
Der Photovoltaik-Spezialist BSH aus Bad Königshofen verkündete 2022 große Pläne: Im Gewerbegebiet von Großeibstadt, direkt an der B279 gelegen, soll die neue Firmenzentrale des Mittelständlers entstehen. Platz für 150 Arbeitsplätze wurden für die neue Zentrale des fleißig expandierenden Unternehmens angekündigt. 2022 wurde der Sommer 2024 als möglicher Termin für eine große Eröffnungsparty genannt. Das wäre passend zum 20. Geburtstag des Unternehmens, das Rainer und Michaela Bötsch 2004 in Breitensee gegründet haben.
Im Gewerbegebiet tut sich seit Wochen nichts
Doch im Gewerbegebiet von Großeibstadt tut sich seit Wochen und Monaten nicht allzu viel. Noch kein Stein wurde für die neue BSH-Zentrale auf den anderen gesetzt. Kein Wunder, dass die Gerüchteküche zu brodeln begann und vielleicht auch bei den Gemeindeverantwortlichen etwas Unruhe einkehrte. Die Erweiterung des Gewerbegebietes ist schließlich kein Pappenstiel für die Kommune.
"Ganz klar gesagt: Wir sind von unseren Plänen mit Großeibstadt nicht abgerückt", erklärt nun BSH-Chef Rainer Bötsch im Gespräch mit dieser Redaktion. Es bleibt also dabei, dass BSH für seine neue Firmenzentrale rund acht Millionen Euro ausgeben will. Im Sommer 2023 wurden dem Großeibstädter Gemeinderat die Pläne zur Baugenehmigung bereits vorgelegt.
Mehrheitsbeteiligungen erworben für die zukünftige Entwicklung
Und der BSH-Chef hat auch eine Erklärung, weshalb es in diesem Jahr noch nichts wird mit dem Baubeginn an der B279. "Wir sind ein deutschlandweit aufgestelltes Unternehmen. Darum haben wir in diesem Jahr den Fokus darauf gelegt, Mehrheitsbeteiligungen an Firmen zu erwerben, zum Beispiel in München, Leipzig oder Plochingen bei Stuttgart", erklärt Rainer Bötsch gegenüber dieser Zeitung.

Mit einer Mehrheitsbeteiligung habe man bessere Einwirkungsmöglichkeiten auf das Netzwerk an Montagefirmen, als wenn diese nur als Subunternehmen tätig seien, so die Perspektive des Grabfelder Unternehmers. Der ist mit seiner Photovoltaikfirma in einem sehr beweglichen, stark innovativen Markt unterwegs.
Mit dem Einstieg auch bei der Firma Zählerhelden GmbH im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg zum Beispiel ergeben sich für BSH zwei Vorteile. Zum einen könne man PV-Anlagen-Kunden sofort Zählersysteme anbieten. Man müsse nicht auf den Netzbetreiber warten. Dies erspare oft ärgerliche Zeitlücken zwischen der Installation und der Inbetriebnahme der Anlage. Hier könnte auch mal ein Vierteljahr verstreichen, bis eine Anlage Sonnenenergie ins heimische Netz einspeist, weiß Bötsch.
Mit smarter Technik den preiswerten Börsenstrom nutzen
Die neueste Zählertechnik biete für Kundinnen und Kunden noch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel könne man sich für Börsenstrom entscheiden, statt für einen starren Stromvertrag. Intelligente Systeme lassen dann den Strombezug zu besonders günstigen Zeitpunkten zu. Dann werden die Stromspeicher nicht nur mit heimischer Sonnenenergie gefüllt, sondern auch mit Ökostrom zu Niedrigpreisen. Eine andere Idee: Das eigene Elektroauto kann als großer Speicher dienen, das bei Bedarf den Energiebedarf im Haushalt deckt. Die Technik dafür ist jedenfalls bereit.
Perspektiven für die erneuerbaren Energien gibt es also einige. Darum will BSH weiter "gesund wachsen", so Rainer Bötsch. Immerhin geht es um deutschlandweit rund 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, rund 150 davon im Landkreis Rhön-Grabfeld. Für den weiteren Erfolg des Unternehmens seien die Beteiligungsgeschäfte wichtig gewesen. "Und deswegen ist es in Bad Königshofen auch etwas stiller gewesen", so der BSH-Chef.

Die Branche insgesamt hat nach dem Boom 2022/2023 Einbrüche zu verkraften. Rund 180 Millionen Euro Umsatz hatte BSH 2022 erwirtschaftet, sagt Bötsch. Und weiter: "Wir sind jetzt wieder auf dem Niveau vor den Boom-Jahren." Im Grunde habe sich die Lage also wieder normalisiert.
Großeibstadts Bürgermeister Gerhard Jäger ist beruhigt
Die Ankündigung, nun 2025 mit dem Projekt Großeibstadt zu starten, kommt auch bei Großeibstadts Bürgermeister Gerhard Jäger gut an. "Die Nachricht ist schon beruhigend", so der Bürgermeister gegenüber dieser Redaktion. Vor einigen Wochen habe er das Gespräch mit Rainer Bötsch gesucht. Auch, weil die unterschiedlichsten Gerüchte über die Baupläne von BSH die Runde gemacht hätten. "Die Baugebiets-Erweiterung haben wir ja wegen BSH in Angriff genommen", sagt Jäger.
Immerhin rund 1,6 Millionen Euro hat die Gemeinde in die Erweiterung und Erschließung der Flächen investiert. Insgesamt rund sechs Hektar Fläche stehen dort zur Verfügung. Die Firma BSH, so Jäger, habe ihre vereinbarte Fläche mittlerweile erworben. Derzeit sehe es auch gut aus, dass BSH im Gewerbegebiet nicht lange alleine bleibt, freut sich das Großeibstädter Ortsoberhaupt.