120 000 Besucher sind pro Jahr auf dem Bohlensteg unterwegs, um das Schwarze Moor als eines der bedeutendsten Hochmoore in Deutschland wenn nicht gar in Mitteleuropa zu erkunden. In Zukunft könnten es noch mehr werden. Erst dieser Tage hat die Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien in Clausthal-Zellerfeld dem Moor den zugkräftigen Titel "Nationales Geotop Deutschlands" verliehen und es damit in eine Reihe von weiteren 77 Geotopen wie dem Elbsandsteingebirge oder den Kreidefelsen auf Rügen aufgenommen.
Da muss der 2240 Meter lange Bohlensteg durch das Moor in Ordnung sein, betont Klaus Spitzl nachdrücklich. Der Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön, dessen Geschäftsführer er ist, betreut das Moor, weshalb ihn die Ernennung einerseits sehr erfreut hat, andererseits ist er sich der Verantwortung für das Moor bewusst.
Und da hat der Bohlensteg, auf dem sich die Besucher nicht nur ein Bild vom Moor machen, sondern sich auch an zahlreichen Tafeln über seine Geschichte, seine seltene Tier- und Pflanzenwelt oder die Funktion zum Beispiel als wichtiger CO2-Speicher informieren können, von zentraler Bedeutung. Manchen Besuchern gefällt der morbide Charme des alten Stegs, mit seinen verwitterten, manchmal wackeligen Bohlen und den teils herausragenden Schrauben und Nägeln. Der behindere ein schnelles Fortkommen, vermittele aber auch ein Gefühl von Authentizität, Wildnis und Abenteuer, wie Besucher in sozialen Medien kommentieren. Andere wiederum beschweren sich über eben diese Zustände vehement. Für den Naturpark-Geschäftsführer ist aber klar, dass dieses wichtige Schaufenster des Biosphärenreservats möglichst vielen Interessierten vorgestellt werden soll. Und dazu ist der Bohlensteg ideal, da er die Besucherströme lenkt.
Immer reparaturanfälliger
Aber nicht nur für Spitzl steht fest, dass die Runde saniert werden muss. Auch der Wildland-Betreuer für das Schutzgebiet Lange Rhön, Torsten Kirchner, der regelmäßig Besuchergruppen durch das Moor führt, hat festgestellt, dass sich der Zustand des inzwischen 33 Jahre altes Wegs in den vergangenen fünf Jahren drastisch verschlechtert hat. Immer öfter müssen die Reparaturtrupps des Naturparks ausrücken und Schäden beheben. Und nicht zuletzt im Umweltministerium, das die Sanierung maßgeblich finanziert, stoßen die Rhöner mit ihrem Anliegen auf großes Entgegenkommen, wie Spitzl dankbar würdigt.
Schließlich ist das Projekt nicht ganz billig. Es wird mit Gesamtkosten von 1,15 Millionen Euro gerechnet. Wobei die Kosten nach dem üblichen Schlüssel für Umweltbildung in der Rhön aufgeteilt werden. Das heißt, der Freistaat trägt 90 Prozent, den Rest teilen sich der Landkreis Bad Kissingen (1,5 Prozent), der Landkreis Rhön-Grabfeld (3,5 Prozent), Wildflecken (1,4 Prozent), Oberelsbach (2,9 Prozent) und Fladungen (0,7 Prozent).
Fünf Bauabschnitte
Die Sanierungsarbeiten sind vor zwei Jahren angelaufen. Dazu wurden insgesamt fünf Bauabschnitte gebildet. Rund 320 der 2240 Meter Bohlenstegs wurden 2017 und 2018 ausgetauscht. Das ist bei einem Rundgang auch unschwer zu erkennen. Die neuen Eichen-Bohlen weisen (noch) keine Zwischenräume oder Wellen auf, womit dieser Abschnitt einfacher zu bewältigen ist.
Ab Montag, 9. September, laufen nun die Arbeiten am dritten Bauabschnitt an. Im südöstlichen Bereich werden auf 350 Metern Länge (siehe Grafik) die Bohlen samt Unterbau entfernt und ersetzt. Das hat zur Folge, dass dieser Abschnitt für etwa vier Wochen an den Werktagen gesperrt sein wird. Der Rest des Wegs bleibt begehbar. Wenn die Arbeiten an den Wochenenden ruhen, wird der neue Steg geöffnet und Besucher können sich gleich mal einen Eindruck verschaffen, wie gut die Sanierung vorankommt und ob sie gelungen ist. Die Dauer der Arbeiten, darauf macht der Naturpark-Geschäftsführer aufmerksam, wird stark von der Witterung abhängen. Die endgültige Freigabe des Wegs soll dann rechtzeitig bekanntgegeben werden. Da es in der Vergangenheit immer mal Nachfragen nach den alten Bohlen gab, weist Spitzl darauf hin, dass für deren Abtransport und mögliche Verwertung die Baufirma zuständig ist.
Im kommenden Jahr sollen dann zwei weitere Teilabschnitte angegangen werden, die Spitzl besonders am Herzen liegen. Wenn die davon betroffenen 730 Meter des Bohlenstegs im nördlichen Bereich ausgewechselt sind, sollte die kleine Runde durchs Moor auch für Rollstuhlfahrer einigermaßen komfortabel zu bewältigen sein. Aufgrund der vielen Unebenheiten ist das derzeit eher schwierig. Ein letzter, größerer Abschnitt 2021 soll die Sanierung dann abschließen.
Sorgen über den Zustand des Moores
Während der Steg durch das Moor also in den nächsten Jahren absehbar in einen guten Zustand versetzt wird, bereitet ein anderes Thema Verantwortlichen wie Spitzl und Kirchner Sorgen: der Zustand des Moores. Denn auch es leidet unter dem Klimawandel und der damit verbundenen, zunehmenden Trockenheit. Manche Gräben, in denen sonst immer Wasser stand, sind derzeit ausgetrocknet. Und auch die Vegetation ändert sich. So nimmt der Bestand an Bäumen, die dem Moor zusätzlich Wasser entziehen, zu. Welche Maßnahmen dagegen unternommen werden können und sollen, muss allerdings erst noch geklärt werden. Und die Frage, ob man der Veränderung des Hochmoors zusehen oder eingreifen soll, muss wohl die Entscheidungsträger künftig beschäftigen. Zunächst steht aber erst noch der Abschluss der Sanierung des Stegs an.
Geführte Wanderungen durch das Schwarze Moor werden bis Ende Oktober an jedem Sonntag jeweils um 10 Uhr angeboten. Auf dieser zweistündigen Wanderung über den 2,4 Kilometer langen Holzbohlensteg gibt es Informationen über Flora, Fauna und Entstehung des Moores. Treffpunkt ist jeweils der Steinerne Torbogen vor dem Eingang zum Schwarzen Moor. Erwachsene zahlen drei, Kinder einen Euro.