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Ostheim
Ostheim wird zum Trüffelparadies: Wie sich Landwirt Tim Ritter einen neuen Geschäftszweig aufbauen will
Auf dem Biohof Ritter entsteht eine Trüffelplantage. Warum es dafür Haselnussbäume braucht und auch die Puten im Freigehege vom neuen Anbau profitieren.
Tim Ritter plant eine Trüffelplantage auf dem heimischen Biohof in Ostheim. Die 380 Bäume werden im Putenauslauf (im Hintergrund) gepflanzt, tierische Wächter sind da gleich inklusive.
Foto: Simone Stock | Tim Ritter plant eine Trüffelplantage auf dem heimischen Biohof in Ostheim. Die 380 Bäume werden im Putenauslauf (im Hintergrund) gepflanzt, tierische Wächter sind da gleich inklusive.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:53 Uhr

Trüffel in der Rhön? Und dann noch in zertifiziertem Bio-Anbau? Kann das funktionieren? "Klar", sagt Landwirt Tim Ritter selbstbewusst und plant gleich eine ganze Trüffelplantage auf dem heimischen Biohof in Ostheim. Der 25-Jährige ist von seinem neuen Projekt überzeugt: "Die Bodenbeschaffenheit passt, das Klima ist auch kein Problem." In ein paar Jahren will er die erste Ernte einfahren. Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun. 

380 Haselnussbäume hat der junge Bio-Bauer bereits angeschafft. Derzeit werden die Bäumchen, die Ritter von der sonnigen Cote d'Azur nach Ostheim geholt hat, noch in Blumentöpfen auf dem elterlichen Hof gehegt und gepflegt. Sie tragen wertvolles Gut: Die Wurzeln der Pflanzen wurden mit Trüffelpilzsporen geimpft, die Haselnuss selbst dient als Wirtsbaum.

Bevor sie im kommenden Frühjahr in den Ostheimer Boden kommen, werden die bis zu 60 Zentimeter großen Bäumchen im Herbst in einem Fachbetrieb in Baden-Württemberg veredelt. Denn Tim Ritter will gleich zweimal ernten: hochwertige Haselnüsse und schmackhafte Burgundertrüffel. 

Warum passen Putenhaltung und Haselnussanbau so gut zusammen?

Am Standort der geplanten Trüffel-Plantage schließt sich der Kreis: Die 380 Bäume werden im Putenauslauf des Biohofs gepflanzt und erfüllen, so quasi nebenbei, noch eine wichtige Funktion für die Tiere: Sie bieten Schutz und spenden Schatten. Im Gegenzug halten die Puten das Gras zwischen den Haselnuss-Trüffel-Bäumen kurz. Den Dünger fürs gute Wachstum liefert das Federvieh dabei gleich mit. 

Tim Ritter inmitten seiner Haselnussbäumchen: Noch stecken die jungen Pflanzen in Blumentöpfen, im Herbst sollen sie in einem Fachbetrieb veredelt werden. Im nächsten Frühjahr werden sie in Ostheimer Boden gepflanzt.
Foto: Simone Stock | Tim Ritter inmitten seiner Haselnussbäumchen: Noch stecken die jungen Pflanzen in Blumentöpfen, im Herbst sollen sie in einem Fachbetrieb veredelt werden. Im nächsten Frühjahr werden sie in Ostheimer Boden gepflanzt.

Doch wie kam der 25-Jährige überhaupt auf die Idee, die feinschmeckenden Edelpilze in der Rhön anzubauen? Am Anfang ging es um die Haselnuss, verrät Tim Ritter, der auf dem heimischen Biohof für den Geflügelbereich zuständig ist. Im Rahmen eines Stipendiums in den USA hatte er entdeckt, wie gut Putenhaltung und Haselnussanbau zusammenpassen. Und gleich einen neuen Geschäftszweig für sich zu Hause ausgemacht.

Mit Trüffelsuchhunden geht es in die Plantage

Alexander Trost, ein Freund der Familie, brachte dann einen neuen Gedanken ins Spiel: Da sich Haselnussbäume auch gut zur Produktion von Edelpilzen eignen, solle Tim Ritter doch einmal 50 Testbäume für Trüffel einpflanzen. Der Vorschlag war nicht ganz uneigennützig: Trost besitzt zwei Trüffelsuchhunde und könnte künftig ein Übungsgelände direkt vor der Haustür nutzen.    

Mit 50 Bäumen wollte sich Tim Ritter aber letztlich nicht genügen. Vater Martin gab als Devise mindestens 200 Bäume aus. Fast die doppelte Menge hat sich der 25-Jährige jetzt als Grundstock für sein Projekt eingekauft. Ein Hektar ist die künftige Anbaufläche in Sichtweite des Biohofs Ritter groß. Und kann bei Erfolg jederzeit erweitert werden, blickt der Erzeuger schon voraus.

Bäumchen haben den Umzug von Monaco in die Rhön gut überstanden

Dass der Boden für den Anbau der Burgundertrüffel geeignet ist, hat der junge Landwirt nach einer Probenauswertung schwarz auf weiß von einem Speziallabor in Bordeaux bestätigt bekommen. Da auch die Bäumchen den Umzug vom sonnigen Monaco in Rhöner Gefilde gut überstanden haben, ist Tim Ritter zuversichtlich, dass bis zur Veredelung der Bäume alles glattgeht.

Wenn die Haselnussbäume mit den Pilzsporen in den Wurzeln dann im Frühjahr 2023 gesetzt werden, ist Spannung angesagt. Wie entwickeln sich die Bäume, wie wird der Haselnuss-Ertrag und vor allem: Wächst das schwarze Gold, wie die Edelpilze auch genannt werden, im Untergrund? 

Mit Spannung erwartet: Wann gibt es die erste Ernte?

Wann die erste Ernte eingefahren werden kann, darauf ist auch der junge Unternehmer gespannt. Mindestens sechs Jahre wird es dauern, bis die ersten Burgundertrüffel aus dem Rhöner Boden geholt werden können, schätzt Ritter. Dabei vertraut er auf einen tierischen Helfer: "Die Suchhunde werden es erschnüffeln, wann es die ersten Rhöner Trüffel gibt", sagt er verschmitzt. Und die 3000 Bio-Puten, die sich zwischen den Bäumchen tummeln, fungieren dabei auch gleich als tierische Wächter für die kostbaren Knollen im Boden.

Die ersten Haselnüsse will Tim Ritter in drei bis vier Jahren ernten. Und damit seinen selbst kreierten Eierlikör aus Wachteleiern verfeinern. Die Angebotspalette im Hofladen der Ritters wird damit eindeutig in Richtung Feinschmeckerecke erweitert. Ebenso der Ostheimer Regionalmarkt, für den der junge Landwirt ebenfalls als Ideengeber gilt.

Die erste Naturland-zertifizierte Bio-Trüffelplantage in Deutschland

Dass die Edelpilze Bio-Qualität haben, ist für Tim Ritter selbstverständlich. Schließlich muss sein neues Projekt zum elterlichen Biohof passen. Er ist stolz darauf, dass er nach einer Zertifizierung vor Ort die erste Naturland-zertifizierte Bio-Trüffelplantage in Deutschland betreiben wird. Das honoriert auch die Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld, die das Projekt in diesem Jahr mit einer Kleinprojekt-Förderung von bis zu 10.000 Euro unterstützt.

Deren Managerin Maike Hamacher ist begeistert von der Idee des jungen Ostheimers und sieht die Förderung gut angelegt. "Es zeigt, dass die Stärkung des Öko-Landbaus – vom Acker auf den Teller – keine leere Forderung ist. Und das Geld kommt dort an, wo etwas bewegt wird – bei den Betrieben vor Ort."

 
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