Sie alle wissen, die Welt ist komplex. Und eigentlich - ja eigentlich - sind sie keine Freunde von einfachen Handlungsanweisungen. Dennoch sind Claudia Hartmann, Angela Schaßberger, Hans Schöneberg, Klaus Zimmer, Dietmar May, Eberhard Räder und André Nöthling, allesamt renommierte Biobauern aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, an diesem Nachmittag zusammengekommen, um genau das zu tun: Die Werbetrommel für das Volksbegehren "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" zu rühren. "Unterschreiben!", lautet ihre klare Handlungsempfehlung an ihr Umfeld. Sie sprechen damit nicht für alle, aber doch - wie sie sagen - für die große Mehrheit der Biobauern im Landkreis.
Die Ursachen des Artensterbens mögen vielfältig sein, räumt Eberhard Räder, Biobauer aus Bastheim, ein. Aber er weiß auch: Ohne die Landwirtschaft, die fast 47 Prozent der Landesfläche ausmacht, kann man es nicht stoppen. Das Volksbegehren empfindet er nicht als "gegen die Landwirtschaft" gerichtet. Vielmehr solle mit den Landwirten etwas für die Artenvielfalt getan werden. Und sie als Landwirte, sagt Kollege André Nöthling aus Willmars, "wollen sich eben nicht wegducken".
Hans Schöneberg aus Irmelshausen bringt es auf den Punkt: "Es ist ganz einfach: Ohne die Natur können wir nicht wirtschaften. Auch der konventionell arbeitende Kollege kann dann nicht mehr wirtschaften." Für ihn ist der Fall eindeutig: "Wir sprechen von einem existenzbedrohenden Problem!"
Biodiversitätsverlust als drängendstes ökologisches Problem
Laut Forschern, zitieren die Bio-Bauern, liege der Rückgang der Insekten bei 75 Prozent, der von Vögeln bei 50 Prozent. "Der Biodiversitätsverlust ist das drängendste ökologische Problem", erklärt denn auch die Managerin der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld, Corinna Ullrich, die beim Treffen der ARGE-Sprecher nicht fehlten wollte. Sie vergleicht ein intaktes Ökosystem mit einem funktionierenden Immunsystem: "Während der Klimawandel den Artenverlust noch zusätzlich vorantreibt, sind andererseits nur intakte Ökosysteme mit einer hohen Diversität in der Lage, sich an die schnell ändernden Umweltbedingungen anzupassen."
Für Klaus Zimmer aus Wollbach, Claudia Hartmann aus Weisbach und Angela Schaßberger aus Großbardorf ist der Fall klar: "Da müssen wir als Biobauern Flagge zeigen." Derzeit gibt es in Rhön-Grabfeld 138 ökologisch wirtschaftende Betriebe, der Anteil der Bio-Landwirte läge bei circa 14 Prozent, so Ullrich. Ein wichtiges Ziel des Volksbegehrens ist in Zimmers, Hartmanns und Schaßbergers Augen, dass vermehrt Naturschutz-Aspekte in die Ausbildung der Landwirte aufgenommen werden sollen.
Rhön-Grabfeld als gefährdetes Paradies
Wie viel ein Landwirt mit relativ wenig Aufwand für die Artenvielfalt tun kann, zeigt Klaus Zimmer im Anschluss an das Pressegespräch seinen Kollegen. Angrenzend an seinen Acker auf dem Lebenhaner Berg in Wollbacher Gemarkung hatte er bereits vor zwanzig Jahren mit einer Schulklasse eine Hecke gepflanzt. Heute ist sie Rückzugsort für viele Vögel und Insekten.
Optisch gesehen sei Rhön-Grabfeld wunderschön. "Bei uns wäre in punkto Biodiversität sicher noch was zu retten", ist Angela Schaßberger überzeugt. Ewig heile bleibe die Welt aber auch in Rhön-Grabfeld nicht. "Wir sind ein sehr gefährdetes Paradies", ist Schöneberg sicher.
So klar das mit dem Volksbegehren also zumindest für die Sprecher der ARGE Bio-Bauern ist, aus ihrem Umfeld werde ihnen Verwirrung signalisiert. Gerade in den letzten Tage würden sie vermehrt aus dem Kunden- und Bekanntenkreis angesprochen, wie sich denn die Bio-Bauern in punkto Volksbegehren positionieren.
Konstruktive Diskussion statt Verunsicherung
Möglich, sagen die Sprecher der ARGE, dass das mit der Kritik des Bauernverbands am Volksbegehren zusammenhänge. Besonders aktiv sei der Bauernverband in den sozialen Medien. Letztlich entschlossen sich die Biobauern auch deshalb an die Öffentlichkeit zu gehen: Als unglücklich empfänden sie es nämlich, wenn Ängste und Verunsicherung geschürt würden. "Niemand soll enteignet, keine Betriebe zwangsumgestellt werden", stellt Eberhard Räder für die Initiatoren des Volksbegehrens klar. Den Rhön-Grabfelder Biobauern, vereinzelt sind sie Mitglieder im Bauernverband, ist es wichtig zu betonen, dass sie keine Spaltung mit den konventionell arbeitenden Landwirten Rhön-Grabfelds wollen. Dennoch sei es ihnen wichtig, in diesem Punkt Position zu beziehen.
Über den ein oder anderen handwerklichen Fehler, den der Gesetzesentwurf sicher noch habe, könne er hinwegsehen, sagt Räder. Denn: Wie der Gesetzesentwurf letztlich umgesetzt wird, ist dann Sache der politischen Gremien." Kommt es zum Volksentscheid, kann der Landtag einen Gegenentwurf zur Abstimmung stellen", erklärt Corinna Ullrich. "Kritiker des Gesetzesentwurfs können sich dann konstruktiv an einem Gegenentwurf beteiligen."
"Letztlich soll das Volksbegehren dazu führen, dass mehr Gelder für Umwelt- und Naturschutzleistungen bereit gestellt werden. Den Landwirten soll erleichtert werden, eine naturschutzgerechte Bewirtschaftung durchzuführen", so die Ökomodellregions-Managerin.
Dietmar May findet es gut, dass die Bürger nun die Politik zum Handeln auffordern können. Gleichzeitig findet er aber auch, dass die "Begehrenden" selbst dadurch gefordert sind, durch ein verändertes Einkaufsverhalten hin zu mehr "Bio" etwas für den Erhalt "unserer grandiosen, aber auch gefährdeten Schöpfung beizutragen". Die Zusammenhänge sind für May klar: "Was heute der Verbraucher durch die Billig-Ernährung einspart, zahlt morgen der Steuerzahler, wenn Stürme, Hochwasser, Trockenheits-Schäden und Trinkwasseraufbereitung ihren Tribut fordern. Was Großväter heute beim Essenseinkauf einsparen, zahlen übermorgen die Enkel, die in einer verstummten Umwelt, die aufgrund mangelnder Bestäubungsleistung knapp gewordenen Lebensmittel teuer bezahlen müssen."
Natürlich sind die vielen Unterschriften auch ein Bekunden der Bürger, daß diese verfehlte Politk so nicht weitergehen kann. Die CSU ist seit ewig langer Zeit an der REgierung. Außer Grünenbashing zu betreiben hat sie viel zu wenig für die Umwelt getan. Das Ergebnis haben wir jetzt. Ohne Druck aus der Bevölkerung und mehr grüner Vertreter im Parlament tut sich in Bayern nicht.
Eine Partei die außer Verbote, Vorschriften und bewussten Falschinformationen oder auch einem Vorsitzenden der Anderen die Demokratie abspricht ist unseriös! Und dass die Unterschriften durch eine Mobilisierung der Stammwählerschaft zustande kommen soll, dann frage ich mich, warum nicht noch mehr unterschreiben haben. Warum wohl unterschreiben die Grünwähler nicht?
Offensichtlich sind einige der sogenannten Bio-Bauern grün verblendete Hardliner, denen ihr Berufsstand vollkommen egal ist. Denn es geht nicht um die CSU und den Bauernverband (was unterste Schublade ist, so zu argumentieren u zu poltern) Es geht um die Landwirtschaft (JA) und um die Natur in der Zukunft. Denen ist es egal, welcher Partei eine Biene oder Blume angehört. Es geht um das zusammenwirken. Und es ist wirklich heuchlerisch sich so hinzustellen!