Auch wenn die Impfung nicht zu 100 Prozent schützt, sie reduziert die Infektionswahrscheinlichkeit drastisch, verhindert schwere Verläufe bei einem Ausbruch der Krankheit und sind somit das A und O in der Corona-Krise. Das machen Zahlen und Informationen aus dem Landkreis deutlich, die Verantwortliche des Gesundheitsamtes jetzt gemeinsam mit Landrat Thomas Habermann vorstellten. Sein Appell an alle, die sich noch nicht impfen ließen und denen die ständigen Testungen mittlerweile zu teuer werden, lautet daher weiterhin: "Lasst Euch impfen!"
Dabei sieht Habermann die aktuelle Lage relativ entspannt. Das alltägliche Leben normalisiert sich nach seiner Einschätzung. Die Sieben-Tage-Inzidenz sei aktuell zwar hoch, im Gegensatz zum vergangenen Jahr sei die Zahl der Erkrankten aber niedrig. Dieser gravierende Unterschied sei vor allem auf die Impfungen zurückzuführen. Habermann führte als Beispiel die besonders gefährdete Gruppe der über 80-Jährigen an, die zu einem hohen Prozentsatz geimpft sei und bei der kaum mehr Infektionen festgestellt würden.
Seit Juli 21 Corona-Patienten im Campus
Darauf, dass die Impfungen wirkten, wenn auch nicht 100-prozentig, gingen der leitende Impfarzt Dr. Helmut Klum und Dr. Florin Binder vom Gesundheitsamt ein. Wie sie erläuterten, waren unter den seit 1. April registrierten 1495 Corona-Infektionen im Landkreis 135 sogenannte Impfdurchbrüche, also vollständig Geimpfte, die Corona-Symptome aufwiesen. Bei mehr als 51 000 Personen mit abgeschlossener Zweitimpfung sei das ein Anteil von gerade einmal 0,26 Prozent. Zudem habe die Infektion bei den allermeisten Impfdurchbrüchen einen milden Verlauf genommen. In keinem Fall sei eine Beatmung erforderlich gewesen.
Von Juli bis September, so die aktuelle Bilanz weiter, seien 21 Personen mit Covid-19 stationär im Rhön-Klinikum Campus aufgenommen worden. Davon seien zwei Patienten nur einmal, sechs vollständig geimpft gewesen. Die restlichen 13 hatten keinen Impfschutz gehabt. Von den ungeimpften Personen musste eine beatmet, eine weitere beatmet und intubiert werden. Eine hochbetagte, vollständig geimpfte Frau sei im Mai mit Corona an ihren vielfachen Vorerkrankungen gestorben.
Das "eindeutige" Fazit aus dem Landratsamt lautete daher, "dass die Impfung, gleich mit welchem Impfstoff, wirksam ist und schwere Verläufe und Todesfälle verhütet werden konnten."
Keine Krankenhausaufenthalte infolge der Impfung
Was die beiden Ärzte des Gesundheitsamts klar dementierten, sind Gerüchte über schwerere Erkrankungen infolge von Impfungen. Dem Impfzentrum seien keine derartigen Fälle oder gar impfbedingte Krankenhausaufenthalte bekannt. Nach Auskünften, die das Gesundheitsamt vom Rhön-Klinikum erhielt, seien dort lediglich zwei oder drei Fälle registriert worden, bei denen Personen, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft wurden, ein "mildes Guillain-Barré-Syndrom", ein neurologisches Krankheitsbild mit Kribbeln und Gefühlsstörungen in Armen und Beinen, entwickelt hätten.
Bei der Bedeutung der Impfungen und der aktuellen Akzeptanz sieht Landrat Habermann aktuell keinen Grund, den Bestand des Impfzentrums infrage zu stellen. Besonders seit der Ankündigung der Einstellung der kostenlosen Tests vom 11. Oktober sei eine deutliche Zunahme der Impfungen festzustellen, auch wenn beim Impfgespräch häufig angegeben werde, dass die Impfung "nicht so ganz freiwillig" erfolge.
Wie die Verwaltungsleiterin des Impfzentrums, Julia Schmitt, weiter erläuterte, sei vor allem an den "langen Tagen", also am Donnerstag und Freitag mit den Öffnungszeiten von 12 bis 18 Uhr die Nachfrage mit meist mehr als 150 Impfungen pro Tag recht gut. Helmut Klum geht davon aus, dass diese Zahlen zumindest in den kommenden drei bis vier Wochen so bleiben.
Sprechstunde für die Auffrischungsimpfung
Für Thomas Habermann, der hofft, dass damit die Impfquote im Landkreis noch um einige Prozent steigt und man der Herdenimmunität näher komme, hat das Impfzentrum noch eine weitere Funktion. Hier wird auch die Auffrischungsimpfung, die sogenannte Booster-Impfung, angeboten. Bei allen Alten- und Pflegeheimen, die das wünschten, hätten die ambulanten Teams des Impfzentrums diese Impfungen bereits abgeschossen.
Bei den Gruppen, für die es schon eine entsprechende Empfehlung der Ständigen Impfkommission gibt, wie die über 70-Jährigen, sei die Booster-Impfung problemlos. Für andere Interessierte sei das ebenfalls möglich, aber hier sei ein erhöhter Aufklärungsaufwand erforderlich. Um den schnellen Impfablauf im Zentrum aufrechtzuerhalten, werde in Kürze - voraussichtlich zunächst freitags - eine Impfsprechstunde eingeführt, so Julia Schmitt. Details würden in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Für den Landrat ist übrigens klar, dass er sich nach Ablauf seiner persönlichen Sechs-Monate-Frist zum dritten Mal impfen lassen wird.