Trappstadts Bürgermeister Michael Custodis sieht sich durchaus als Tierfreund. "Wir müssen Tiere schützen und uns für die Natur einsetzen", sagt der Grabfelder. Aber ein Mitgeschöpf sorgt bei ihm, in seinem Gemeinderat und vor allem bei den Landwirten in Trappstadt und Alsleben immer mehr für Verdruss: Es ist der Biber, der sich in den beiden Ortschaften immer mehr breitmacht.
Erst in einer der jüngsten Gemeinderatssitzungen hat das Gremium einen Antrag auf "Entnahme" gestellt beim Landratsamt. Ein Tier, das insbesondere rund um die Kläranlage Probleme macht. Über den Antrag hat das Landratsamt, namentlich die Untere Naturschutzbehörde, noch nicht entschieden. Stattdessen muss Bürgermeister Custodis erst einmal zusätzlich einen Fragebogen zu dem Biber-Problem ausfüllen.
Hoher bürokratischer Aufwand
Der bürokratische Aufwand wird dem Ortsoberhaupt von Trappstadt langsam zu viel. Denn in seiner Gemeinde macht nicht nur ein Biber Probleme, sondern eine ganze Reihe von Tieren. Der Biber fühlt sich wohl und staut verschiedene Gräben am Ortsrand von Trappstadt in Richtung Thüringen und Schlechtsart, er knabbert an den Bäumen an der ehemaligen Kläranlage von Alsleben, und auch bei den Photovoltaik-Feldern am Ortsausgang von Trappstadt Richtung Eyershausen sieht man seine Spuren.
"Wir sind belagert", findet Custodis drastische Worte. Vor Trappstadt gibt es auch Teiche, in deren Nähe sich der Biber ebenfalls bewegt. "Wenn der den Damm angräbt, dann läuft das Wasser ab", warnt der Bürgermeister von Trappstadt. Der bekommt immer wieder Anrufe von Anwohnern oder Landwirten, denen das Tier Ärger bereitet und Flächen überfluten lässt. "An manchen Biberdämmen greifen wir ein und bringen zum Beispiel Rohre an, durch die das Wasser abfließen kann", erklärt Michael Custodis. All das geschehe natürlich in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde, die ein sehr genaues Auge hat auf die Biber-Populationen im gesamten Landkreis.
Im ganzen Landkreis etwa 450 Biber
Anhand der Ergebnisse der jährlich stattfindenden Biberkartierung können für das Jahr 2022 127 Biberreviere sicher bestätigt werden. Da die Anzahl der Tiere pro Revier stark variiert, wird eine Anzahl von circa 450 Individuen geschätzt, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion aus dem Landratsamt dazu. Pro Biber-Revier werden etwa eins bis zwei Biberburgen errichtet.
Das Grabfeld ist kein besonderer Schwerpunkt im Landkreis für die Besiedelung durch den Biber. "Insgesamt ist das Bibervorkommen auf den ganzen Landkreis verteilt, weniger besiedelt ist die Hochrhön", so Landratsamts-Sprecherin Melanie Hofmann.
Seit 2010 erlaubt es das Gesetz, dass Biber im Rahmen einer artenschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung "entnommen", also in irgendeiner Form bejagt werden können. Drei solcher Ausnahmegenehmigungen wurden in diesem Jahr erteilt, genau diese drei Anträge dafür waren auch beim Landratsamt gestellt worden.
Ein Biber im Ortskanal
Michael Custodis erinnert sich an einen besonderen Fall in der Vergangenheit. 2016 hatte sich ein Biber gar den Trappstädter Ortskanal als Revier ausgesucht und wurde gar bei Dorfspaziergängen gesichtet. Ein solcher Umstand, der die Abwasser-Entsorgung gefährdet, war damals Grund, weshalb dieser Biber erlegt werden durfte, um die Kanalanlagen nicht zu gefährden.
Nun hofft Custodis, dass auch sein neuerlicher Antrag auf Wohlwollen stößt bei der Unteren Naturschutzbehörde. "Im Wald regulieren wir ja auch die Bestände", meint der Bürgermeister. Entschädigungszahlen alleine stünden irgendwann in keinem Verhältnis zum Aufwand, der mit dem Biber verbunden ist für viele Leute. Allzu große Summen wandern nicht vom Bayerischen Biberfonds in den Landkreis zur Schadensregulierung. 2022 waren es knapp 4000 Euro.
Biber-Kartierung in Rhön-Grabfeld
Ansprechpartnerin in der Kreisgruppe (auch bei Biber-Schäden): Doris Wehner; Tel.: (09771) 68 75 740; E-Mail: rhoen-grabfeld@bund-naturschutz.de