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Bad Königshofen
Dauer-Defizit und Personal-Probleme am MVZ in Bad Königshofen: So soll es zukünftig besser werden
Das MVZ neben der Franken-Therme in Bad Königshofen hat schwierige Monate hinter sich. Zum Ende des Jahres deutet sich aber Entspannung an.
Moderne Kunst und moderne Heilkunst sind im MVZ in Bad Königshofen vereint. Nur die Kunst, schwarze Zahlen zu schreiben, gelingt noch immer nicht.
Foto: Gerhard Fischer | Moderne Kunst und moderne Heilkunst sind im MVZ in Bad Königshofen vereint. Nur die Kunst, schwarze Zahlen zu schreiben, gelingt noch immer nicht.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 19.12.2024 02:36 Uhr

Fleiß wird belohnt. Was der Volksmund so locker behauptet, gilt nicht unbedingt für das deutsche Gesundheitssystem. Davon kann Gesine Dietze ein Lied singen. Sie ist die aktuelle Geschäftsführerin des MVZ in Bad Königshofen. Das Haus treibt den Verantwortlichen am Landratsamt wie auch den Kreistagsmitgliedern immer wieder Sorgenfalten auf die Stirn, weil es aus dem Dauer-Defizit nicht herauskommt.   

So schnell wird sich daran wohl nichts ändern. Das machte auch Dietzes Bericht bei der Jahresschlusssitzung des Kreistags klar. Denn die Probleme sind struktureller Art. Wenn dann noch Personalprobleme hinzukommen, wird es noch schwieriger. Immerhin: Im Laufe des Jahres kam das MVZ in Bad Königshofen in ruhigeres Fahrwasser, was die Besetzung der Arztsitze betrifft.   

Ein personell sehr schwieriges Jahr 2023

Vor allem das Jahr 2023 war ein schwieriges, wie Gesine Dietze in ihrer Präsentation erläuterte. Im September 2023 war ein Orthopäde ausgeschieden, der sich schon länger im Krankenstand befand. Ein weiterer Orthopäde ist dann im November 2023 ausgeschieden, ohne dass eine Nachfolge gefunden werden konnte. Und ein Internist hat nach Krankheit erneut ab Januar 2023 seine Tätigkeit aufgenommen, allerdings mit reduziertem Stundenumfang.

Wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ohnehin schlecht sind und dazu noch Personalprobleme stoßen, ist mit großen Sprüngen nicht zu rechnen. Entsprechend gingen die Erträge 2023 zurück.

2024 konnte glücklicherweise einiges an Konsolidierung geleistet werden, wie Geschäftsführerin Gesine Dietze erläuterte. Im Oktober 2023 hat Dr. Sebastian Pietrala als Orthopäde im MVZ begonnen. Seit Mai 2024 ist die Innere Medizin mit dem Gastroenterologen und Diabetologen Philipp Reiser wieder besetzt. Ganz wichtig: Mit Reiser verfügt der Landkreis Rhön-Grabfeld über einen Fachmann, der auch Magen- und Darmspiegelungen vornehmen kann, nachdem die Praxis von Dr. Ulf Racké in Bad Neustadt im Herbst dieses Jahres geschlossen hat.   

Die Abteilung Innere Medizin wird seit November von MUDr. Alena Köth verstärkt, die als Sicherstellungsassistentin fungiert. Fehlt nur noch die Nachbesetzung der vakanten Stelle des orthopädischen beziehungsweise unfallchirurgischen Arztsitzes. Für diesen laufen gerade die Bewerbungsgespräche. Gesine Dietze rechnet zu Jahresbeginn 2025 mit einer Entscheidung.  

Erholung im 3. Quartal 2024

"Mit dem 3. Quartal 2024 kam eine deutliche Fallzahlen-Erhöhung", freut sich die MVZ-Geschäftsführerin über die Trendwende in ihrem Haus. Wurden im ersten Quartal 2024 noch 3488 Patientinnen und Patienten im Bad Königshöfer MVZ behandelt, so konnten im 3. Quartal schon 4300 Menschen medizinisch versorgt werden. Für das laufende vierte Quartal rechnet die Geschäftsführerin mit ähnlichen Zahlen. Dazu trägt auch die Erhöhung von Stundenzahlen bei einigen Ärztinnen und Ärzten bei. Aktuell sind die sechs KV-Arztsitze mit neun Ärztinnen und Ärzten besetzt. Geboten werden Onkologie, Gynäkologie, Innere Medizin und Chirurgie/Orthopädie.

Das MVZ treibt den Verantwortlichen am Landratsamt wie auch den Kreistagsmitgliedern immer wieder Sorgenfalten auf die Stirn, weil es aus dem Dauer-Defizit nicht herauskommt.
Foto: Gerhard Fischer | Das MVZ treibt den Verantwortlichen am Landratsamt wie auch den Kreistagsmitgliedern immer wieder Sorgenfalten auf die Stirn, weil es aus dem Dauer-Defizit nicht herauskommt.

Am Beispiel eines betreuungsintensiven Diabetes-Patienten erläuterte Ärztlicher Direktor Helmer Kraus, welcher Versorgungsaufwand im Falle einer Zehen-Amputation betrieben werden müsse, wie gering aber die Vergütung nach den aktuellen Vorgaben sei. "Wir sehen unsere Patienten gerne, aber es wird uns nicht vergütet", klagt Helmer Kraus.

Steigende Fallzahlen, aber geringere Fallwerte

Dietze stellte dem Kreistag im öffentlichen Teil einige Zahlen vor, ans Eingemachte ging es im nichtöffentlichen Teil. Demnach erwarte man für dieses Jahr Erträge in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro, 2023 waren es noch rund 1,7 Millionen Euro. Das MVZ in Bad Königshofen kann sich eigentlich über steigende Fallzahlen freuen – von rund 13.000 im Jahr 2020 auf rund 15.000 im Jahr 2023. Allerdings gibt es als Gegenentwicklung fallende sogenannte Fallwerte. Weil zum Beispiel in der Onkologie von intravenöser zu oraler Therapie in Tablettenform umgestiegen wurde oder auch die Orthopädie gewisse Behandlungsformen nicht mehr anbieten konnte, kamen von den Krankenkassen geringere Summen.

Arzneimittelengpässe, aber auch die Kostensteigerungen bei Energie, Dokumentierungs- und Hygienevorschriften würden nicht durch angepasste Bemessungswerte ausgeglichen, machte MVZ-Geschäftsführerin Dietze deutlich.

Ein MVZ für den ganzen Landkreis

Dass der Standort Bad Königshofen des MVZ nicht nur für das Grabfeld unterhalten wird, sondern allen Landkreisbewohnern dienen soll, wurde im ablaufenden Jahr auch intensiv in den Sozialen Medien oder in der Presse beworben. Landrat Thomas Habermann betonte, dass man ein MVZ nicht mit anderen Anbietern der Gesundheitsbranche in der Region vergleichen könne. Er sieht eine gute Mischung zwischen ärztlicher Betreuung und wirtschaftlichem Denken gegeben. "Wenn wir das MVZ aus der ärztlichen Versorgung im Landkreis wegdenken, hätten wir ein Riesen-Problem", so Habermann.

Für die Fraktion der Freien Wähler erinnerte Michael Werner an eine frühere Forderung, nötigenfalls eine externe Geschäftsführung zu installieren, um Lösungen im Kampf gegen das Dauer-Defizit zu finden. Gesine Dietze habe aber mit ihrer Expertise überzeugt. Vor allem gelte es, das Bad Königshöfer MVZ bekannter zu machen. "Es existiert nicht in den Köpfen!", so Werner. Die Grüne Birgit Reder-Zirkelbach könnte sich noch eine stärkere positive Entwicklung vorstellen und vermisste weitere Lösungsansätze gegen das Defizit.

 
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