
" Ich kann da gar nicht hinschauen, das tut mir weh", sagt Werner Angermüller auf dem Weg zum neuen Therapiegebäude, der an dem wie leer gefegten Reisemobilstellplatz vorbeiführt. Da mag es dem Geschäftsführer der Kur-Betriebs-GmbH ein Trost sein, dass er mit der Situation nicht mehr lange leben muss. Wenn am 30. Mai Lockerungen für die aufgrund der Corona-Epidemie geschlossenen Gasstätten und Beherbergungsbetriebe in Kraft treten, dann erhalten auch die Reisemobilisten wieder grünes Licht. "Wir sind eifrig am telefonieren", verrät Angermüller, "wir haben den Ehrgeiz, den Platz vollzubekommen". Und das Interesse der Reisemobilisten sei groß.
Branchen-Profis machen Vorschläge für die Umsetzung
Ob das gelingen kann, wird vor allem an den pandemiebedingten Betriebs-Auflagen abhängen. Aber auch hier ist der Kurdirektor zuversichtlich, schließlich hat er für den Arbeitskreis Reisemobile/Tourismus des Caravaning-Industrieverbands Deutschland an Vorschlägen mitgearbeitet, die als Entscheidunghilfe für die Staatsregierung gedacht sind. Dort geht es um die Hygienevorschriften und darum, wie sich Betreiber der Branche vorstellen, wie die Handhabung aussehen könnte.

Ein möglichst guter Start wäre auch dringend nötig, wenn man sich die Gäste- und Übernachtungszahlen des laufenden Jahres ansieht, die Angermüller für das Gespräch mit dieser Redaktion zusammengestellt hat. Nach einem leichten Plus im Januar von 5,1 Prozent (4333 Übernachtungen) und Februar von 4,6 Prozent (3909) im Vergleich zum Vorjahr wirkte sich der Shutdown bereits im März verheerend aus. 2765 Gäste bedeuteten für diesen Monat ein Minus von 62,7 Prozent. Im April wurden gerade noch 120 Übernachtungen verbucht, was einem Minus von 98,7 Prozent gleichkommt. "Das waren Geschäftsreisende", sagt Angermüller. Nicht besser sieht die Bilanz für den Reisemobilstellplatz aus. Einschließlich April wurden auf dem Platz 2749 Übernachtungen registriert, was ein Minus von 68,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Der komplette Therapiebereich soll bis 1. Juni fertig sein
Nicht minder ehrgeizig mutet angesichts der emsigen Tätigkeit auf der Baustelle Angermüllers Wunsch an, den Therapiebereich bis 1. Juni fertigzustellen und in Betrieb zunehmen. Während der Neubau mit seinen Behandlungsräumen und den Sozialeinrichtungen der Angestellten schon sehr weit gediehen ist, ist die Generalsanierung des bislang bestehen Bereich noch voll im Gange. Gut 3,2 Millionen Euro bei 70 prozentiger Förderung investiert hier die Stadt, wie Bürgermeister Thomas Helbling erklärt, der auch an dem Termin teilnimmt.

Positiv stimmt auch in diesen nicht immer leichten Tagen, dass die Schweizer Firma vor wenigen Tagen die Röhren geliefert hat, die zum Bau der neuen Rutsche gebraucht werden. Wann das Schwimmbecken wieder genutzt werden darf, ist zwar noch nicht klar, Angermüller und Helbling hoffen aber darauf, dass die Staatsregierung ab Juli den Badebetrieb in Schwimmbädern wieder freigibt. Weil dann in Thüringen schon Sommerferien sind, könnte man mit einem sehr guten Besuch rechnen. Dann dürfte auch die Rutsche fertig sein. Im Wasser selbst dürfte die Gefahr nicht allzu groß sein, weil Chlor nachgewiesenermaßen Viren abtötet und auch die Wärme ihnen nicht gut bekommt, wie der Kurdirektor erklärt. Ob allerdings heuer der Heilwassersee, der ja nicht behandelt werden darf, noch zur Verfügung stehen wird, ist mehr als fraglich.

Das Restaurant präsentiert sich im völlig neuen Ambiente
Die Umgestaltung und Renovierung des Restaurants trägt ebenfalls dazu bei, dass Angermüller die Frankentherme jetzt deutlich attraktiver aus der Coronakrise kommen sieht. Was die Wirtsleute Eugen Hillenbrand und Elke Zirkelbach in den wenigen Wochen in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung und Brauereien auf die Beine gestellt haben, ist schon erstaunlich. Angefangen bei der neuen Theke, den unterschiedlichen Sitzecken, den gemütlichen Bänken an den Wänden bis hin zum naturnah gestalteten Ambiente, hat sich enorm viel verändert. Das gilt auch für den kleinen Saal. Und der neue Steinbackofen verschafft Hillenbrand auch die Möglichkeit, sein Speisenangebot zu erweitern.

Seit dem 1. Mai ist der größte Teil der Belegschaft in Kurzarbeit. Alle werden gebraucht, wenn wieder alles normal läuft, betont Angermüller. Wie optimistisch der Geschäftsführer der Therme in die Zukunft blickt, macht deutlich, dass er schon wieder auf der Suche nach Personal ist. "Wir brauchen noch Physiotherapeuten."