Glatteis. "Da gilt in unserer Firma: Sicherheit geht vor und da bleiben die Busse halt auch mal kurzzeitig stehen."
Mittlerweile sind am ZOB Bad Neustadt Mitfahrende eingestiegen und an der Kaufhof-Haltestelle kommen noch einige Schüler dazu. Christian Beetz kennt viele von ihnen und weiß, wo sie aussteigen wollen. Zwei Haltestellen gibt es in Rödelmaier. Schnell fragt er nach, ob es die erste oder die zweite sein soll. "Die Zweite, bitte!"
Bei der Weiterfahrt weist Beetz aus dem Fenster: "Wohnen wir nicht in einer einmalig schönen Gegend?" Als Busfahrer erlebe er die Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten. "Das ist einfach schön und macht mich in meinem zweiten Beruf glücklich."