"Das Biodiversitätszentrum Rhön in Bischofsheim ist eine Riesenchance für die Rhön", diese Einschätzung war Grund für Landrat Thomas Habermann, die bisherige Entwicklung und den aktuellen Stand dieses wissenschaftlichen Großprojektes im Umweltausschuss des Kreistags ausführlich vorzustellen.
Zwar sei im vergangenen Sommer vom Kabinett zugesichert worden, ein Biodiversitätszentrum für die Stärkung der Biodiversität der Mittelgebirgslandschaft Bayerische Rhön in Bischofsheim einzurichten, so Habermann. Nach der Landtagswahl sei es aber zu einem Wechsel im Umweltministerium von der CSU zu den Freien Wählern und von Marcel Huber zu Thorsten Glauber gekommen. Damit sei zunächst unklar gewesen, ob die bisherigen Beschlüsse noch bindend waren.
Kontakt mit dem Ministerpräsident
Im Zuge der Beratungen für den Haushalt sei dann bekannt geworden, dass zunächst keine Mittel für die Einrichtung des Biodiversitätszentrums in Bischofsheim vorgesehen waren. Er habe daraufhin sowohl mit dem Ministerpräsidenten als auch mit dem Umweltministerium Kontakt aufgenommen, um an die 2018 gemachten Zusagen der Staatsregierung zu erinnern und gebeten, die Finanzierung sicherzustellen, berichtete Habermann.
Bei persönlichen Gesprächen im Umweltministerium, sei ihm dann die entsprechende Unterstützung zugesagt worden. Im Haushaltsbeschluss des Kabinetts, der nun noch vom Landtag verabschiedet werden muss, seien nun die notwendigen Gelder eingestellt. Demnach soll der Aufbau des Biodiversitätszentrums 2019 und 2020 mit insgesamt rund 4,1 Millionen Euro vorangebracht werden. Weiter wurden für 2019 und 2020 über Verpflichtungsermächtigungen Investitionen von jeweils bis zu 10,5 Millionen Euro für künftige Jahre ermöglicht.
Drei Naturräume
Das bayerische Konzept sehe vor, dass unter dem Dach des Artenschutzzentrums in Augsburg für die drei vorherrschenden Naturräume in Bayern dezentral drei Zentren eingerichtet würden: für den alpinen Bereich im Allgäu, für den Bereich Flüsse und Gewässer an der Donau und für den Bereich Mittelgebirgslandschaften in Bischofsheim. Der Landrat verwies darauf, dass es sich dabei um eine Ausweitung der Zuständigkeit handle. Sei zunächst nur von der "Mittelgebirgslandschaft bayerische Rhön" die Rede gewesen, sei es nunmehr Aufgabe des Biodiversitätszentrums in Bischofsheim, die Stärkung der Biodiversität aller bayerischen Mittelgebirge voranzubringen.
In Bischofsheim, so Habermann zum inhaltlichen Konzept, solle keine Grundlagenforschung, sondern angewandte Wissenschaft betrieben werden. Hier sollen im Sinne der Artenvielfalt wissenschaftliche Projekt entwickelt werden, die in Feldversuchen in der Rhön und daüber hinaus auch im Grabfeld konkret angewendet und erprobt werden. Dass eine Anbindung an eine Universität wünschenswert sei, wie sein Stellvertreter Peter Suckfüll forderte, bestätigte auch Thomas Habermann. Allerdings sei das eine Aufgabe, die erst in der Zukunft angegangen werden soll.
Das neue Zentrum sei keine Konkurrenz zum Biosphärenreservat, sondern eine wertvolle Ergänzung, stellte der Landrat weiter fest. Im Gegenteil gewinne das Biosphärenreservat an Qualität, wenn eine solche Einrichtung in seinem Bereich enstehe. Nicht zuletzt bringe das neue Zentrum auch neue Finanzierungsmodelle in die Rhön, die über die klassische Förderung hinausgehen. Schließlich müssten die wissenschaftlichen Untersuchungen und Tests entsprechend finanziert werden.
Stellenausschreibung geplatzt
Eine Stellenausschreibung für das Projektmanagement zur Einrichtung des Biodiversitätszentrums sei nicht erfolgreich gewesen, da der ausgewählte Bewerber seine Bewerbung kurzfristig wieder zurückgezogen hatte. Eine neue Stellenausschreibung sei derzeit in Vorbereitung. In einem ersten Schritt sollen dann bis zu acht Mitarbeiter eingestellt werden. Laut dem bisherigen Kabinettsbeschluss sollen in Bischofsheim insgesamt etwa 20 neue Stellen entstehen.
Für das Konzept des neuen Wissenschaftszentrums werde eine Arbeitsgruppe eingerichtet, an der neben Vertretern des Umweltministeriums, des Landesamtes für Umwelt, der Regierung unter anderem auch der Landkreis, die Stadt Bischofsheim und das Biosphärenreservat beteiligt sein werden. Eine erste Sitzung soll zur Karwoche in der Rhön stattfinden. Auch wenn Habermann nicht genauer darauf eingehen wollte, erklärte er, dass man bei der Liegenschaft, an der das neue Zentrum in Bischofsheim enstehen soll, auf einem gut Weg sei.