Nicht nur zu Ostern ist der von der evangelischen Kirche initiierte Auferstehungsweg bei Höchheim im Milzgrund eine Wanderung wert. In Anlehnung an die Tradition katholischer Kreuzwege ist er dessen Fortführung. Er thematisiert mit Bildern von Werner Steinbrecher die zentralen Momente der Osterbotschaft und lädt den Betrachter ein, ihrer Bedeutung für das eigene Leben nachzuspüren. Die Ideengeberin, Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf, stellt den spirituellen Wanderweg vor:
Pfarrerin Beate Hofmann-Landgraf: Ich habe von einem Auferstehungsweg des Künstlers Werner Steinbrecher in der Lüneburger Heide gelesen. 2011 gab es einen Wettbewerb, ausgeschrieben vom damaligen Regionalbischof Christian Schmidt zum Thema "Den Glauben einfach zugänglich zu machen". Da bewarb sich unsere Kirchengemeinde mit der Idee für einen Auferstehungsweg.
Hofmann-Landgraf: Wir hatten ein Team gebildet, das ein Wegkonzept entworfen hat. Klar war uns gleich, dass die biblische Szene am See Genezareth bei uns am Irmelshäuser See stehen soll. So haben wir für alle biblischen Geschichten den passenden Platz gefunden. Die Bilder, die in der Lüneburger Heide zu sehen sind, sind auch bei uns zu sehen. Die Einweihung hier bei uns war am Ostermontag mit Regionalbischof Christian Schmidt und den Einwohnerinnen und Einwohnern.
Hofmann-Landgraf: Der katholische Kreuzweg zeichnet die Stationen bis zur Grablegung Jesu nach. Unser Auferstehungsweg nimmt nur am Anfang Bezug auf die Kreuzigung. Das dazugehörige Motiv zeigt den zerreißenden Vorhang im Tempel, der schon auf das Licht der Hoffnung verweist. Der Blickt geht vom Kreuz ins Licht. Alle anderen Stationen erzählen die Auferstehungsgeschichten.
Hofmann-Landgraf: Unser Weg hat 13 Stationen, ein katholischer Kreuzweg 14. Die Zahl 13 ist die Zahl der Unvollkommenheit. Es geht um das noch nicht Vollendete. Mit Gott ist immer wieder Neues möglich. Wo man denkt, es geht nicht mehr, öffnet sich eine Tür. Darum geht es auch in den Impulsen zum Auferstehungsweg.
Hofmann-Landgraf: Am Friedhof Rothausen steht das Bild zur Begegnung von Jesus mit Maria Magdalena. Das bedeutet: Auch im Sterben sind die Menschen nicht allein, der Heiland ist da in der Trauer. Es ist eine sehr hoffnungsvolle Station an diesem besonderen Platz.
Hofmann-Landgraf: Eigentlich nicht. Aber es gibt eine besondere Jahreszeit. Im Frühjahr, wenn alles zu blühen beginnt in der Flur, ist der Auferstehungsweg ein besonderes Erlebnis. Am Ostersonntag findet an der zweiten Station zwischen Irmelshausen und Höchheim unser Sonnenaufgangsgottesdienst statt. Die aufgehende Sonne zwischen den beiden Gleichbergen ist jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Die Frauen gingen ja auch zum Grab Jesu, als die Sonne aufging, und fanden es leer, weil Jesus auferstanden war. Am Ostermontag betrachten wir dann eine Station genauer. So haben wir heuer an der 10. Station Andacht gefeiert.
Hofmann-Landgraf: Es ist die Offenheit auch der Kunstwerke. Der Inhalt und die Interpretation sind nicht festgelegt. Bei jeder neuen Begehung fällt einem etwas anderes in den Blick. Auch die Text-Impulse können jedes Mal unter einem anderen Aspekt gelesen werden. So offen ist auch Gott, der nichts und niemanden ein für alle Mal festlegt. Es melden sich aber auch immer wieder Besucherinnen oder Besucher, die sich die Kunstwerke eigentlich konkreter vorgestellt hatten.
Hofmann-Landgraf: Es ist die Station "Pfingsten - Erfüllt vom Heiligen Geist". Es geht also um die vielen Sprachen, die plötzlich gesprochen und alle verstanden werden. Es geht um Vielfalt. Und es geht darum, Grenzen zu überwinden. Die Station passt also an diese Stelle der ehemaligen Teilung.
Hofmann-Landgraf: Es gibt eine große Ständerwand mit einem Motiv des Künsters Werner Steinbrecher (1946 - 2008). Dazu gibt es den passenden Bibeltext. Außerdem gibt es einen Textimpuls zu jeder Station. Diese Impulse habe ich verfasst. Tatsächlich sind die Impulse bei jedem neuen Lesen andere. Die Fragen werden immer wieder anders beantwortet. Der Mensch verändert sich ja in seinem Leben.
Hofmann-Landgraf: Man kann den Weg auch als Familie gehen, dort können Eltern und Kinder miteinander ins Gespräch kommen. Auch junge Erwachsene oder Konfirmanden können angesprochen werden.
Hofmann-Landgraf: Das Besondere ist die Naturerfahrung. Man ist nicht im Menschenpulk unterwegs. Gott und ich sind zusammen unterwegs. Man ist auf sich zurückgeworfen und muss sich auf den Weg machen, damit sich auch die Gedanken auf den Weg machen können.
Hofmann-Landgraf: Das ist genau der Impuls. Das Ostergeschehen ist nicht nur ein geschichtliches beziehungsweise terminlich Festgelegtes. Es geht immer auch um die Frage 'Was bedeutet das für mich und für heute?' Es stellt sich die Frage, was die Osterbotschaft für mich bedeutet, nämlich dass das Leben stärker ist als der Tod.
Der Auferstehungsweg rund um Irmelshausen
Die Gesamtstrecke ist etwa acht Kilometer lang. Ein Infoflyer zum Auferstehungsweg liegt in den drei evangelischen Kirchen von Irmelshausen, Höchheim und Rothausen aus.
Informationen im Internet:
www.hoechheim-evangelisch.de/besondere-wege/stationen-auferstehungsweg