Hier eine Perücke, dort ein roter Umhang, da ein bunter, durchsichtiger Organza-Schal. Dass Lehrerin Judith Winkelbach vom Rhön-Gymnasium in Bad Neustadt den Überblick in der Fülle der Kostüme nicht verliert, ist erstaunlich. Um sie herum stehen knapp zehn Schauspielerinnen und Schauspieler mit und ohne Behinderung und hören der Lehrerin mehr oder minder aufmerksam zu. Jeder ist beschäftigt damit, die Teile des eigenen Kostüms beisammen zu bekommen. Fröhliches Gelächter durchdringt den Proberaum des Urbanussaals in Leutershausen.
Doch zurück zum Anfang: Das inklusive Theaterstück "Die Schöne und das Biest" ist das Resultat des Projekts "Spielwiese Leben", welches eine Kooperation zwischen der Offenen Behindertenarbeit der Lebenshilfe in Rhön-Grabfeld, dem Theaters Schloss Maßbach und dem Rhön-Gymnasium Bad Neustadt ist. Betreuerin Johanna Helle von der Lebenshilfe, Theaterpädagoge Uwe Gröschel und Lehrerin Judith Winkelbach üben seit knapp einem halben Jahr das Stück mit dem diversen Ensemble ein. Am Donnerstag, 16. Mai, steht nun die Premiere an.
Das Herz am richtigen Fleck
Das Theaterstück handelt davon, das Herz am richtigen Fleck zu haben. Ein Prinz wird zum Biest verflucht, weil er herzlos handelte und sich von Äußerlichkeiten beirren ließ. Jeder in seiner unmittelbaren Nähe leidet unter diesem Fluch. Erst durch die gutmütige und aufgeschlossen Belle wird dem abstoßendem Biest bewusst, was wahre Liebe wirklich bedeutet und der Fluch bricht auf. Für das Theaterensemble war schnell klar, dass sie eben dieses Märchen aufführen möchten. Mit all den Masken, welche die Schülerinnen und Schüler des Rhön-Gymnasiums selbst in Detailtreue angefertigt haben.
Die Schauspielerinnen und Schauspieler des Projekts zeigten in der Probe ihr künstlerisches Talent. Hier ein Rücken zu viel zum Publikum, an anderer Stellte könnte die Lautstärke noch einen Tick lauter sein, meint Gröschel. Doch es sind Kleinigkeiten, die bis zur Premiere noch verbessert werden müssen. "Ihr seid Märchenerzähler und die haben viel Zeit", gibt der Theaterpädagoge den Schauspielerinnen und Schauspielern als Tipp mit. Sie sollen sich die nötige Zeit beim Spielen nehmen.
Die Schülerinnen und Schüler des Rhön-Gymnasiums und ihre Schauspielkolleginnen und -kollegen der Lebenshilfe zeigen, wie inklusives Theater funktionieren kann. Die Hobby-Schauspielerinnen und -Schauspieler sind sich in den letzten Monaten näher gekommen. "Jeder hat seine Vorstellung in das Stück miteingebracht", verrät Winkelbach. "Das ist es, warum es so einen Spaß gemacht hat." Betreuerin Johanna Helle ist ebenfalls zufrieden mit der Leistung des Ensembles.
Ein Zeichen für Vielfalt und Miteinander setzen
Die Intention des Theaterstückes ist es, auch in Zeiten von zunehmender Trennung und Spaltung in der Gesellschaft ein Zeichen für Vielfalt und Miteinander zu setzen. "Gemeinsam eine Geschichte zu erzählen, ist das Ziel des Theaterstücks", so Gröschel. Sie begeistert, was durch die inklusive Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderungen entstehen kann.
Das Theaterstück "Die Schöne und das Biest" feiert am 16. Mai (Einlass ab 18.30 Uhr) in der Aula der Edmund-Grom-Schule Premiere. Der Eintritt ist frei.