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Bad Königshofen
Dem Mikroplastik auf der Spur – in Bad Königshofen und in der Saale
Tamina Hartmann (rechts) und Magdalena Leeb fanden unter dem Mikroskop Plastikteilchen. Max Kortmann (rechts) und Sebastian Pohl leiteten den Workshop im Gymnasium Bad Königshofen.
Foto: Regina Vossenkaul | Tamina Hartmann (rechts) und Magdalena Leeb fanden unter dem Mikroskop Plastikteilchen. Max Kortmann (rechts) und Sebastian Pohl leiteten den Workshop im Gymnasium Bad Königshofen.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:51 Uhr

Wie sehr der Mensch in der Zivilisation und sogar in den entlegensten Gebieten der Erde von Plastik umgeben ist, erstaunte die Schüler der siebten Jahrgangsstufe des Gymnasiums Bad Königshofen, wo der gebürtige Bad Neustädter Max Kortmann und sein österreichischen Kollege Sebastian Pohl von ihrer Expedition zur Arktis berichteten und einen Workshop abhielten.

Zuvor hatte jeder Schüler ein Plastiktagebuch geführt und festgehalten, wo und wie oft dieser Stoff den Alltag mitbestimmt.

Von der Zahnbürste am Morgen über die Toast- oder Müslitüte bis zur Computertastatur und zum Controller – alles Plastik. Was hat die kürzeste Lebensdauer? Getränkeflaschen, Verpackungen, Corona-Tests und Trinkhalme, haben die Schüler notiert. "Mehr als 50 Prozent der Plastikprodukte werden direkt nach dem Gebrauch weggeworfen", berichtete Kortmann.

Deutsch- und Geografielehrerin Sabine Balling hatte die Fragebogen vorbereitet und begleitete den Workshop, zu dem die Schüler ausnahmsweise ihre Smartphones mitbringen durften zum interaktiven Unterricht, der allen viel Spaß machte. Schätz- und Wissensfragen konnten damit anonym beantwortet werden und die beiden jungen Forscher von der Universität Innsbruck staunten, dass einige der Schüler über fundiertes Wissen zum Thema verfügten.

Jeder isst einen Legostein

Wie gelangt Mikroplastik (Größe bis zu fünf Millimeter) und Nanoplastik (nur mit Mikroskop zu erkennen) in die Umwelt? Ganz oben im Ranking steht der Reifenabrieb, von Autos ebenso wie vom Fahrrad, es folgen Stadtstaub, Sportplätze mit Kunstrasen, Verpackungen, synthetische Textilien und Kosmetikprodukte.

Verbreitet durch weggeworfenen Müll, das Alltagsleben oder Textilflusen ist es kein Wunder, dass in Deutschland jeder Mensch ungefähr fünf Gramm Plastik pro Woche verzehrt, das entspricht einem Vierer-Legostein, machte Kortmann klar.

Wenn der Verbrauch so weitergeht, gibt es 2050 mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren, sagen die Prognosen. Wie sieht es in Bad Königshofen aus? Wasser aus der Saale, entnommen auf Höhe des Arlington-Parks, untersuchten die Schüler unter den Mikroskopen und wurden schnell fündig.

Schüler sensibilisieren

Das verwunderte niemanden mehr, denn wenn Plastikrückstände sich bereits in der menschenleeren Arktis verbreitet haben, wie sollte es in der hiesigen Gegend anders sein? Nicht nur Wasser transportiert die Teile, die man noch sehen kann, weil sie auf der Oberfläche schwimmen, und die unsichtbare untere Schicht, die kleinen Teilchen werden auch über die Luft verbreitet, ebenso durch Tiere und den Menschen.

Die Schüler für das Thema Plastik sensibilisieren, ist das Ziel der beiden Studenten, die von ihrer Expedition zur Arktis, wo sie Proben aus dem Eis, aus der Luft und aus dem Tierkot entnahmen, in der Jahrgangsstufe 11 ausführlich berichteten, ebenso wie in anderen Gymnasien des Landkreises und in der FOS/BOS.

Mehr Studien gefordert

Bewiesen ist, dass zum Beispiel Fische und andere Meeresbewohner Plastikteilchen mit Plankton verwechseln, fressen und somit wieder beim Menschen am Ende der Nahrungskette ankommen. Für die Einschätzung der Auswirkungen von Plastik auf die Gesundheit des Menschen, fordert die WHO noch mehr Studien. Vermutet werden Auswirkungen auf die Entzündungsbereitschaft, besonders im Darm, auf die Fruchtbarkeit und auf Krebserkrankungen.

Wie die beiden jungen Forscher berichteten, kann man aber nachweisen, dass Mikroplastik ökologische Systeme verändert, weil manche Kleinstlebewesen dadurch belastet und damit verdrängt werden, andere scheinen dagegen resistent zu sein. Diese besetzen dann die freigewordenen Nischen.

Den Schülern wurde bewusst, wie sehr ihr Konsumverhalten einen direkten Einfluss auf die Natur hat.

 
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