
Stille liegt über dem Stellplatz für Reisemobilisten. Nur eine Handvoll Wohnmobile stehen hier, wo im Sommer die rollenden Einfamilienhäuser dicht an dicht geparkt sind. Nicht ungewöhnlich für die Jahreszeit, doch spätestestens zu Ostern wären wieder über 100 zum schon Tradition gewordenen großen Treffen eingetroffen aus allen Ecken der Republik. Doch heuer wird daraus nichts, das ist schon knapp vier Wochen vor dem Fest so gut wie sicher. Das Coronavirus schränkt das öffentliche Leben immer mehr ein.

Günter Krist aus Bottrop allerdings lässt sich vom Virus nicht einschüchtern. Zusammen mit seiner Frau Teresia und dem befreundeten Ehepaar Franz und Anna Drechsler ist er mit seinem Wohnmobil schon seit dem 8. März hier. Wie so oft in den letzten Jahren. Am 26. März soll es wieder nach Hause gehen, wenn sie noch so lange bleiben dürfen. Die Lage ändert sich ja bisweilen stündlich. "Wir fühlen uns hier gut betreut", sagt Krist, den als alten Bergmann so schnell nichts erschüttern kann. Dabei sind alle vier um die 70 oder schon darüber und zählen damit zur Corona-Risikogruppe. Richtig froh ist Krist aber schon darüber, dass er nicht mit einem seiner Bottroper Kumpels nach Sevilla gefahren ist. Dort sitzen die Wohnmobilisten jetzt zunächst für die nächsten 15 Tage fest, nachdem die spanische Polizei alle Autonummern notiert hat. Wann man dort wieder nach Hause fahren darf, weiß im Moment niemand.
Das Seabridge-Treffen wird auf den Herbst verlegt
Schon das seit Jahren hier stattfindende Seabridge-Treffen, wobei Reiseveranstalter für Wohnmobilisten ihre neuesten Angebote vorstellen, ist dem Virus zum Opfer gefallen und auf den Herbst verschoben worden. Für Werner Angermüller, dem Geschäftsführer der Kur-Betriebs-GmbH, ist das schon ein Silberstreif am Horizont, wie auch die Reisemobilisten, die jetzt absagen, aber versprechen, wiederzukommen, wenn das alles vorbei ist. Diesen Tag sehnt Angermüller auch herbei, wie so viele, die in diesen Zeiten Verantwortung tragen oder um ihre Gesundheit fürchten.

Das Wasserbecken ist menschenleer, die Sauna geschlossen und sämtliche Veranstaltungen sind abgesagt. "Wir haben alles auf kontrollierte Sparflamme heruntergefahren", sagt Angermüller. Dazu werden alle Wartungs- und Vorbereitungsarbeiten für die nächste Saison vorgezogen, wie etwa die Reinigung des Heilwassersees. Zusätzlich ist das Personal angehalten, Überstunden und Urlaub abzubauen. Sorge um seinen Arbeitsplatz müsse sich aus heutiger Sicht aber niemand machen, versichert Angermüller, der daran erinnert, dass noch vor wenigen Wochen händeringend zusätzliche Mitarbeiter gesucht wurden. "Es werden alle gebraucht", betont er.
Schon jetzt herbe Verluste durch die Schließung der Therme
Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass die seit Anfang des Monats schleichende Gefahr und jetzt rigorose Vorgehen der Behörden mit der Schließung der Therme quasi übers Wochende, ein dickes Minus in die Bilanz reißt. Auf gut 100 000 Euro summierten sich die Einnahmen aus Thermeneintritt, Kur- und Wellnessbelangen und dem Reisemobilstellplatz im vergangenen März. Ein Betrag, der heuer nicht einmal ansatzweise erwirtschaftet werden kann, von den noch umsatzstärkeren Monaten April und Mai ganz zu schweigen. Schon sind Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadt anberaumt, um staatliche Hilfsmöglichkeiten auszulooten.

Keine Kuren momentan im Haus am Kurpark
Auch am Haus am Kurpark geht die Coronakrise nicht unbeschadet vorbei: 16 Mutter-Kind-Kuren gibt es im Jahr hier in Bad Königshofen. Mindestens eine davon wird jetzt wegen der Krise ausgesetzt, wie Einrichtungsleiterin Evi Bindrim am Dienstag auf Nachfrage der Redaktion mitteilte. „Wir hatten noch Glück, dass heute die aktuell laufende Kur zu Ende gegangen ist und eh ein Wechsel anstand“, so Bindrim, die das Haus am Kurpark des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes seit März 2016 leitet. So habe man eine laufende Kur nicht abbrechen müssen.
Hoffentlich bleibt es nur bei der Absage eines Kurdurchlaufs
„Der neue Kurdurchlauf wurde aber ausgesetzt, was danach passieren wird, wissen wir nicht“, sagt die Haus am Kurpark-Leiterin. Sie betont, dass die Coronakrise aktuell keine Auswirkungen für die rund 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben wird. „Es muss sich niemand Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen.“ Man habe angeboten, Überstunden abzufeiern oder zuhause im Standby-Modus die weitere Entwicklung abzuwarten. Die Verwaltung bleibe trotz der Aussetzung des neuen Durchlaufs besetzt. Sollte es wegen der Coronakrise bei der Absage einer Kur bleiben, wäre der wirtschaftliche Schaden überschaubar. „Sollten aber weitere Kuren ausgesetzt müssen, sieht das natürlich ganz anders aus.“