Der Biber gestaltet kostenlos Lebensräume, schafft Biotope und sorgt für Hochwasserschutz. Das kann man an der Saale hinter der Tuchbleiche Bad Königshofen und bei Großeibstadt beobachten, wo mehrere abgestorbene Bäume den Lebensraum der Biber markieren. Dort ist der Wasserstand erstaunlich hoch.
Mit ihren Staudämmen sorgen die Biber dafür, dass das wenige Wasser, das unterwegs ist, nicht abfließt, sondern vor Ort langsam versickern kann. Davon profitiert das Grundwasser, die Tiere der Umgebung haben eine Tränke, Fische und alle Wasserlebewesen können überleben. Eine besonders eindrucksvolle Biberanlage befindet sich in Aub, wo eine fleißige Familie imposante Bauwerke geschaffen hat.
Eine Serie von Dämmen
Biberberater Winfried Seufert, der für den Landkreis Haßberge zuständig ist, aber in Aub wohnt, kennt die Anlage ganz genau. Eine kleine Quelle sorgt für den Zufluss zum Aubach, ein anderer Zufluss ist schon versiegt. Was die Biber daraus gemacht haben, kann den Betrachter nur in Staunen versetzen. Eine Serie von Dämmen haben die Tiere hier geschaffen, acht Stück hat Seufert zwischen Aub und Gabolshausen gezählt.
Dadurch entstehen diverse Schwimmteiche, in denen sich eine Biberfamilie tummelt. Schon der erste Damm, ungefähr acht Meter lang und zwei bis drei Meter hoch, ist ein Kunstwerk. Der Hauptdamm misst ungefähr 15 Meter und ist genauso hoch. Das Besondere dort: Durch die angeschwemmten Sedimente ist der Damm so dicht, dass der Wasserstand des oberen Teichs mehrere Meter über dem unteren liegt. Der Damm hält diesem Wasserdruck stand. Bei Hochwasser schwappt Wasser über die Dammkrone, aber eventuelle Beschädigungen werden sofort repariert.
Der Biber weiß genau, was wichtig ist
Der Biber weiß genau, was wichtig ist: Kleine Wasserdurchlässe an den Dämmen sorgen dafür, dass auch die hinteren Teiche ausreichend mit Frischwasser versorgt werden. Ein großer Biberbau gehört zur Anlage, hier liegt, wie üblich, der Eingang unter Wasser. "Dies ist ein idealer Standort, hier stört der Biber niemanden", meint der Biberberater. Dass einige Bäume zu Nahrungszwecken gefällt oder zumindest angenagt werden, sei verkraftbar. Weiden, Erlen und Pappeln schlagen wieder aus.
Trampelpfade zeigen deutlich, wo die Biber aus dem Wasser steigen und die Umgebung erkunden. Als Vegetarier mögen sie besonders Äpfel, Mais und ähnliches, bis zu 300 Pflanzen stehen auf ihrem Speiseplan. Wenn sie nicht auf der Suche nach einem anderen Revier sind, bleiben sie in einem Umkreis von ungefähr 20 Metern.
Winfried Seufert hat die Tiere beobachtet
Winfried Seufert ist es gelungen, die nachtaktiven Tiere zu beobachten. Sie können schlecht sehen, aber umso besser riechen und hören. Ein Jungtier bemerkte den Beobachter und alarmierte die anderen, indem es mit der Kelle, dem beschuppten Schwanz, aufs Wasser schlug. Sofort kam ein Elterntier dazu und schlug ebenfalls Alarm. So konnte der Biberberater die ganze Familie zählen: zwei Elterntiere, zwei Jungtiere vom letzten Jahr und zwei neue Jungen. Die ältere Jungtier-Generation muss demnächst das Revier verlassen und sich ein eigenes suchen.
120 Biber-Reviere im Landkreis Rhön-Grabfeld
Insgesamt gibt es ungefähr 120 Biber-Reviere im Landkreis Rhön-Grabfeld. Je mehr sie sich vermehren, desto mehr müssen auch weniger geeignete Standorte von den Jungen besiedelt werden. Die Population reguliert sich aber selbst, weiß Seufert. Die Reviere werden markiert und verteidigt. Bei Kämpfen können sich die Tiere gegenseitig so verletzen, dass sie an entzündeten Wunden sterben. Revierkämpfe und der Straßenverkehr sind die häufigsten Todesursachen. Sind keine geeigneten Lebensräume (Seen, Flüsse, Bäche) mehr zu finden, reduziert sich auch die Anzahl der Nachkommen.